"Mir ist nicht bekannt, daß es Beobachtungen über mysteriöse Erscheinungen im Luftraum rund um Zeltweg gibt", meinte ein österreichischer Oberst. Die beiden Motorsportphotographen Waltraud Kaliba und Jürgen Trieb wissen es besser - und bekamen Besuch.
17.04.2014
Wer sehnsüchtig darauf wartet, daß die Außerirdischen ihn endlich von unserem öden Planeten abholen, muß nicht mehr zur amerikanischen Area 51 reisen, um den UFOs näher zu sein. Die Flugobjekte zeigen sich seit 2003 nämlich auch über einer steirischen Kleinstadt - und werden dort von zwei Motorsportphotographen akribisch dokumentiert.
Peter Hiess hat Waltraud Kaliba und Jürgen Trieb besucht. Lesen Sie hier, wie alles begann.
Montag früh, der Tag nach den UFO-Beobachtungen. Gegen neun Uhr ruft Kalibas Mutter an. Sie wohnt im selben Zweifamilienhaus und berichtet aufgeregt, daß in ihrem Vorgarten ein Mann auf die Photographen wartet, um mit ihnen über die Erscheinungen von letzter Nacht zu sprechen. "Im ersten Moment haben wir geglaubt, sie erlaubt sich einen Scherz mit uns - weil ja außer uns und den Schwiegereltern kein Mensch von unserer Sichtung gewußt hat", sagt Jürgen Trieb. "Aber dann hat sie noch ein paarmal angerufen und klang immer ernster."
Die beiden schnappen sich also ein paar Ausdrucke ihrer Photos und gehen hinunter. Ihr Besucher ist ganz in schwarz gekleidet, elegant und edel, ohne ein Staubkörnchen auf seinem teuren Anzug und den glänzenden Lackschuhen. Streng zurückfrisierte schwarze Haare, blasse Gesichtshaut, völlig glatt, ohne Bartstoppel oder Mitesser. Und eine absolut undurchsichtige Sonnenbrille. Waltraud und Kaliba sind so begeistert, daß sich jemand für ihr Erlebnis interessiert, daß sie gar nicht fragen, wer der Typ ist und wer ihn geschickt hat - oder so hypnotisiert von ihm, daß sie sich entgegen aller Gewohnheit nicht einmal selbst vorstellen.
"Der Mann hat sich unsere Bilder angeschaut und sie mit Fachausdrücken kommentiert, die wir damals noch gar nicht gekannt haben", berichtet Jürgen. "Er hat ganz komisch geredet, als würde er unsere Sprache nicht richtig beherrschen oder hätte einen Sprachfehler. Und interessanterweise hat er genau gewußt, aus welcher Himmelsrichtung die Objekte gekommen sind, wie sie ausgeschaut haben und so weiter - das hat mich ziemlich gewundert."
Natürlich weiß der geheimnisvolle Gast auch, daß Trieb in der vergangenen Nacht ein kurzes Video aufgenommen hat. Er möchte es sehen, im verdunkelten Wohnzimmer der UFO-Neulinge, nimmt aber auch dort seine dunkle Brille nicht ab. Und dann will er das gesamte Beweismaterial kurzerhand mitnehmen. "Ich habe ihm die Photos und die Kassette wieder weggenommen und ihn gefragt, wer er eigentlich ist", sagt Jürgen Trieb. "Als ich ihn am Arm gepackt habe, habe ich gemerkt, daß er ganz dünne Hände hat und so komisch zu zittern beginnt. Und auf einmal hat er gemeint, er muß jetzt sofort gehen, weil seine Zeit abläuft." Der Mann verläßt das Haus und geht mit ungelenken Schritten Richtung Straße. Jürgen eilt ihm nach, weil er hofft, wenigstens das Autokennzeichen des Besuchers notieren zu können. "Er ist Richtung Kreisverkehr gegangen, hat dabei immer wieder zum Himmel raufgeschaut - und plötzlich hat er sich in Luft aufgelöst, von einem Augenblick auf den anderen."
