Teil I zu "Mit Jörg Fauser auf der Piste"
Lesen Sie hier den ersten Teil zur literarischen Zechtour und erfahren Sie mehr über die beiden Autoren.
Auch im zweiten Teil von Martin Compart's literarischer Zechtour wird über die wichtigen Dinge im Leben philosophiert: Ross Thomas, Pornos und Schnaps.
21.04.2005
"Die beiden Damen neben dir sahen aber verdammt gut aus. Schade, daß sie schon weg sind. Hast du mitgekriegt, worüber sie geredet haben?"
Leider. Sahen gut aus, aber die Dialoge waren schauderhaft.
"Keine Souveränität im Umgang mit dem Material."
Doch, das schon. Aber kein souveränes Material.
"Ha, ha, ha!"
Hi, hi, hi.
"Ach nee! Hallo Herr Fauser. Na, mal wieder beim Saufen?"
Nicht daß ich wüßte.
"Wir saufen nicht, wir sind ernsthafte Trinker."
Ho, ho! Und wo ist da der Unterschied?
"Den begreift man nicht unter einem gewissen IQ."
Oder unter einer gewissen Promille.
"Und Ullsteins Krimi-Herausgeber auch wieder dabei ..."
Springers einsamster Mann. Der Zerberus vor den Toren zur wahren Literatur des 20. Jahrhunderts.
"Kommen Sie am Samstag auch zur Lesung von ..."
Leider nicht. Da bin ich nicht in Berlin.
"Schade. Da verpassen Sie etwas. Er liest so wunderbar ..."
Mag sein. Aber leider laut.
"Und lange."
Hi, hi, hi.
"Ha, ha, ha."
Na, dann... Noch einen schönen feuchten Abend die Herren.
"Hoffnung ist das, was uns am Leben erhält."
"---"
Was für ein Arschloch.
"Unglaublich."
Wer hier alles verkehrt.
"Wo der Pöbel trinkt, sind alle Brunnen vergiftet."
Ich nehm noch 'n Tequilla.
"Ich nicht."
Was?
"Ich nehm lieber einen Doppelten."
Hi, hi, hi.
"Den brauche ich jetzt. Muß mich erstmal von dem Arschloch erholen. Aber sowas passiert, wenn man mit Prominenten säuft."
Dann sei froh, daß du mit mir trinkst und nicht mit Keith Richards.
"Den würden sie nicht blöde anquatschen."
"Was ist jetzt eigentlich mit unserem Annual Dinner?"
"Gruppe Oberbaumbrücke."
Ich weiß ein nettes Lokal.
"Gavin Lyall kommt am Samstag. Für den Ehrengast ist gesorgt. Den anderen sage ich noch Bescheid."
Und Ross?
"Kann wohl nicht kommen. Du hattest den letzten Kontakt mit Ross."
Habe ich dir erzählt, was er mir geschrieben hat, als ich ihm die Präsidentschaft der Gruppe Oberbaumbrücke angeboten hatte?
"Ja. Aber erzähle es nochmal. Ich höre es immer wieder gerne."
Aber erst einen Drink auf Ross.
"Hundertprozentig."
Gib uns nochmal zwei doppelte Tequilla. Weiß.
"---"
Auf Ross Thomas!
"The one and only."
Den Meister.
"Erzähl schon."
Ich habe ihm mitgeteilt, daß wir fünf Mitglieder in der Gruppe Oberbaumbrücke sind und er unser Präsident sein soll ...
"Fünf?"
"Ungefähr. Proll, Behrens, Miehe, du und ich. Ross antwortete, daß es ihm eine Ehre sei und er die Präsidentschaft einer so einflußreichen Organisation gerne annehme."
"Ha, ha, ha."
Aber er meinte auch, wir sollte ein paar Leute rausschmeißen, um ein wirklich exklusiver Klub zu werden.
"Mann, ist der gut!"
Seit Chandler schreibt niemand bessere Dialoge.
"Niemand."
Irgendwann schreibe ich mal einen Essay über die Krawatten der Charaktere bei Ross Thomas.
"... die Krawatten?"
Noch nicht aufgefallen? Du mußt mal darauf achten. Ross beschreibt fast immer die Krawatten seiner Figuren. Und jede ist anders.
"Verdammt!"
Sollen wir hier noch einen nehmen?
"Laß uns lieber woanders hingehen. Irgendwie öde hier."
Als das Arschloch kam, ist mein Bier geronnen.
"Hier müssen wir so schnell nicht mehr hin."
Nee.
"Der Tequilla ist zu warm."
Aber er kommt gut, heute.
"Ich hasse es im Hellen aus der Kneipe zu kommen."
Da muß man eben durch.
"Nach Hause schleichen, wenn die Graden zur Arbeit marschieren."
Frühstück wäre gut.
"Ins Schwarze Cafe?"
Ich brauch' jetzt ein Weißbier.
"Und eine Leberknödelsuppe. Das bringt einen wieder auf Vordermann."
Ein frisches Weißbier.
"Mir kommt's Bier zu den Ohren raus. Ich vertrag einfach nichts mehr."
So ist das eben, wenn man alt wird.
"Ich muß im Verlag anrufen und Frau Schäfer sagen, daß ich heute nicht komme."
Auf Recherche mit 'nem Autor.
