Stories_In memoriam: Fred Astaire

He´s in heaven ...

Er war der Inbegriff urbanen Stils und zeitloser Eleganz: Anläßlich des 20. Todestags des besten Kinotänzers aller Zeiten begibt sich Thomas Fröhlich aufs glatte Parkett der Traumfabrik - und gedenkt jenes Mannes, der im vergangenen Jahrhundert die Welt wirklich zum Tanzen brachte.    22.06.2007

1935, ein Club im Herzen Londons: Ältere Herren sitzen in Ohrensesseln und lesen in ehrfurchtgebietender Lautlosigkeit gewichtige, bedeutsame Zeitungen, wobei ihre ernsten Gesichter hinter den bedruckten Großformaten verschwinden. Ein schlaksiger junger Mann mit etwas länglichem Gesicht und einer beginnenden Halbglatze, sichtlich auf der Suche nach jemandem, betritt die Szene und versucht, möglichst geräuschfrei einen freien Platz zu finden. Doch das gelingt ihm nicht so ganz. Jedes Knarren des Bodens unter seinen Füßen, jedes Rascheln seines Anzugs wird mit verärgert-verächtlichen Blicken über die Zeitungszinnen hinweg quittiert.

Und da, endlich, erblickt der junge Mann die Person, um die es ihm zu gehen scheint. Die quälende Stille hält gleichsam den Atem an ... um gleich darauf in kurzen, aber eruptiven Stepschritten des sichtlich erleichterten jungen Mannes im Rhythmus der Beine zu explodieren. Die bis dahin bestehende Club-Ordnung ist somit hinfällig. Nichts ist mehr so, wie es zuvor war.

 

Die Einleitungsszene aus "Top Hat" ("Ich tanz´ mich in dein Herz hinein", 1935) von Regisseur Mark Sandrich stellt nicht nur einen der beeindruckendsten Auftakte der Filmgeschichte dar, sondern ist auch symptomatisch für Auftreten und Wirken des Tänzers, Schauspielers, Sängers und absolut eleganten Charmeurs Fred Astaire. Als der nämlich 1933, in seinem ersten Kinofilm, "Dancing Lady" ("Ich tanze nur für dich"), unter der Regie von Robert Z. Leonard, noch den supporting actor für Clark Gable und Joan Crawford gab, war schon während der Dreharbeiten allen Beteiligten klar, daß Astaire in seiner eigenen Klasse spielte. Angetan mit seinem späteren Markenzeichen - Frack, Zylinder und weiße Krawatte - sorgte er für eine Zäsur im Hollywood jener Tage. Eine neue Zeitrechnung war angebrochen: vor und nach Astaire.

Seitdem galt (und gilt) Fred Astaire für nicht wenige als der größte Tänzer aller Zeiten. Seine - nicht nur tänzerische - Eleganz machte ihn weltberühmt. Scheinbar schwerelos bestimmte er tanzend das Bühnengeschehen. Mit seinem nie endenwollenden Ideenreichtum revolutionierte er letztendlich den Musical-Film. Er brillierte im Ballsaal tänzerisch ebenso wie auf einem Flugzeugträger oder zwischen Seerosen im Teich. Er steppte zum Rhythmus von Schiffskolben, erklomm Wände und Zimmerdecken, baute Schlagzeuge, Bälle und Rollschuhe in seine Performances ein. Und dann waren da noch seine wunderbaren Partnerinnen ...

Insgesamt drehte Astaire etwa 40 Filme, mit Tanzeinlagen, die so unglaublich leicht und beinahe beiläufig daherkommen, daß man sich ernsthaft fragt, wie das alles vor der von George Lucas losgetretenen Special-Effects-Ära möglich sein konnte.

 

Nice Work If You Can Get It

 

"People think I was born in top hat and tails!" sagte Fred Astaire einmal.

Dem war definitiv nicht so. Astaire (eigentlich Frederick Austerlitz) wurde am 10. Mai 1899 in Omaha, Nebraska, als Sohn österreichischer (burgenländischer) katholischer Einwanderer geboren. Mit dem Burgenland selbst hatte er zeitlebens - entgegen der Meinung einiger Burgenländer, die in ihm ihren großen Sohn sahen - nicht das Geringste am Hut.