Was Kaliba und Trieb da erlebt haben, war die geradezu klassische Begegnung mit einem "Man in Black" (MiB). Diese merkwürdigen Individuen inspirierten nicht nur die gleichnamige Hollywood-Filmreihe mit Will Smith und Tommy Lee Jones, sondern suchen auch regelmäßig UFO-Beobachter auf. Sie kommen alleine oder zu zweit, geben sich als Behördenmitarbeiter aus und raten den Zeugen, über ihre Erlebnisse zu schweigen. Zudem versuchen sie, Photo- und Videomaterial oder andere Beweise zu "beschlagnahmen". Ihr seltsames Verhalten und das schnelle Auftauchen nach einer Sichtung haben zur Theorie geführt, daß es sich bei den MiB um Außerirdische handeln könnte, die in Sachen Schadensbegrenzung unterwegs sind.
"Wir haben den Begriff 'Men in Black' überhaupt nicht gekannt", sagt Waltraud Kaliba. "Sowas lernt man ja in der Schule nicht - genausowenig wie irgendwelche Fakten über außerirdische Besucher. Erst als wir später immer mehr einschlägige Wissenschaftler kennengelernt haben, hat man uns diese Sachen erklärt. Und dann weiß man auch, daß man kein Spinner ist. Das ist beruhigend."
Einer dieser Wissenschaftler ist der deutsche Astrophysiker Illobrand von Ludwiger, der 1974 MUFON-CES, die deutsche "Filiale" der internationalen Organisation MUFON (Mutual UFO Network) gründete. Als er und die anderen Mitglieder der "Gesellschaft zur Untersuchung von anomalen atmosphärischen und Radar-Erscheinungen" von den Ereignissen in Knittelfeld erfahren, schicken sie zwei ihrer besten Techniker in die Steiermark.
Dimensionsreisende
Der Dachboden des Hauses Kaliba-Trieb ist der Forschung gewidmet. Im grellen Licht einer Taschenlampe Marke X-Files führen die beiden die Technik vor, mit der der Himmel über Knittelfeld wissenschaftlich untersucht werden soll. Auf Stativen montierte Videokameras filmen durch die Fenster in alle Himmelsrichtungen. Der Rest der Gerätschaften, die von den UFO-Experten hier aufgestellt wurden, ist in einem kleinen Raum versammelt: Meßgeräte in einer großen Kiste aus transparentem Plastik, durch unzählige Kabel mit zwei Laptops verbunden. "Diese Sensoren zeichnen Änderungen im Magnetfeld und der Gravitation auf", erklärt Jürgen. "Die ereignen sich immer dann, wenn ein UFO am Himmel auftaucht - dann fangen die Kameras zu filmen an. Aber nur, wenn die Flugobjekte nicht alle Meßgeräte ausschalten; das ist auch schon vorgekommen. Deswegen haben die Wissenschaftler hier auch einen kleinen Notstromgenerator aufgestellt."
Seine Partnerin deutet dann noch auf ein einfaches Holzgestell in der anderen Ecke des Dachzimmers. Daran ist mit dünnen Schnüren eine mit Sand gefüllte Thermoskanne aufgehängt. "So wird der Sensor in dem Behälter vor Erschütterungen geschützt", sagt Waltraud. "Das Gerät mißt Raum-Zeit-Änderungen, weil UFOs ja auch oft in den bekannten 3D-Raum hinein- und wieder herausspringen."