"Wie selbstlos von mir. Und dann sagt Schäfer garantiert: Schönen Gruß an Herrn Fauser."
Eine tolle Frau.
"Die beste Sekretärin, die man sich vorstellen kann. Absolut loyal."
Das Weißbier war ganz schön fade.
"Ich nehm noch eins."
Was ist mit dem Vietnamesischen Stehausschank? Hat der schon auf?
"Keine Ahnung. Müßte eigentlich."
"Reiswein. Warmer Reiswein. Der wirkt Wunder. Ich habe mich regelrecht nüchtern gesoffen. Das ist vielleicht eine Scheiße.
"Dagegen kann man ja was unternehmen."
"Ha, ha, ha.
"Hi, hi, hi."
Oder dieser Latinoladen. Der hat auch durchgehend auf.
"Margaritas?"
Nicht so früh am Morgen! Was fruchtiges. Vitamine. Die brauchen wir nach der ganzen verdammten Qualmerei und Sauferei.
"Sehr gut."
Auf dem Weg dahin kommen wir an der Bude mit den besten Hot Dogs vorbei."
"Du bist ein wirklich eleganter Gourmet."
Die Hot Dogs sind spitzenmäßig.
Pah, ekelhaft süß, dieser Tequilla Sunrise.
"Das sind die Vitamine."
Ich scheiß auf Vitamine.
"Sind wichtig."
Na gut.
"Mach nochmal zwei Tequilla Sunrise."
Und zwei Tequilla dazu.
"Hi, hi, hi."
Warum glotzt der so blöd?
"Weil er beschissene fruchtsaftlastige Sunrise mixt, der Penner."
Die krieg ich nur mit 'nem Tequilla runter.
"Langsam geht's wieder."
Sollen die Arschlöcher doch knechten gehen. Für die Kinder und die liebe Hausfrau.
"Die es mit dem Briefträger treibt."
Ha, ha, ha. Werde ich nie vergessen. In einem Puff von Karibik Horst haben sie dauernd diesen Porno in der Kontaktbar gezeigt.
"Ein Porno mit Niveau, hoffe ich."
Ganz klar. Ein Porno mit ausgefeiltem Handlungsgerüst, der höchsten Ansprüchen genügte.
"Wie fing der noch an?"
Guten Morgen, ich bin der neue Briefträger. Würden Sie mir wohl einen blasen?
"Hi, hi, hi."
Die Damen haben nie kapiert, warum ich mich gewälzt habe vor Vergnügen.
"Oder vor Lust. Die dachten, du bist ein ganz Perverser."
Also, ich pack's jetzt. Ich kann nicht mehr.
"Ich geh' auch nach Hause."
Aber wirklich.
"Noch 'n Joint und ein bißchen Melville gucken."
Ich hau mich hin. Ich bin fertig.
"Also ... Dann ..."
Ruf mich diese Woche ja nicht mehr an.
"Du mich auch nicht."
Wann kommt Gavin?
"Donnerstag ... Verdammt. Das ist ja morgen."
Schöner Mist.
"Bis dahin müssen wir fit sein."
Mannomannnomann.
"Man kriegt im Leben nichts geschenkt."
Aber der Tequilla kam gut.
Teil I zu "Mit Jörg Fauser auf der Piste"
Lesen Sie hier den ersten Teil zur literarischen Zechtour und erfahren Sie mehr über die beiden Autoren.
In den 80ern und 90ern erschienen in der "Heyne-Filmbibliothek" einige dringend lesenswerte Werke rund um Filmemacher, Schauspieler und Genres. Einige davon gehen auf das Konto der deutschen Western-Koryphäe Thomas Jeier. Martin Compart sprach mit ihm über das uramerikanische Genre.
Er war weit mehr als ein Mann, der nur Rot sieht. Martin Compart sprach mit Filmliebhaber Oliver Nöding über Charles Bronson - einen Schauspieler, der keinesfalls in Vergessenheit geraten sollte und immer noch eine Entdeckung wert ist.
Dienen Qualitätsserien noch der gehobenen Unterhaltung oder längst der ideologischen Indoktrination? Und was haben deutsche TV-Produktionen damit zu tun? MiC liefert dazu einen Tagebucheintrag - knapp nach den Iden des März.
Hätten wir im EVOLVER eine Ruhmeshalle für fiktive Personen aus der Populärkultur, wäre George MacDonald Frasers Flashman ein eigenes Podest sicher. Martin Compart sprach mit Herausgeber Bernd Kübler über die Hörbuch-Adaptionen von Flashys Abenteuern.
Kennen Sie den PI und ehemaligen Kriminaloberkommissar Bernhard Gunther, der im Berlin der 30er und Folgejahre für Recht und Ordnung sorgt? Nein? Dann ist es Zeit, daß Sie der Reihe des britischen Krimiautors Philip Kerr Ihre Aufmerksamkeit schenken. Martin Compart gibt fachgerechte Starthilfe.
Werner Fuchs gedenkt eines Science-Fiction- und Fantasy-Autors, dessen Imagination in den Genres unvergleichbar ist. Nach dieser Lektüre gibt es keine Entschuldigung mehr, die Werke des US-Schriftstellers Jack Vance nicht zu lesen oder neu zu entdecken.
Kommentare_