Stories_Prince of Persia: The Two Thrones

Rennen, nicht laufen!

Der Erstling krempelte das Genre um, das Sequel spaltete die Fan-Gemeinde. Jetzt liegt das Finale grande um den wohl ältesten Helden der Videospielgeschichte vor.    18.01.2006

Nach all dem Ärger mit dem Sand der Zeit und einem finsteren Alter ego wird sich der agile Prinz von Persien wohl gedacht haben: "Es ist nirgendwo besser als daheim!" Gemeinsam mit seiner überaus entzückenden Gefährtin Kaileena erhofft er sich einen geruhsamen Lebensabend in seinem geliebten Babylon. Am Hafen angekommen, muß er jedoch feststellen, daß niemand seinem Schicksal entkommen kann: Seine Heimatstadt wurde von den Sandwesen in Schutt und Asche gelegt. Und als ob das noch nicht reichen würde, wird nun auch noch Kaileena verschleppt. Vor den Trümmern seiner einst so stolzen Stadt stehend, begibt sich der junge Prinz völlig unbewaffnet auf die Suche nach der entführten Jungfer und beginnt somit sein bisher größtes Abenteuer.

Zu Beginn des Spiels scheint sich nicht allzu viel verändert zu haben, obwohl das imposante Intro das Gegenteil vermuten läßt. Nach wie vor wird der athletische Prinz aus der Third-Person-Perspektive gesteuert, und es gilt auch weiterhin tiefe Abgründe durch akrobatische Sprünge zu überwinden beziehungsweise an Wänden entlang- oder hinaufzulaufen. Natürlich müssen auch wieder diverse Fallen überwunden werden - schon der kleinste Fehltritt kann tödlich enden.

 

Auch das Kampfsystem hat sich nicht sonderlich verändert; allerdings ist der legitime Thronfolger Babylons mittlerweile zu einem äußerst geschickten Nahkämpfer geworden, der seine Klinge mit tödlicher Raffinesse zu führen weiß.

Im Kampf offenbart sich jedoch die erste Neuerung des Gameplays: der sogenannte Speedkill. Gelangt man unbemerkt hinter oder über einen Gegner, leuchtet kurz der Bildschirm heller auf, und mittels Knopfdruck kann besagte Fähigkeit ausgeführt werden. Nun muß man im richtigen Moment eine Taste betätigen, damit der Prinz eine Abfolge von Schwerthieben ausführt, die den sofortigen Exodus des betreffenden Gegners nach sich zieht. Bei einem falschen Tastendruck wird die Kombo jedoch sofort beendet, und man muß sich auf einen langwierigen Zweikampf einstellen, der oft einen erheblichen Energieverlust nach sich zieht. Somit erhält das ganze Spiel eine leicht taktische Note, da sich Heimlichkeit oft mehr auszahlt als blindes Voranstürmen.

Die wohl interessanteste Neuerung bekommt der Spieler jedoch erst nach ein paar durchgespielten Abschnitten präsentiert: Der junge Prinz wurde wegen seines Umgangs mit dem magischen Sand der Zeit leider infiziert. An bestimmten Stellen des Abenteuers verwandelt er sich daher in sein dunkles Pendant. Dieser dunkle Doppelgänger unterscheidet sich nicht nur durch sein Äußeres, sondern auch seinen Kampfstil, der ungleich härter ist als der des verwöhnten Thronfolgers. Eine mit Metalldornen gespickte Kettenpeitsche verhilft selbst dem zähesten Gegner innerhalb von kürzester Zeit zu einem Rendezvous mit seinem Schöpfer. Doch diese Kraft hat einen nicht unerheblichen Preis: Der dunkle Prinz verliert fortlaufend Energie, die nur durch den Sand der Zeit wieder aufgefüllt werden kann. Die Abschnitte mit der dunklen Seite könnte man unter dem Motto "Run, Baby, Run" zusammenfassen. Und sollte beim Spieler ein gewisser Hang zum Zynismus vorhanden sein, dann wird er die Zwiegespräche des Prinzen mit seiner lebendig gewordenen Infektion wahrscheinlich als recht humorvoll bezeichnen.

 

Technisch ist "The Two Thrones" der bisher beste Teil der Trilogie. Die Animationen sind abwechslungsreich und schön anzusehen, vor allem die beeindruckende Inszenierung der Speedkills weiß zu begeistern. All dies - kombiniert mit den hervorragenden Render-Sequenzen, der atmosphärischen Musik und den motivierten Synchronsprechern - ergibt das wohl beste derzeit erhältliche Action-Adventure.

Dragan Andjelkovic

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