Diplom-Informatiker Wolfgang Stelzig ist bei MUFON-CES für den Bereich "Instrumentelle UFO-Forschung" zuständig. Er ist einer der beiden Techniker, die die Versuchsanordnung im Sommer 2008 errichtet haben und sie seither regelmäßig warten. "Die UFO-Forschung erschöpfte sich in den vergangenen Jahrzehnten vor allem darin, Berichte und Daten zu sammeln, nachdem das Ereignis passiert war", sagt er. "Wir verfolgen seit einigen Jahren aber auch den Ansatz, Daten unter mehr oder weniger kontrollierten Bedingungen aktiv zu sammeln - durch den Einsatz von automatischen Stationen, die mit Kameras und Sensoren bestückt sind. Plakativ formuliert: Statt uns auf verwackelte Videos zu verlassen, die von Zeugen unter unbekannten Bedingungen aufgenommen wurden und deren Echtheit in manchen Fällen zweifelhaft ist, versuchen wir die Anzahl der unbekannten Parameter möglichst weit zu reduzieren."
Sowohl er als auch sein Kollege Gerhard Gröschel, Techniker aus Baden-Württemberg und Mitglied bei allen drei großen deutschen UFO-Vereinigungen (MUFON-CES, DEGUFO und GEP - Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens) geben offen zu, daß ihre Apparate "works in progress" sind. Gröschels UFO-Multisensor 1.0, den er neben Alarm- und Haustechnik-Anlagen auf seiner Website anbietet, ist jedoch laut Werbetext bestens zur "aktiven Überwachung von UFO-Hotspots" geeignet.
"Die eigentlichen Sensorelemente in unseren Geräten sind die gleichen, die auch in kommerzieller Hardware verwendet werden, doch die Elektronik zur Auswertung ist selbst entwickelt", erläutert Stelzig die in Knittelfeld verwendete Technik. "Darüber hinaus haben wir auch 'unkonventionelle' Sensoren im Einsatz, die wahrscheinlich in dieser Form sonst nirgends entwickelt werden. Viele Indizien sprechen dafür, daß UFOs ein hyperdimensionales Phänomen sind. Demnach wären beim Ein- und Austritt in unseren 3D-Raum bestimmte Effekte zu erwarten, die wir mit diesen Sensoren zu messen versuchen. Bisher konnten wir in dieser Richtung aber leider noch keine signifikanten Ergebnisse erzielen."
Gröschel hatte mit seinen Magnetfeld-Meßgeräten immerhin schon einen deutlichen Erfolg. "Im Februar 2010 gab es eine geradezu unglaubliche Periode", berichtet er. "Da hatte ich Messungen, die mit nichts zu erklären und physikalisch so seltsam sind, daß es sie eigentlich gar nicht geben kann. Zum Meßzeitpunkt hat sich auch die Kamera eingeschaltet und drei Lichtringe am Fenster gefilmt. Dabei handelte es sich aber nur um Reflektionen; wahrscheinlich befand sich über dem Haus ein leuchtendes Objekt, das in Regentropfen auf der Scheibe reflektiert wurde - aber das haben wir leider nicht drauf. Auf jeden Fall war das der spektakulärste Meßwert, den ich in Knittelfeld bisher erhalten habe."
Erinnern Sie sich noch, daß vor zwei Jahren eigentlich die Welt hätte untergehen sollen?
Die österreichische Zeitschrift 2012- Das vielleicht letzte Magazin der Welt begleitete ihre Leserschaft Monat für Monat auf dem Weg ins Verderben und versorgte sie journalistisch mit den wirklich wichtigen Themen im Leben.
Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) einige ausgewählte Beiträge aus dem Heft.
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Kremser Michael - 23.07.2015 : 19.35
Ich hätte den Mib nicht gehen lassen.(Bei Trieb und Kaliba).Dann hätte er sicher mehr gezittert und dann wäre seine Verkleidung abgefallen.Oder so.Vielleicht sind es.Greys die sich als Menschen darstellen .Ha ha.
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Kommentare_
Ich hätte den Mib nicht gehen lassen.(Bei Trieb und Kaliba).Dann hätte er sicher mehr gezittert und dann wäre seine Verkleidung abgefallen.Oder so.Vielleicht sind es.Greys die sich als Menschen darstellen .Ha ha.