Freds Eltern waren durchaus wohlhabend. Als er vier war, meldete ihn seine Mutter in einer Ballettschule an, und obwohl der Sohn sich darüber im Nachhinein nicht eben begeistert äußerte ("I had some ballet training but I didn´t like it. It was like a game to me."), begann er im Alter von sieben Jahren gemeinsam mit seiner achtezhn Monate älteren Schwester Adele öffentlich aufzutreten. Der Broadway wurde auf die beiden aufmerksam, 1917 wurden sie engagiert. Mit dem Stück "Over The Top" im 44th Street Theatre gelang ihnen sogleich ein durchschlagender Erfolg, dem in weiterer Folge Hit auf Hit folgen sollten, bis ... ja, bis Adele den britischen Lord Charles Cavendish heiratete und sich später, 1931, völlig von der Bühne zurückzog.

Der junge Herr Astaire sah sich plötzlich gezwungen, allein sein Glück zu versuchen. Warum nicht gleich Nägel mit Köpfen machen? Der damals neue und boomende Tonfilm suchte nach jungen, unverbrauchten Talenten, und ... versuchen konnte man es ja. Doch sein erstes Vorsprechen war ernüchternd. Das Urteil:

 


"Can´t sing, can´t act, is slightly balding, but can dance a little!"

 

Na ja - wahrscheinlich nicht gerade die Antwort, die er hören wollte. Dennoch nahm ihn die Filmgesellschaft RKO 1933 unter Vertrag (man brauchte halt jemanden, der "ein wenig tanzen konnte") und lieh ihn im selben Jahr an MGM aus. Und da gelang Astaire sein Meisterstück: Er verwandelte die Nebenrolle in "Dancing Lady" (1933) gleichsam in eine Hauptrolle. Sein Tanz, seine Mimik und nicht zuletzt sein G´wand (und die Art, wie er es trug) bildeten hier, im Schatten von Gable und Crawford, die Blaupause für Kommendes. Das Gesamtkunstwerk und Stilvorbild Fred Astaire war geboren - im und nicht zuletzt durch den Film.

 

Seeing Is Believing

 

Einige Jahre zuvor, in Astaires Vaudeville/Theater-Tagen, war im Grunde seine Schwester Adele die Erfolgreichere, Umjubelte. Nicht, daß Fred unbeliebt gewesen wäre, aber Adele war auf der Bühne die Nummer eins. Dennoch schoß seine Karriere raketengleich in die Höhe, nachdem sie von der künstlerischen Bildfläche verschwunden war. Adele selbst sah die Sache später recht nüchtern: "Offensichtlich war ich all die Jahre ein Klotz an seinem Bein - ich habe nur diese eine Erklärung." Doch das trifft´s wahrscheinlich nicht so ganz ...

Drücken wir es so aus: Fred Astaire wäre, sagen wir, 50 Jahre zuvor ebenfalls ein durchaus begabter und beliebter Entertainer gewesen. Doch war er eben nicht nur mit handwerklich-künstlerischem Talent gesegnet, sondern nützte - im wahrsten Sinne des Wortes - die Gnade seiner späten Geburt, indem er sich zum richtigen Zeitpunkt dem damals jungen Medium Film zuwandte und dieses im Bereich des Musicals völlig umkrempelte.

Er war der erste, der sein im Theater entwickeltes Können in die filmische Sprache übersetzte: Es genügte nicht mehr, nur gut zu tanzen - mit dem Aufkommen der Unterhaltungstechnologien vermochte er auch mit einem gekonnten Augenaufschlag Eindruck zu hinterlassen. Seinen Vorgängern war dies verwehrt geblieben. Sie waren noch gewohnt, mitunter gar nicht so geringe Entfernungen (zum Theaterpublikum, zu den "hinteren Reihen") mittels Übertreibung und gelegentlich auch hemmungslosem Outrieren zu überbrücken. Wer das nicht abstellen konnte, spielte im Film über kurz oder lang keine Rolle mehr (wie zum Beispiel der in Permanenz augenrollende Al Jolson). Ähnlich Bing Crosby, der vor der Erfindung des Mikrophons wohl nicht so enormen Erfolg gehabt hätte, aber einen völlig neuen, originären Gesangsstil kreierte und eine zurückgenommen-samtige Stimme erklingen ließ, die ohne passende Technologie zuvor niemals dermaßen ge- und erhört worden wäre, entwickelte auch Astaire in diesem medialen Umfeld erst seinen unverwechselbaren Tanz-, Schauspiel- und Gesangsstil.

