aus: Rokko´s Adventures No.7
(erschienen im Juni 2010)
Text und Interview: Michael Grimm, Rokko
Photos © Klaus Pichler
EVOLVER-Coverphoto © Tom Medwell
(* 8. August 1962, † 17. Juni 2010)
Er verpraßte das Millionenerbe seines Vaters und stürzte sich in die Abhängigkeit von Crack und Heroin. Zur Kontemplation arbeitete er als Nutte, 2000 ließ er sich kreuzigen. Über einen Mann, der auszog, ein Dandy zu sein.
08.07.2010
"I have decided to stop living on account of the cost."
Mit dieser Selbstmordnotiz werden die letzten Seiten von Sebastian Horsleys unautorisierter Autobiographie "Dandy in the Underworld" (Sceptre, 2007) eingeleitet: "Wie alle Dandies wissen, die etwas auf sich halten, sind Selbstmorde die Aristokraten unter den Todesarten. Sie repräsentieren einen Triumph des Stils über das Leben. Meine Existenz ist ein Kunstwerk. Sie verdient einen Rahmen - und sei es nur, damit man sie von der Tapete unterscheiden kann. Selbstmord wird gut aussehen. Er wird zu den Möbeln passen. Nicht, daß ich noch viele Möbel hätte. Ich habe mich mein ganzes Leben lang wie eine Klofrau benommen, die gerade in der Lotterie gewonnen hat. Nun, das Schicksal hat jetzt seinen Nachttopf über meinem Kopf ausgeleert. Ich bin nahezu bankrott. Ich habe Geld verpraßt wie Liebe. Und jetzt befinde ich mich in der nervenaufreibenden Position, ein Reicher ohne Bargeld zu sein."
Diese Aura trägt der in SoHo (London) lebende Horsley auch mit sich, als er zum Interview in die Kellerräumlichkeiten des Wiener Konzerthauses herantänzelt. Ungeschminkt und schmucklos, weißes Hemd, sonst ganz in schwarz: billige Stiefeletten, Frack und ein großer Zylinder - man wartet vergeblich auf das weiße Kaninchen, das er herauszaubert. Der rote Nagellack seiner Finger ist perfekt mit dem blassen Rot seiner Krawatte abgestimmt. Freundlich und graziös begrüßt er die handvoll anwesenden Angestellten des brut-Theaters. Dazwischen fließen Aphorismen aus der exaltierten Silhouette einer längst vergangenen Zeit: "Ein wahrer Dandy wird seinen Geist niemals der Rohheit der Realität preisgeben. Er weiß, daß Kunst mit der Illusion von Bedeutung die höchste Vollendung im Leben darstellt."
Und schon posiert er für den Fotografen: "Ich bin ein Mensch mit billigem Geschmack, und ohne erkennbare Mittel, ihn mir zu leisten."
Als die Dame vom Blumenbar-Verlag, die für Horsleys Wohlergehen die Verantwortung trägt, ihm erklärt, er solle nach dem Interview - alleine - mit einem Taxi ins Hotel zurückfahren, wirkt er plötzlich so verloren und fragil, daß man glaubt, Glas splittern zu hören. "Man ist nie so glücklich oder unglücklich, wie man es sich vorstellt. Ich bin glücklich, weil ich die Grenzen des Glücks erkannt habe. Glücklich im Bewußtsein, daß es kein echtes Glück gibt."
Gesenkten Hauptes sitzt er da und spielt mit seinen Handschuhen. Fast schelmisch richtet er dann seine ersten Worte direkt an uns: "Wo ist in Wien das Rotlichtviertel?"
Von der Stadt hat er außer dem Hotelzimmer und der Taxiinnenfront noch nichts gesehen, wie er stolz erzählt: "Ich reise, um gesehen zu werden, nicht, um zu sehen. Meine Vorstellung von Reisen ist, auf einem Diwan zu liegen, während jemand die Landschaft an mir vorbeiträgt" - einer jener Sinnsprüche, die er später auf der Bühne nochmals zu Gehör bringen wird. Seine scheinbare Spontaneität ist durchprogrammiert, langfristig inszeniert: Horsleys verletzliche Seele mußte sich erst einen Mythos um die eigene Person aufbauen, um die Existenz ertragbar zu machen. Indem der eigentlich einsame und unsichere Geselle einen hochmütigen Nimbus als Schutzschild verwendet, nimmt er im Moment der Inszenierung jede potentielle Angriffsfläche vom Radarbildschirm und läßt eine starke, eloquente Persönlichkeit brillieren. Man könnte Horsley als schizophrenen Charakter bezeichnen, allerdings nicht in pathologischer Weise, sondern in jener Auslegung, die es erlaubt, verschiedene Lebensweisen unter einen Hut zu bringen, widersprüchliche Persönlichkeitszüge je nach Laune und Notwendigkeit auszuleben. Jeden Einwand kann er mit mindestens einem entwaffnenden Axiom kontern, das Minenfeld der eigenen Ängste hat Horsley zumindest innerhalb des sichtbaren Rahmens erfolgreich entschärft und zu einem harmlosen Spielplatz seines Vorzeigecharakters verwandelt. Diese scheinbar streng durchkonjugierte Willkür ist jedoch sympathisch, weil Horsley das Dandytum nicht nach doktrinären Regeln auslegt, sondern immer die Verneinung und das Unerwartete betont: Widerspruch ist Kern seiner Existenz.
