Stories_Bastard-Pop/Making-of
Be A Bastard!
Sogar Ö3 schickte schon einen Track von ihm über den Äther. Jetzt verrät DJ Micky Maaaas im dritten Teil seiner EVOLVER-Serie, wie Sie eigene TwoTracker und MashUps basteln.
19.11.2004
Jeder kann Bastard-Pop machen. Na gut - fast jeder. Voraussetzungen dafür sind ein wenigstens ansatzweise vorhandenes musikalisches Gehör, ein breites Wissen über die verschiedensten Musikstile - und vielleicht die wichtigste: das Gespür dafür, was wirklich zusammenpassen könnte.
Manche Kombinationen bieten sich richtiggehend an und sind fast vorhersehbar, wie zum Beispiel - ganz aktuell - Eamons "Fuck It" vs. Sinead O´Connors "Nothing Compares 2 U". Der wirkliche Reiz des Bastard-Pop liegt aber bekanntlich in der Kombination von auf den ersten Blick gänzlich unterschiedlichen Songs, was sich beim Mischen dann auch dementsprechend schwieriger gestaltet. Hat man erst einmal man zwei passende Stücke für einen sogenannten "TwoTracker" gefunden und sich entschieden, welche der beiden Nummern für die Instrumentalspur und welche für den Gesangsteil herhalten darf, geht die Kleinst- und Feinarbeit los.
Bastard-Hardware
Als der Schreiber dieser Zeilen zu Beginn der 90er Jahre die ersten Remixes und auch eigene elektronische Nummern zu produzieren begann, war Audio-Bearbeitung noch um einiges komplizierter als heute. Neben den anfänglichen analogen Aufnahmegeräten für Tonbandkassetten benötigte man neben einem PC noch ein Keyboard mit MIDI-Schnittstelle sowie einige externe Effektgeräte wie Equalizer, Reverb oder Filter.
Aber das ist lange her: 2004 funktioniert das alles fast von alleine. Ein halbwegs gut ausgestatteter Desktop-PC und die notwendige Software - die nicht die Welt kostet - reichen heute schon aus, um in die von der Musikindustrie wenig geliebte Riege der Bastard-Popper einzusteigen.
Die günstigste Software-Variante, um mit dem Mixen zu beginnen, ist das "Magix Music Maker"-Paket. Das Programm richtet sich deutlich an Einsteiger, Mischen und Koppeln gestalten sich dementsprechend einfach. Allerdings gibt´s einen Wermutstropfen: Die Tonqualität der erzeugten Tracks entspricht leider auch dem niedrigen Preis von ungefähr 45 Euro.
Das Nonplusultra für die meisten Bootlegger ist daher zur Zeit der Sequencer "AcidXPress", der auf Loops basiert und in einer abgespeckten, einfachen Version auch kostenlos von der Homepage des Herstellers heruntergeladen werden kann - Link siehe unten. Der Nachteil dabei ist wiederum, daß sämtliche der zu bearbeitenden Soundfiles im .WAV-Format vorliegen müssen, was in weiterer Folge bei größeren oder mehreren Projekten immensen Speicherplatz benötigt.
Wie auch immer - per Knopfdruck filtert man zuerst vom Quellsong, der als neuer Hintergrund dienen soll, die Vocal-Spur (beim "Magix Music Maker" etwa mit der sogenannten "Karaoke-Funktion") weg. Anschließend zerlegt man mit einem Sample-Editor (Empfehlung: "CoolEdit") den kompletten Song in verschiedene Teile. Am wichtigsten sind für den Bastard-Musikanten natürlich die Instrumentalparts (Anfang/Soli/Ende), aus denen man dann ein neues (Instrumental-)Stück gestaltet. Auch die die Vocal-Spur(en) aus dem anderen Song teilt man auf diese Art. Um die so gewonnenen Parts dann übereinander in die passende Form zu bringen, müssen nach der Verschmelzung der neuen Elemente noch die Tonart (Key) und die Geschwindigkeit (Beats) abgestimmt werden.
In fast der Hälfte aller Fälle wird man zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich zur traurigen Erkenntnis gelangen, daß die beiden Titel doch nicht zusammenpassen - oder erst nach wochenlangem Aufwand kompatibel werden würden. Wenn´s aber geklappt hat, kann man schon einmal die Arme in die Höhe reißen, sich einen Swimmingpool voller GinTonic gönnen und im Vollrausch sein neues Bootleg dann Hunderte Male anhören, den fertig abgemischten Track ins MP3-Format konvertieren und zur allgemeinen Begutachtung auf eine der gängigen Remixer-Websites uploaden - um sozusagen seine persönlichen 15 Minuten Berühmtheit auskosten.
Unter den Bootleggern ist es übrigens auch Usus, Teile bearbeiteter Nummern (zum Beispiel gefilterte Vocal-Parts oder selbstgemachte Instrumentals etc.) auszutauschen. Plattformen dafür sind die Websites von "GetYourBootlegOn-gybo" oder auch "The United Remixers Guild", die auch gute Anlaufstellen für Anfänger darstellen.
Micky Maaaas
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