Sein tänzerisches Können war zwar auch auf die Entfernung erkennbar; sein Charme und seine Eleganz entfalteten sich erst aber erst durch die mythenschaffende Nähe einer Filmkamera.

 

Dream Dancing

 


"Sie gab ihm Sex, er gab ihr Klasse."

 

Was hier Katherine Hepburn so lapidar kommentierte, kann klarerweise nur eins sein: das Traumpaar Ginger Rogers und Fred Astaire.

Schon 1933 drehten die beiden - Rodgers allerdings noch nicht in der Hauptrolle - unter der Regie von Thornton Freeland "Flying Down To Rio" ("Carioca"). Der Rest ist Filmgeschichte. Wer auch nur den Hauch einer Ahnung haben will, wie cool-erotisierend filmisch perfekt rhythmisierter Tanz aussehen kann, möge sich jene Szene aus "Top Hat" zu Gemüte führen, in der zwei Menschen vor einem Gewitter im verregneten Park unter das schützende Dach eines Pavillons flüchten: eine auf Abwehr eingestellte Ginger Rogers und ein fordernder Fred Astaire (mit den verheißungsvollen Worten "Isn´t It A Lovely Day To Be Caught In the Rain?" auf den Lippen). Man wendet sich zu, ab, umrundet einander - dieses Werbungs- und Zurückweisungsspiel steigert sich langsam zu einer der berauschendsten Tanzsequenzen überhaupt.

Die Szene ist meilenweit von jeglicher Gefühlsduselei entfernt - und Äonen von psychologisierend-verqueren "Ausdruckstänzen", die seit Jahrzehnten Tanztheaterlokalitäten, Volkshochschulen und Seminarräume für unsereinen gleichsam zu No-go-Zonen "fortschrittlicher" Fadgasproduktion verkommen ließen.



"I have no desire to prove anything by it. I never used it as an outlet or as a means of expressing myself. I just dance.”

 

Ja, schon - aber wie. Und der Spruch sei all den unfähigen Eso-Tanz-Adepten ins Stammbuch geschrieben ...

Ginger Rogers, die in Astaire-losen Filmen tatsächlich immer etwas unbeholfen Bäurisches an sich hatte, und Fred Astaire, der ohne ihren animalischen Instinkt davor vielleicht gelegentlich ein wenig aseptisch gewirkt haben mochte, bewiesen auf jeden Fall eines: Ihre Partnerschaft war mehr als nur die Summe ihrer Teile, auch wenn Fred Jahre später meinte: "Ginger was brilliantly effective. Actually, she made things very fine for the both of us and she deserves most of the credit for our success."

Was die Filme der beiden - Musikkomödien im besten Sinne - ebenfalls immer noch als ein Vergnügen reinsten Wassers erscheinen läßt (das trifft überhaupt auf die meisten Astaire-Streifen zu), ist nicht zuletzt die Besetzungsliste, auch die der Nebenpersonen: der täppische Edward Everett Horton, zumeist den völlig überforderten Show-Produzenten und natural born Elefanten im Porzellanladen gebend; der wunderbar untertänig scheinende, es aber faustdick hinter den Ohren habende Diener (oder wahlweise Butler) Eric Blore; die überdreht-oberg´scheite Betty Grable oder die kompakt-durchsetzungsfähige Lucille Ball. Ein brillantes Ensemble war da am Werk, immer jedoch als klar umrissene Individuen erkennbar (auch im Gegensatz zu den damals ebenfalls sehr erfolgreichen kollektiv-ornamentalen Inszenierungen von Busby Berkeley), ausgestattet mit perfekt getimter Situationskomik, sophisticated-witzigen Dialogpassagen und Stil, Stil, Stil.