"Death would be the birth of me."
Um 21 Uhr wird das Publikum mit einem Video von Horsleys Kreuzigung auf den Philippinen eingestimmt. 2000 wollte er die dort gängige religiöse Praktik am eigenen Leib spüren, und zwar im tatsächlichen Sinn des Wortes: Während es üblich ist, sich nur unter Betäubung ans Kreuz schlagen zu lassen, verzichtete Horsley ausdrücklich auf diesen Wahrnehmungs- und Schmerzensfilter. Sein edles Vorhaben ging jedoch gründlich schief: Noch am Holz hängend fällt Horsley in Ohnmacht, dann bricht die Konstruktion in sich zusammen und sein dünnhäutiger, nur mit einem Lendenschurz bedeckter Körper landet ohne jede Grazie auf dem Boden. Daraufhin schoß ihm der Filmtitel "Gibt es Gott, oder bin ich zu fett?" ein, und nun, längst wieder genesen, swingt Horsley selbstbewußt auf die Bühne und meint: "Jesus wurde gekreuzigt, um die Menschheit zu retten. Ich war gekreuzigt worden, um meine Karriere zu retten. Meiner Ansicht nach hatte keiner von uns beiden großen Erfolg."
Laut Eigenangabe beherrscht er kein Deutsch, bloß zwei Worte will er in dieser Sprache kennen: "Sebastian" und "Horsley". "Aber ich kann auf Deutsch schweigen." Doch das Schweigen hält nicht lange an: "Ich muß sagen, die Deutschen sind mein zweitliebstes Volk. Mein Lieblingsvolk: alle anderen." Mit einer weiteren, mißverstandenen Provokation bezüglich Hitler ist das Publikum so irritiert, daß es fortan im Gegenrhythmus zu seiner Performance immer einen Moment vor oder nach der eigentlichen Pointe lacht - was ihn wiederum anspornt. Die Zuschauer meinen, in jedem seiner Worte Ironie zu schnuppern und deshalb ungestraft lachen zu dürfen - dabei ist vieles von dem, was Horsley erzählt, nicht als Witz gedacht. Sein - möglicherweise zu - dichtes Programm ist eine mit subtilen Anspielungen vollgestopfte Hechelei nach Anerkennung. "Sebastian Horsley ist ein Perverser, der für alles steht, woran die britische Gesellschaft heute krankt." Wie ein Ketzer zitiert er seine Kritiker: "Er ist ein Trottel ... ein Wichser. Ein unerträglicher Kretin." Seine Stimme überschlägt sich: "Ein emotional infantiler, verzogener Fratz, ein langweiliger Angeber, er hat weniger Talent als ein benütztes Kondom." Und schon im nächsten Moment bricht seine Schüchternheit wieder durch: "Ich bin ein wenig sensibel - ich fühle mich übergangen, wenn mich eine Epidemie verschont."
Der Abend geht fast kabarettistisch weiter, jeder Anflug von Ernst wird von der Zuhörerschaft weggelacht. In seine Harmlosigkeit fügt sich auch jene Tatsache, daß er in seinem Leben noch nie einen Kampf hatte, wie er im Interview, nicht auf der Bühne, erzählt: "Ich würde so etwas nicht tun, ich würde nie jemanden schlagen." Vielleicht, weil sich das für einen Dandy nicht schickt? "Ein Grund mehr für einen Kampf! Du kannst Dich verändern, tun, was du willst, es gibt dafür keine Zulassung. Tu nie, was man von dir erwartet - diese Philosophie funktioniert. Von allem, was du über dich selbst sagst, kannst du das Gegenteil behaupten - das ist das Grundlegende. Was du für deine Meinung hältst, ist bloß eine Ansammlung von Vorurteilen, die du dir bis zum 20. Lebensjahr zugelegt hast. Was auf der einen Seite des Berges richtig ist, ist falsch auf der anderen. Wie sähe es aus, wenn wir in einer anderen Zeit, einer anderen Kultur geboren wären? Wir würden es gut finden, kleine Kinder zu ficken. Wir würden es gut finden, einander zu essen. Adolf fand, es wäre gut, die Hälfte der Menschheit auszuradieren - da stimme ich ihm zu. Wenn wir unseren Geist befreien wollen, müssen wir alles auf den Kopf stellen. Nur in Extremsituationen zeigt sich die Realität - das ist es, was mich interessiert. Stell dir vor, du erwürgst jemanden, und das Leben verläßt ihn langsam - an diesem Punkt weißt du, daß deine Botschaft angekommen ist und verstanden wird. Das weiß man nicht, wenn jemand ein Buch liest oder ein Bild betrachtet - dann hat man keine Ahnung."
