Stories_Rokko´s Adventures im EVOLVER #51
Fuck The Beatles, Part III
Im dritten und letzten Teil seiner Abrechnung mit den Pilzköpfen dreht sich alles um den stoischen Trommler der originalen Brit-Popper: Dr. Nachtstrom über the one and only Ringo Starr.
10.06.2013
Rokko´s Adventures ist - so steht es im Impressum - eine "unabhängige, überparteiliche sowie übermenschliche Publikation" und "setzt sich mit Leben, Kunst, Musik und Literatur auseinander". Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) in regelmäßigen Abständen ausgewählte Beiträge.
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Der Unverwüstliche
Bleibt nur noch der untalentierteste und gleichzeitig unverwüstlichste aller Beatles - und irgendwie ist Ringo Starr ja auch nach all der Zeit der erträglichste der Fab Four, oder etwa nicht? Sein fehlendes Talent zum Schlagzeugspiel ist legendär und kann auf den erhältlichen Live-Aufnahmen genüßlich studiert werden. Die meiste Zeit schlägt Starr einfach im Viervierteltakt auf ein Becken oder dirigiert mit seinen Händen, während er die Bassdrum bedient. Das lag sicherlich auch daran, daß sich die Bandmitglieder wegen ihrer schwachen Verstärker im ohrenbetäubenden Kreischinferno der Ohnmacht naher Fans einfach nicht hören konnten. Allerdings weiß man heute auch, daß anspruchsvollere Beats bei Studiosessions oftmals von Paul McCartney eingespielt wurden, da der Allround-Musiker einfach ein besserer Drummer war.
Mit seinem whiskygetränktem Stoizismus ertrug Ringo einfach alles: Fan-Hysterie, indische Experimente, endlose Streitereien. Als man ihm ein Mikrophon hinstellte, sang er auch - diese wenig überzeugenden Dokumente seiner stimmlichen Unfähigkeit sind allerdings im Beatles-Liederbuch in der Minderzahl geblieben. In Interviews hat Starr erzählt, daß er in der Spätphase der Band sogar selbst seinen Ausstieg wegen mangelnden Talents vorschlug; er wurde jedoch mittels eines von Harrison auf seinem Schlagzeug drapierten Blumenbouquets dazu überredet, zu bleiben (das war zur Zeit von Harrisons indischer Meditationsphase).
Über die Soloalben Starrs breitet man lieber den Mantel des Schweigens, aber immerhin hat er eine sehr witzige Rolle in dem Film "Caveman" gespielt und inzwischen auch schon einen Stern auf dem "Walk of Fame" in Hollywood erhalten. In Interviews ist Starr der definitiv erträglichere der beiden überlebenden Beatles, da er im Gegensatz zu McCartney auf verklärendes Süßholzgeraspel verzichtet und vergangene Ereignisse mit seinem kauzigen Humor kommentiert. Und überhaupt, wenn die "Paul is Dead"-Theorie vielleicht doch stimmt, dann ist dieser alte Haudegen ja eigentlich der letzte Überlebende der Fab Four.
Beach Boys statt Beatles
Wir sind am Ende unserer Beatles-Chronik angelangt, vielleicht hat ja der eine oder andere nun ebenfalls die Lust verloren, sich immer wieder die tausendmal abgenudelten Songs abzuhören. Dem Schreiber dieser Zeilen reicht es jedenfalls. Endgültig. Er hat sich außerdem vor einiger Zeit furchtbar in die Beach Boys verguckt, deren Aufnahmen aus den psychedelischen Spät-Sechzigern und frühen 1970er Jahren eine Unmenge an bisher nicht in dem "Unsterbliche-Beatles"-Sinn gewürdigten Potential bieten. Außerdem kannten die den Charles Manson gut und hatten jede Menge Exzeß, Wahnsinn und mit Dennis Wilson sogar einen mysteriösen Todesfall zu bieten. Höchste Zeit für neue Verschwörungstheorien!
Rokko’s Adventures
aus: Rokko´s Adventures #8
erschienen im Dez. 2010
Text: Dr. Nachtstrom
Illustration: Jörg Vogeltanz
Bücherliste:
Albert Goldman: "John Lennon - ein Leben" (Rowohlt Verlag, 1989)
Frederic Seaman: "The Last Days of John Lennon" (Dell Publishing, 1991)
Philip Norman: "Shout - The True Story of the Beatles" (Pan Books, 2004)
R. Gary Patterson: "The Walrus Was Paul - The Great Beatle Death Clues" (Fireside, 1998)
Geoff Emerick & Howard Massey: "Du machst die Beatles - wie ich den Sound der Band neu erfand" (Blanvalet, 2007)
Dr. Nachtstrom hat sein Obskuristan-Blog zugemacht und bastelt an einem neuen namens "Trashtempel".
Die Illustrationen von Jörg Vogeltanz sind auf unserer Homepage in all ihrer Farbenpracht zu bewundern.
Links:
Kommentare_
ich verstehe ja den satirischen kontext dieses rundumschlags völlig. er säße aber wesentlich besser, wenn der verfasser die statik seiner sottisen über die mangelnden musikalischen fähigkeiten anderer mit einer besseren beherrschung des eigenen handwerks gesichert hätte (ich sage nur: dativ, dunkler bruder).
unabhängig davon ist es satirisch auch höchst unergiebig, das weichste klischeeziel aller missverstandenen musiker zu melken, ohne den typischen unterstellungen der schneller-höher-lauter-fraktion auch nur einen einzigen eigenen gedanken beizufügen. das tu ich jetzt mal stattdessen: einen besseren schlagzeuger als ringo fand man in den sechzigern höchstens in den studios von motown, atlantic und stax. diejenigen, die in england und auf dem kontinent am lautesten brüllten, oder von den brüllern zum vergleich herangezogen wurden, waren leider allesamt präpotente wixer, die zwar ca 20 toms und zahlreiche tibetanische gebetsklappern am kit hängen hatten, aber unfähig waren, unter all ihren breaks auch nur für drei sekunden einen beat so zu halten, dass man sich dazu hätte bewegen wollen.
danke fürs zuhören, und jetzt bitte kopfhörer auf, "revolver" an.
schwachsinniges, primitives geschreibe