Diese Filme stellen heute noch unter Beweis, daß Unterhaltung auch abseits einer ausschließlichen Ausrichtung auf minderjährig-lobotomisierte Analphabeten möglich war und ist ... oder zumindest sein kann.

 

Change Partners

 

In insgesamt neun Filmen tanzte Fred Astaire ausschließlich mit Ginger Rogers. Doch er wußte auch mit anderen Partnerinnen zu gefallen - sowohl denen selbst als auch dem Publikum: Rita Hayworth und Eleanor Powell in den vierziger Jahren, Judy Garland, Cyd Charisse, Audrey Hepburn und Petula Clark in den fünfziger und sechziger Jahren.

Astaire arbeitete nicht nur seine Choreographien selbst aus (meist gemeinsam mit Hermes Pan, seinem dance director seit den Dreißigern), sondern brachte auch in jedem Film neue Ideen im Hinblick auf mögliche Kamerafahrten während seiner mit scheinbarer Leichtigkeit absolvierten, die Schwerkraft ignorierenden Tanzeinlagen.

 

"I suppose I made it look easy, but gee whiz, did I work and worry!"

 

Das Schöne ist, daß man Astaire die Mühe nie ansah - und er so wandlungsfähig war.

Bevorzugte er mit Rita Hayworth beispielsweise beinahe klassisch anmutende Tanzszenarios, so schlich sich in seine Choreographie mit Cyd Charisse mitunter ein leicht anrüchiges Element ein. Mit Audrey Hepburn gab er in "Funny Face" ("Ein süßer Fratz", 1957) unter der Regie von Stanley Donen sogar einen existentialistisch angehauchten Beatnik, der allerdings sein gegenkulturelles Tun in den Dienst der Errettung Audreys aus den Klauen eines hobbyphilosophierenden Gurus gestellt hatte, was ihm (no na!) mithilfe guten Schuhwerks, umwerfenden Charmes und der Technicolor-Farbenpracht eines schwelgerisch imaginierten Paris auch gelang. Fred wiederholte sich selten - und jede Partnerin erhielt jeweils ihren ganz individuellen Astaire.

Ab den Sechzigern trat auch der Schauspieler Astaire verstärkt vor die Kamera, ob als Atomwissenschaftler in Stanley Kramers apokalyptisch-hoffnungslosem "On The Beach" ("Das letzte Ufer", 1959, als schrulliger irischer Landarzt in Yves Boissets "Un Taxi Mauve" ("Das malvenfarbene Taxi", 1977) oder in John Irvins "Ghost Story" ("Zurück bleibt die Angst", 1981), einem feinen Horrorfilm nach der literarischen Vorlage von Stephen-King-Spezi Peter Straub, in dem es um Vergessenes, Verdrängtes, alte - und unbezahlte - Schuld, eben um die Leichen im Keller geht. Neben Astaire glänzten in "Ghost Story" weitere Altstars wie Melvyn Douglas und Douglas Fairbanks jr, letzterer eine Legende des klassischen Mantel-und-Degen-Films, sowie die spätere Borg-Königin Alice Krige.

"Ghost Story" sollte Astaires letzter Film bleiben.

 

Limehouse Blues

 

Sein Privatleben ließ Fred Astaire außerhalb des Rampenlichts.

Er war seit 1933 mit Phyllis Livingston Potter verheiratet, und man darf durchaus annehmen, daß die Ehe glücklich war. Gemeinsam zogen sie zwei Kinder groß, 1954 verstarb Phyllis. Astaire, der eben dabei war, "Daddy Long Legs" ("Daddy Langbein", 1955) mit dem Regisseur Jean Negulesco zu drehen, wollte daraufhin die Dreharbeiten abbrechen. Es war dies das einzige - überlieferte - Mal, daß sich sein Privatleben auf seine "filmische" Person auswirkte. Die Crew konnte ihn damals zum Weitermachen überreden; nach den Dreharbeiten pflegte er jedoch stets alleine nach Hause zu gehen. "Daddy Long Legs" zählt nach wie vor zu einem der besten Filme der späteren Astaire-Ära.