Dem Versuch, über Buchstaben direkte Kommunikation herzustellen, kann er trotzdem nicht widerstehen, geht dabei aber schonungslos ehrlich mit sich selbst ins Gericht: "Ich bin ein professioneller Plagiator. Ich stehle von allen und jedem und überall. Plagiieren ist eine Kunst: die Kunst, Diebe zu bestehlen." Jean-Luc Godard meinte einmal, daß es nicht darauf ankommt, woher man etwas nimmt, sondern darauf, wohin man es bringt - was nur dann funktioniert, wenn man sich die Latte im Arbeits-, Auswahl-, und Verarbeitungsprozeß sehr hoch legt. Oder kann sich noch jemand an Fräulein Hegemann erinnern? Das rauchende Kind?
Für seine Kampfunfähigkeit scheint Horsley in Jimmy Boyle die Ergänzung gefunden haben: Laut Eigenangaben ließ er sich von diesem einstmaligen Gangster, verurteilten Mörder und nunmehrigen Künstler ficken und die Gefahren des Lebens zeigen. Boyle ist weg, Horsleys Ausgleichsprogramm minimiert: "Ich habe eine Waffe zu Hause, und es wurde mit meiner eigenen Waffe auf mich geschossen, in meinem eigenen Heim, von einer Prostituierten. Sie wußte nicht, daß sie echt und geladen war. Sie schoß, und die Kugel traf meinen Kopf. Ich war ganz ruhig - ich stand damals unter Drogen -, ich war sehr zufrieden damit. Ich mochte Mord schon immer, weil ich einen Selbstmordkomplex habe. Sollte mich jemand ermorden, würde ich denken: nun, du hast mir einen Gefallen getan."
"Acting like a pig, feeling like a God."
"Die Jungen investieren viel Geld, um billig auszusehen. Aber ich begrüße das. Wir können nicht alle Stars sein, schließlich muß ja auch irgendwer am Rand sitzen und klatschen, wenn ich vorbeigehe." - Dandytum ist kein Urlaub von der bürgerlichen Existenz. Es ist eine Antwort auf das Leid und auf die Schmerzen. Dinge wie Kleidung oder andere Äußerlichkeiten spielen zwar eine Rolle, werden in der öffentlichen Wahrnehmung auf einen Dandy aber vollkommen überschätzt. Gar nicht unterschätzen kann man dagegen den philosophischen Aspekt: "Dandytum ist eine Lüge, die die Wahrheit enthüllt, und die Wahrheit ist, daß wir alle das sind, was wir zu sein vorgeben." Horsley sieht die Welt aus ironischer Perspektive und lebt alles, was er findet, bis ins lächerliche Detail aus. Seine Darstellungsmöglichkeit ist die Pose. Er ist ein Moralist in der Pose des Morallosen. Ein nutzloses Wesen, das dadurch einen Nutzen bekommt.
"Ich nenne mich nicht gern Künstler. Ich nenne mich nicht gern Schriftsteller - ich schäme mich irgendwie, mich so zu nennen. Ich bin ein Dandy, und das Gute daran ist: man kann dabei nichts falsch machen; es ist bereits ein Erfolg, einer zu sein ... Echte Dandies sind sehr selten. Der Grund liegt darin, daß diese Lebensweise eine Art Märtyrerdasein ist; man muß all die Dinge aufgeben, die andere Leute haben und erstreben: Liebe, Glück, Besitztümer, Geld, Karriere, Kinder, Beruf - all die Dinge, die nicht zählen."
Hinter Horsleys Dandytum verbirgt sich außerdem die Seele eines gescheiterten Musikers, der in dieser Disziplin vergeblich nach einer eigenen Handschrift suchte: "Es war Mist, ich war zu nett. Ich konnte nicht gitarrespielen; ich machte so schlechte Aufnahmen, daß ich gar nicht verstehe, warum sie nicht erfolgreich waren." Was blieb, ist ein ausgesuchter Musikgeschmack. Marc Bolan (von dem er Dandy in the Underworld für seinen Buchtitel klaute) war sein erster Hero, zu seinen Favoriten zählen weiters die Sex Pistols (laut seinen Aufzeichnungen schlich er einmal in die offenstehende Wohnung von Johnny Rotten und ließ ein Poster mitgehen), KISS, Captain Beefheart, David Bowie und die Pixies. "Die Aufgabe der Musik ist es, uns von der Tyrannei bewußten Denkens zu befreien. Die bewegendsten Momente im Leben finden sich ohne Worte. Was man mit Worten erklären kann, sind nur die Wellen, die Gischt an der Oberfläche. Musik aber befindet sich unterhalb, in der stillen Tiefe des Unaussprechlichen. Am liebsten habe ich Heavy Metal; Leute wie Tom Waits kann ich nicht ausstehen. Heavy Metal geht raus und wackelt mit dem Arsch, es ist die reinste Form von Musik. Ich liebe Musik, und ich wäre liebend gern imstande, gute Musik zu machen. Aber ich kenne Musiker - und die wollen alle Künstler und Schriftsteller sein!"
