Peter Stöger
1939 - 1997
Sein literarisches Opus magnum blieb unvollendet. Der EVOLVER präsentiert nun die betreffenden Studien des 1997 verstorbenen Künstlers. Seien Sie gewarnt: Eine Sprache, die "herrschende Textgewohnheiten ignoriert und unter Verwendung pseudoklassischer Formen individuelle, skurrile und anarchische Inhalte" vermittelt, ist nicht jedermanns Sache.
Halten Sie Ihren Homer griffbereit und "den Sphinkter im Zaum"!
22.07.2011
In den Jahren 1982 bis 1987 veröffentlichte Peter Stöger sechs schmale Bände mit Vorarbeiten zum "Monokel des Polyphem"; eine ausführliche Introduktion zum Thema finden Sie hier.
Wir bringen dieses brillante Textkonvolut, exklusiv und erstmals im Internet, als fortgesetzte Serie in lesefreundlichen Abschnitten - und zwar als Faksimile, da Typographie (und stellenweise Graphik) eine seitens des Autors gewählte Einheit bilden. Im Anschluß finden Sie jeweils nähere Erläuterungen.
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Daß Exegese eine heikle Sache ist, haben wir bereits in der ersten Folge erörtert.
Immerhin lassen sich hier und heute Stellen, die man nicht versteht, umstandslos nachschlagen. Wir beschränken uns daher auf Hinweise, die Ihnen die Suche erleichtern, sowie auf Anmerkungen des Verfassers selbst.
Denn schon die Gefährtin des Künstlers saß manchen Passagen ratlos gegenüber, und deshalb fragte sie nach. Daraus entwickelte sich später eine regelmäßige Korrespondenz; teils (hand-)schriftlich, teils über Tonbandaufzeichnungen. (Die Zitate aus ihren Abschriften im Folgenden kursiv.)
" ... ist der Beginn eines ziemlich autobiographischen Textes, der durch Zitate von Horaz 'vorangetrieben' wird ...
... Denn selbst die Kloaken der civitas und alle diese G'schichten, die da erscheinen, beziehen sich durchaus auf Paralleltextstellen beim Horaz ... "
" ... Boiardo (der schrieb ja den größten Pegasus-Roman ...) "
Die Sequenz beschreibt vordergründig bloß Folgendes: Der Autor und sein Studienkollege Klaus Pinter gehen in Linz in ein Wirtshaus (vermutlich handelte es sich um den Gasthof "Goldener Becher"); offenbar an einem 27. November ("heute sich wiederum jährenden Todestages ..." - siehe: Horaz).
ut pictura poesis: "Wie die Malerei, so die Dichtkunst"
hoc maxime modo: (etwa:) "Na, und ob!", "Wahrlich!" (vgl.: Livius)
jenem hügel ... der: gemeint ist hier der Römerberg in Linz
den thyrsus: Thyrsosstab
gestüt zu piber: vgl.: Lippizaner (ironische Assoziation zu Pegasus)
gianozzo: siehe: Jean Paul
promenade ... der kerl der ... brillanten: am Römerberg steht die Martinskirche; Edelsteine würden eher auf Thomas von Aquin hindeuten; andererseits findet sich auf dem Giebel des Hauses Promenade 8 ein Hl. Georg, der oft mit Türkisen dargestellt wird ... Dieser Scherz des Autors kann wohl nur von Linzern enträtselt werden.
sieh diesen strom: hier natürlich: die Donau
Nächste Woche geht es weiter. Für heute verabschieden wir uns wie immer mit den Worten des Verfassers:
"Ja, die Grausbirnen werden ihnen aufsteigen - ich hoff's - und es g'schieht ihnen recht."
Peter Stöger: das monokel des polyphem - notizen
Band 1
Vergriffen.
Im Sammelband herausgegeben bei:
Österreichischer Kunst- und Kulturverlag (Ö 2007)
ISBN 9783854372974
Peter Stöger: peregrinus - eine introduktion
Hrsg.: Helga Schicktanz
Österreichischer Kunst- und Kulturverlag (Ö 1998)
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