Astaire sollte sich erst 1980 - mit Robyn Smith - wiederverheiraten. Die beiden blieben bis zu seinem Tod ein Paar. Was den Charme und die Faszination des Tanzstars - auch - ausmacht, ist nicht zuletzt diese noble Zurückhaltung bezüglich ungefilterter gefühlsmäßiger Äußerungen (was in Zeiten der Reality-TV-Bekenntnis-Kultur eine mittlere Sensation - und wahrlich eine überlegenswerte Option - wäre).

In seinen Filmen setzte er - beziehungsweise die Person, die er spielte - immer alles auf eine Karte, durchaus im Bewußtsein, eben dadurch möglicherweise dieses "alles" verlieren zu können. Wenn das worst case scenario dann auch tatsächlich eintrat (oder es zumindest so schien), pflegte sein langes Gesicht noch länger zu werden - und dann entsprangen der Tragik auch immer dieses beinahe unmerkliche Schulterzucken und dieses Phönix-Lächeln. Das trug mehr Erschütterung in sich als der gesamte Heulkrampf-Terrorismus gemeiner Talk-Trottel-Shows zeitgenössischen Zuschnitts. Daran lag es wohl auch, daß das darauf folgende Happy-End auch nie die verschwitzte Penetranz der filmischen Betroffenheitsdikatur späterer Hollywood-Jahre aufzuweisen hatte. In Astaires Siegen lag immer das Wissen um mögliches Scheitern. Beides lockte ebenso formvollendet und mit unübertrefflicher Eleganz.



"The hardest job kids face today is learning good manners without seeing any."

 

Eines der Bilder, die sich in die Gehirne vieler Astaire-Fans eingebrannt haben, ist das aus "Ziegfeld Follies" ("Broadway-Melodie" 1950, 1946), einem Episodenfilm mehrerer Regisseure, der auch die einzige (!) gemeinsame Szene von Fred Astaire und Gene Kelly enthält.

In der von Vincente Minnelli inszenierten Episode "Limehouse Blues" tritt Fred in der Maske eines Chinesen mit geradezu versteinertem Gesicht auf. Er gerät in eine gewalttätige Auseinandersetzung - und dann fällt ein Schuß. Astaires Schmerz, seine unerfüllte Liebe zu einer Femme fatale, sein nahender Tod formen seine Maske gleichsam zu einer weiteren, lebendigen, wiewohl künstlichen: wahrer und schöner, als es sämtliche forcierten Gefühlsausbrüche der Welt je sein könnten ...

 

They Can´t Take That Away From Me

 

Was bleibt, sind seine Filme, seine Songs, "Top Hat, White Tie and Tails" und - nicht zu vergessen - seine zumeist zweifärbigen Schuhe, sein melancholisch-unverschämtes Lächeln, die Treppen, die er hinaufgetänzelt und herabgeschritten ist, der ewige Ballroom, der sich von Hollywood weg in nahezu jeden Winkel der Welt erstreckt hat und der sich nicht einmal durch plump-blödsinniges, weil völlig mißverstandenes Epigonentum à la "Dancing Stars" zerstören läßt.

Fred Astaire - das ist gleichzeitig auch der Fred Astaire-Film, ob auf DVD, VHS oder, wie es sich gehört, im Kino. Sprechen Sie mit dem Kinobetreiber Ihres Vertrauens, schreiben Sie eine Petition an den Präsidenten, organisieren Sie eine Demonstration (aber mit Dresscode und anständiger Begleitmusik), was auch immer: Astaire-Retrospektiven tun not! Und das schon aus Gründen ästhetischer Hygiene - nicht nur, weil ihn Madonna in der "Vogue" erwähnt hat, sondern weil dem Pöbel auch ein paar Lektionen in Sachen Manieren ganz gut täten.

Sehen Sie sich seine Filme an und lernen Sie daraus! Es könnte Ihnen wahrlich Schlimmeres widerfahren ...



