Peter Stöger
1939 - 1997
Sein literarisches Opus magnum blieb unvollendet. Der EVOLVER präsentiert nun die betreffenden Studien des 1997 verstorbenen Künstlers. Seien Sie gewarnt: Eine Sprache, die "herrschende Textgewohnheiten ignoriert und unter Verwendung pseudoklassischer Formen individuelle, skurrile und anarchische Inhalte" vermittelt, ist nicht jedermanns Sache.
Halten Sie Ihren Homer griffbereit und "den Sphinkter im Zaum"!
15.07.2011
In den Jahren 1982 bis 1987 veröffentlichte Peter Stöger sechs schmale Bände mit Vorarbeiten zum "Monokel des Polyphem"; eine ausführliche Introduktion zum Thema finden Sie hier.
Wir bringen dieses brillante Textkonvolut, exklusiv und erstmals im Internet, als fortgesetzte Serie in lesefreundlichen Abschnitten - und zwar als Faksimile, da Typographie (und stellenweise Graphik) eine seitens des Autors gewählte Einheit bilden. Im Anschluß finden Sie jeweils nähere Erläuterungen.
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Daß Exegese eine heikle Sache ist, haben wir bereits in der ersten Folge erörtert.
Immerhin lassen sich hier und heute Stellen, die man nicht versteht, umstandslos nachschlagen. Wir beschränken uns daher auf Hinweise, die Ihnen die Suche erleichtern, sowie auf Anmerkungen des Verfassers selbst.
Denn schon die Gefährtin des Künstlers saß manchen Passagen ratlos gegenüber, und deshalb fragte sie nach. Daraus entwickelte sich später eine regelmäßige Korrespondenz; teils (hand-)schriftlich, teils über Tonbandaufzeichnungen. Die Zitate aus ihren Abschriften finden Sie im Folgenden kursiv gedruckt. (Anmerkung: Es handelt sich dabei um eine Auswahl privater Zeilen und Aufnahmen, die nicht zur Veröffentlichung verfaßt worden waren; daher die streckenweise eigenwillige Diktion.)
" ... sind eigene Lyrikzitate, die mir bei der ca. 15-18 Jahre späteren Lesung entsprechend albern vorkamen. Der Betreffende, der da über einen offenbar Erfolgreichen, dem er das neidet oder den er da ein bißl beschimpft, der zitiert lauter Stöger-Texte ... Natürlich sagt er dann, daß ihm die Muse sowas niemals flüstert. Der ist von seinen eigenen Worten ... taub geworden. "
" ... 'Napoleon in der Wildnis' heißt ein berühmtes (surrealistisches) Bild (von Max Ernst Ende der 30er Jahre gemalt), auf dem eine phantastische, 'napoleonische' Figur in der beschriebenen Stellung zu sehen ist, desgleichen eine Nackte, die sich einem baumartigen Stalagmiten an-(oder ent?)-schmiegt. Im Hintergrund schwimmt ein weiteres Wesen im grünlichen Gewässer ...
... + zur 'Lobau'-Verbindung, weil ich ja mehrfach auf die dort ortsübliche Nudistenkultur Bezug nehme ... "
" ... alte Bekannte: Napoleon und Bruckner ... in beiden Fällen verlängern sich diese Anschleuderungen mit dem - sei es ein Salatblatt oder sonst irgendetwas ... oder irgendein kluger oder unkluger Rat an solche Kriegsführer ...
Nein, ich bin kein sonderlicher Freund von Bruckners Musik, vor allem hat mich der Titel seiner Symphonie ("dem lieben Gott") natürlich recht erheitert ... "
heiterer worte: gemeint ist vermutlich das Wiedererkennen Odysseus' durch Penelope
geier des prometheus: ironisch; es ist ein Adler, der von der Leber des Verurteilten frißt
napoleon: in der Lobau fand 1809 die "Schlacht bei Aspern" statt
Nächste Woche geht es weiter. Für heute verabschieden wir uns wie immer mit den Worten des Verfassers:
"Ja, die Grausbirnen werden ihnen aufsteigen - ich hoff's - und es g'schieht ihnen recht."
Peter Stöger: das monokel des polyphem - notizen
Band 1
Vergriffen.
Im Sammelband herausgegeben bei:
Österreichischer Kunst- und Kulturverlag (Ö 2007)
ISBN 9783854372974
Peter Stöger: peregrinus - eine introduktion
Hrsg.: Helga Schicktanz
Österreichischer Kunst- und Kulturverlag (Ö 1998)
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