Michael Crichton
(Photo © Jonathan Exley)
23. 10. 1942 (Chicago) - 4. 11. 2008 (L. A.)
US-Erfolgsautor Michael Crichton starb vor zwei Tagen an einer Krebserkrankung. Statt eines Nachrufs veröffentlicht der EVOLVER ein ungewöhnliches Kurzporträt der Bestseller-Schreibmaschine neu. Schon im Jahre 2005 verkaufte sich Furcht am besten ... 06.11.2008
Die Grottenbahn poltert durch die Schwingtüren. Ganz vorn im ersten Waggon sitzt ein gepflegter, offensichtlich wohlhabender Amerikaner in den besten Jahren. Mit großer Geste weist er auf das erste Diorama und gibt seinen Kommentar dazu: "Andromeda - jeder Meteor, der auf der Erde einschlägt, kann tödliche Bakterien mitbringen. Dagegen hilft keine Quarantäne, meine Damen und Herren! Diese Viecher bringen uns einfach um."
Der Zug schleppt sich in die Kurve. Michael Crichton, so heißt der Moderator des Grauens, kennt sich aus mit den Schrecknissen der Wissenschaft. Schließlich hat er selbst einmal Anthropologie und Medizin studiert, weil ihn die Professoren der Harvard-Literaturabteilung für untalentiert hielten. Dies ist seine Rache: "Vergnügungsparks? Animatronische Figuren? Teufelswerk, sage ich! Was, wenn die Roboter auf Menschen losgehen? Werfen Sie einen Blick nach Westworld, wo ein elektronischer Yul Brynner Touristen niedermetzelt!"
Wohliges Schaudern überläuft das gemeine Volk. Der Mann kennt sich aus, der Mann kann erzählen, der Mann darf auch Filme machen. So wie den, der im nächsten Fenster zu sehen ist: "Coma, meine Verehrtesten! Organräuber in den höchsten Kreisen der Medizinindustrie. Und gleich nebenan die Spielberg-Version meines Megasellers DinoPark. Sehen Sie selbst, in welches Unglück uns die Genforschung noch stürzen wird!"
"Ein Wahnsinn!" murmelt ein älterer Herr in der dritten Reihe. "Findet der denn gar nichts ungefährlich?" Nein, das tut er nicht - wie sich herausstellt, als das Wägelchen die erste Etage der Grottenbahn erklommen hat. "Was soll ich sagen, Herrschaften?" meint er fast demütig, indem er auf die Nachbildung eines blutbespritzten Operationssaals weist: "Emergency Room, purer Wahnsinn in der Notaufnahme! Und gleich daneben Nippon Connection, wo japanische Wirtschaftsverbrecher vor nichts zurückschrecken, um uns alle in den Ruin zu treiben." Weiter geht´s mit Airframe ("Sowas wie Flugsicherheit gibt es nicht!"), Timeline ("Zeitreisen ins Mittelalter? Na, Sie werden schauen!" und Beute ("Achtung, Nanotechnologie! Mikroskopische Vernichter!")
Das Publikum ist schon etwas gelangweilt, als Crichton seine neueste Attraktion ankündigt: "Welt in Angst, Ladies and Gentlemen! Im Blessing-Verlag! Mehr als 600 Seiten nacktes Grauen! Klimakatastrophe! Skrupellose Ökoterroristen! Globale Erwärmung! Sie da hinten - wachen Sie gefälligst auf!"
Zu spät, der Bann ist gebrochen. Und die Grottenbahn schaukelt unermüdlich weiter.
Michael Crichton
(Photo © Jonathan Exley)
23. 10. 1942 (Chicago) - 4. 11. 2008 (L. A.)
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Kommentare_
Ich möchte hier eine Lanze für "Sphere" brechen, sein - neben dem etwas zähen, aber innovatven "Andromeda" - in meinen Augen bester Roman (die Verfilmung: naja...). Natürlich am Schluss reine Verarsche, aber bis dahin ein page turner ohnegleichen.