"Heaven, I´m in heaven
And my heart beats so that I can hardly speak
And I seem to find the happiness I seek
When we´re out together dancing cheek to cheek ... "

Thomas Fröhlich

Drei unabdingbare Fred-Astaire-Filme


1. Top Hat ("Ich tanz´ mich in dein Herz hinein", 1936, auf DVD von Kinowelt oder in der "Süddeutsche Zeitung Cinemathek")

 

DER Astaire-Rodgers-Film. Noch Fragen?

 

2. Funny Face ("Ein süßer Fratz", 1957, auf DVD von CIC Video/Paramount Home Entertainment)

 

Astaire als Photograph, Hepburn als Buchhändlerin, Glamour, Beatniks und das schönste Paris aller Zeiten.

 

3. Ziegfeld Follies ("Broadway Melodie 1950", 1946 [!], auf DVD von Warner Home Studio)

 

Astaire ist hier zwar nur in einigen Episoden zu sehen - aber die haben´s in sich. Herausragend: "Limehouse Blues"! Wer hier keine Tränen in den Augen hat, ist ein echt mieser Typ.

Links:

Drei flamboyante Fred-Astaire-Tonträger


1. They Can´t Take These Away From Me (United Artists, 1976)

 

Vinylscheibe aus 1976 mit grandiosen Neuarrangements altbekannter Astaire-Hits - mit einem sich immer noch gut bei Stimme befindlichen Fred inkl. gelegentlicher charmanter Änderungen der lyrics. Nicht mehr im regulären Handel erhältlich. Aber: Go for it!

 

Tracklist:

 

1. Top Hat, White Tie And Tails
2. A Fine Romance
3. Cheek To Cheek
4. I Wanna Be A Dancin´ Man
5. They Can´t Take That Away From Me
6. One For My Baby
7. Night And Day
8. Something´s Gotta Give
9. A Foggy Day
10. Isn´t This A Lovely Day
11. They All Laughed
12. That´s Entertainment

 

2. Stepping Out (Verve, 1994)

 

Fred Astaire goes Jazz. CD mit einem gut gelaunten Astaire in Kooperation mit Oscar Peterson und dessen Band. Freds Stepschritte erlaubten dem Drummer ein sehr entspanntes Arbeiten. Aufgenommen 1952.

 

3. Top Hat - Hits From Hollywood (Columbia/Legacy, 1994)

 

Klassischer Astaire in ebenso klassischen Aufnahmen aus den 30ern und 40ern: die Einstiegsdroge schlechthin.

Links:

Drei exemplarisch notwendige Bücher über Fred Astaire:


1. Benny Green - Fred Astaire: Storyline (Hamlyn, 1984)

 

Prächtige Fotos, jede Menge Astaire-O-Töne, gute Recherche. Unverzichtbar. In englischer Sprache.

 

 

2. Fred Astaire: Steps In Time. An Autobiography (Cooper Square Press, 2000)

 

Wer Schmutzwäsche oder Outings à la Osbourne oder Lugner erwartet, kann sich das Büchlein sparen. Wer einen nicht unwitzig dargebrachten, diskreten Lebensrückblick eines freundlich-zurückhaltenden Kinoidols schätzt, kommt hingegen auf seine Rechnung. In englischer Sprache, mit einem Vorwort von Ginger Rogers und einer Einführung von Jennifer Dunning.

 

 

3. Stephen Harvey - Fred Astaire. Seine Filme, sein Leben (Heyne, 1991)

 

Erschienen auf deutsch im Rahmen der leider eingestellten Reihe "Heyne-Filmbiographien". Informativ, gut lesbar, hübsche Fotos. Paßt.

Links:

Termin-Tip: Hommage an Ginger und Fred

(Update 5/2014)


Top hat, white tie and tails: Fred Astaires Geburtstag jährt sich am 10. Mai zum 115. Mal. Würdig begehen darf man das ab sofort mit drei Künstlern sowie einem Schriftsteller in einer traditionsreichen Wiener Tanzschule. "Art and Dance" sind hier keine leeren Versprechungen.

Links:

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