Horsley sitzt bereits seit einer guten Stunde auf der Bühne, präsentiert sich und unterhält das Publikum. Sein Programm neigt sich langsam dem Ende zu. "Heroin gibt dir das Gefühl, eine Seerose in einer chinesischen Lagune zu sein", zitiert ein an diesem Abend in Nüchternheit zu ersticken drohender Horsley Whore´sleys Worte. Er weiß nach mehreren Entziehungskuren natürlich, wovon er spricht. Seiner Meinung nach sind nicht die Drogen das Problem. Das Problem ist das Leben. Die Drogen sind die Lösung. Und schon wechselt er zum nächsten Thema: "In meiner romantischen Sichtweise mag eine Frau als Hure oder Bettlerin auftreten, doch sie kann nie weniger als eine Dame sein."
Die Show ist vorbei, das Publikum applaudiert freundlich. Horsley setzt sich auf die Couch und wartet, so als ob nun das Publikum ihm etwas zu bieten hätte. Er gibt zwei, drei Autogramme, der Raum leert sich, und Horsley hätte ebenso gut alleine zu Hause in seiner Londoner Wohnung sitzen können. Dort würde ihn wenigstens seine Totenkopfsammlung an seine eigene Sterblichkeit erinnern. Das ist ihm wichtig, um überhaupt an das Leben zu glauben. "Es war mein Lebensziel, zu einem Kunstwerk zu werden. Und man sollte ein Kunstwerk nie nach seinen Fehlern beurteilen. Ja, ich bin grotesk, vulgär, lächerlich. Ich bin eine unnütze Farbexplosion in einer unnütz farblosen Welt ... Aber was soll´s. Ich habe zumindest einen Grund dafür. Das Leben ist eine Tragödie. Wir werden an einen willkürlichen Strand gespült und verbringen unser Leben damit, Unterstände zu bauen und nach Schiffen zu winken. Dann wechseln die Gezeiten. Die Wellen brechen landeinwärts und fegen die Verlorenen hinweg. Wir bleiben in einer Wüste zurück. Wir enden einsam weinend in einer leeren Kirche. Erinnert Euch meiner, Flüsterer im Staub."
Horsley stiehlt sich wie ein verunsicherter Junge an den Leuten im Foyer vorbei zum Ausgang, und bei der Vorstellung, wie diese Figur im Wiener Rotlichtviertel zurechtkommen sollte, wünscht man ihm, daß er es in sein Hotelzimmer schafft. Ein Mann, der vielleicht daran verzweifelt, daß er wieder mal zu intelligent für sein Publikum war. Um sich aufzuheitern, wird er sich vor dem Einschlafen noch seine eigene Lektüre zu Gemüte führen: "Rückblickend bin ich froh, sagen zu können, daß ich nie ein wirkliches Leben hatte. Ich bin nur in einem Zimmer gesessen und gestorben. Aber das dürfte nicht traurig sein - eher komisch. Ich reiste meines Weges in einem flittergeschmückten Karren. Und wenn das Publikum nur aus einem einzigen Zuschauer besteht - was soll´s? We must give our all when the guillotine is about to fall."
Solange wird Horsley, der sich selbst zu seinem größten Kunstwerk gemacht hat, weiter durch die Welt tingeln und im Widerspruch aufgehen. Doch eine Zuschreibung läßt er nicht einmal in antagonistischer Weise an seine Person heranrücken und weist brüsk zurück, ein Intellektueller zu sein: "Ein Intellektueller ist jemand, der an Picasso denkt, wenn er eine Wurst sieht. Ich sage bloß: Gebt mir den Senf!"
(Anmerkungen der EVOLVER-Redaktion: Das Gespräch fand wenige Wochen vor dem Tod des Künstlers statt. Die Version in "Rokko`s Adventures" enthält alle Interview-Zitate im englischen Original.)
aus: Rokko´s Adventures No.7
(erschienen im Juni 2010)
Text und Interview: Michael Grimm, Rokko
Photos © Klaus Pichler
EVOLVER-Coverphoto © Tom Medwell
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