Resident Evil
Seuchengefahr: OOO 1/2
Krankheitsverlauf: Der global tätige Konzern Umbrella bastelt unter anderem biologische Waffen. Beim Versuch, das neuste Killervirus aus einem Umbrella-Labor zu stehlen, kommt das Tierchen frei und infiziert die gesamte Forschungseinrichtung, Hive genannt. Der Hauptcomputer des Hive macht klugerweise die Luken dicht - und alles wäre pestens, gäbe es da nicht ein Team, das nun in den Hive reinmarschieren soll, um selbigen Hauptcomputer wieder zu deaktivieren. Warum, das weiß nur der delirierende Drehbuchautor. Jedenfalls gehen beim Versuch alle drauf, bis auf die, die ins Sequel müssen.
Nebenwirkung: Der "T-Virus" verwandelt alle, die sich damit infizieren, in bissige Mutanten. In der Fortsetzung dann in fast unbesiegbare Super-Mutanten mit Superwummen. Und im dritten Teil in noch unbesiegbarere Mega-Mutanten mit Mutantententakeln. Aber kein Problem für die knapp bestrumpfte Heroine, die hat immerhin mal gemodelt.
Diagnose: Guilty pleasure. Geben Sie sich also ruhig die volle Dosis, aber nur, wenn Sie keine Unverträglichkeit mit Milla Jovovich in Stiefeln und Kurzrock haben. Das Original geht trotz vieler Kritiken als B-Ware völlig in Ordnung, nur beim Betrachten der Fortsetzung "Resident Evil: Apokalypse" ist es hilfreich, selbst ein Zombie zu sein, am besten einer nach Pumpgun-Headshot. Besser gleich zu "Resident Evil: Extinction" skippen, der ist zwar auch nicht richtig gut, hat aber irgendwie einen gewissen trostlosen Charme. Und wurde zum großen Teil in Mexico gedreht, dem Geburtsland der aktuellen swine influenza - Zufall?
Rückfallgefahr: Falls wir die aktuelle Version von A/H1N1 überleben, macht uns 2010 "Resident Evil 4: Afterlife" den Garaus.
Alternativtherapie: Deutlich mehr Spaß bieten die Games aus der "Resident Evil"-Reihe.
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Kommentare_
Eine schöne Aufzählung. Und ein passend ironischer Kontrapunkt zur aktuellen "Seuche-des-Jahres"-Hysterie (welche SICHER NICHT von Firmen wie Roche gefördert wird).
Kritik: "Virus" stolpert zwar im Plot, hätte jedoch ob der hervorragenden Darsteller eine bessere Bewertung verdient; "Twelve Monkeys" kommt zu verdienten Ehren (der Film bleibt ein Geniestreich, auch wenn ihn die Wenigsten verstanden haben).
Ich vermisse allerdings schmerzlich Werke wie "Night of the Living Dead" (nein, nur im Ersten ist eine vage "Strahlung von der Venus" der Auslöser) oder den wunderbaren Schundfilm "Leviathan" (US '89; R:George Pan Cosmatos. Wesentlich unterhaltsamer als Camerons erfolgreiche Kitschvariante "Abyss"!).
Mit infektiösen Grüßen
Alban Sturm
Danke, es war tatsächlich die Hysterie, die mich dermaßen ärgerte, dass ich mich gemüßigt fühlte, an ihr auf zynische Weise mit zu schüren. Ich möchte manchmal durch die Stadt laufen, mit ins Gesicht geschminktem Ausschlag, währen sich Multivitamintabletten schaumig in meinem Mund auflösen und mir übers Kinn sabbern?
Danke auch für die Kritik:
Virus: Ich denke, der Film kommt bei mir noch ganz gut weg und man hört heraus, dass ich ihn mir auch in der 9ten Wiederholung gerne anschaue, wohl wissend, was das für ein Quark ist.
Night Of The Living Dead: Im Original ist die Ursache ja ungeklärt und daher ganz wunderbar christlich-apokalyptisch geprägt, denn zur Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag werden ja laut Bibel die Toten wieder auferstehen. Dass die nachfolgenden Filme das religiöse Element durch ein wissenschaftliches ersetzten, das fand ich schon immer schade, dumm, überflüssig. Die Viren in diesen Zombie-Filmen (die der Evolver auf http://tinyurl.com/cq5g4x würdigt) sind in meinen Augen wirklich nur noch plot devices (?Und warum kommen die Zombies, Herr Autor?? ?Was weiß ich? irgendwas mit Viren, hmm? Die sind?s doch immer??). Man mag mir also verzeihen, dass ich NOTLD weitgehend ausgeklammert und stattdessen Romeros ?Crazies? reingenommen habe. Auch Cronenbergs ?Shivers? (eher Parasiten) und ?Rabid? (eher mutierte Stammzellen mit Tollwut als Nebeneffekt) habe ich daher weggelassen.
?Leviathan? ist ein prima Film: Ein gut gelauntes Unterwasser-Schürfteam unter der Leitung von Peter Weller findet das Wrack eines russischen Bootes, schwimmt an Bord und nimmt natürlich ein paar Sachen mit, die dort rumliegen - unter anderem eine Flasche Schnaps. Den Drink genehmigen sich zwei Besatzungsmitglieder, ehe man sich das mitgebrachte Video anschaut, das von genetischen Tests und Mutationen berichtet. Es kommt, wie es kommen muss: die Trinker werden Monster und allmählicher Mannschaftsverlust setzt ein. - Besser als die Billig-Unterseeschote ?DeepStar Six? und auch besser als ?The Abyss?, der zwar handwerklich verdammt brillant ist, aber zu geschwätzig daherkommt und mit Schmuse-Leucht-Aliens und gleich zwei sülzigen Enden ärgert. Allerdings, wenn ich mich recht erinnere, war das Virus in ?Leviathan? mehr eine Behauptung als eine echte Seuche; man wurde nicht wirklich infiziert, sondern eher trinkend mutiert und assimiliert; und das Monster (gebastelt von Stan Winston) ist letztlich eine Art John-Carpenter-?The Thing? in einem ?Alien?-Plot. Dennoch OOO1/2. ;-)
Danke für den Nachtrag!
"Rabid" ist mir nicht eingefallen, sonst hätte ich da vermutlich ebenfalls reklamiert.
Aber: ich kann dem obigen Text nur vollinhaltlich (was für ein schönes Wort) zustimmen - auch, was Kritik und Bewertung von "Leviathan" betrifft.
Schaum-vor-dem-Mund klingt gut; das Tragen einer Atemschutzmaske wäre m.E. noch wirkunsvoller. Oder öffentliche Lesungen von Poes Original "Masque of the Red Death" .... leider würde das aber letztlich bloß den Pharmakonzernen in die Hände spielen. Vielleicht sollte man am Stephansplatz mit Schweinen kopulieren - äh, pardon.
Mahlzeit!
Alban Sturm
Das Tragen einer Schutzmaske schreckt heute keinen mehr, ich sehe bereits solche in der Stadt. Ich begnüge mich daher damit, heute Abend mexikanisch essen zu gehen. (Wenns noch Mexikaner gibt...)