James Bond - Bond 50: Die Jubiläums-Collection
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Nicht nur die Rolling Stones feiern heuer ihr 50. Jubiläum. Auch ein weiterer Pop-Mythos der Swinging Sixties wird ein halbes Jahrhundert alt - die erfolgreichste Filmserie aller Zeiten mit dem Geheimagenten Ihrer Majestät: 007, James Bond. Martin Compart erinnert sich an fünf Jahrzehnte lizensiertes Töten. 29.10.2012
Der Kino-Bond wird fünfzig.
Gefeiert wurde und wird sein Jubiläum mit einem neuen Roman und kurz vor Weihnachten mit dem aktuellen Film Skyfall. Der Regisseur des 23. offiziellen Bond-Films, Sam Mendes, wurde gerade geboren, als der dritte Bond-Thriller in die Kinos kam. Das war 1965, und der Film hieß Goldfinger. Damals war Bond der Inbegriff des Kalten Kriegers. Doch die Produzenten begannen bereits damit, seine Feindbilder zu aktualisieren und vom Ost-West-Konflikt wegzuführen. Ab Thunderball kämpfte er nicht mehr gegen die Kommunisten, sondern gegen Konzerne (nein, nicht Banken oder Rating-Agenturen), die dank eines Zerstörungsmonopols die Weltgemeinschaft erpreßten. War Bond anfangs noch der funktionierende Held einer hedonistischen Angestelltenkultur, so verkörpert er heute die Utopie, daß sich nationale Belange gegen internationale Kapitalinteressen behaupten und durchsetzen können. Vielleicht waren es - neben den neue Standards vorgebenden Action-Sequenzen - die Modifizierungen des Subtexts, die diese Figur so lange so erfolgreich sein ließen.
Dr. No, der erste Bond-Film, hatte am 5. Oktober 1962 in London Premiere. In Deutschland startete er erst am 25. Januar des folgenden Jahres. Damit war die Bundesrepublik das zweite Land der Welt, in dem die Serie ins Kino kam. In Frankreich etwa lief "Dr. No" zwei Tage später an und in den USA erst im Mai 1963.
Den Höhepunkt erreichte die Bond-Welle bereits 1965. Wenn man damals noch keine 16 Jahre alt war, dann war das verdammt schlimm - eine echte Qual, ein Ausschluß aus der Gemeinschaft derer, die wirklich am Leben teilnahmen. Dadurch entstanden Grundlagen für Depressionen, die nie wieder gutzumachen waren.
Der Grund? Goldfinger kam in die Kinos!
Auch der Autor dieser Zeilen gehörte zu den geplagten Kreaturen, die sich die Nase an den Glaskästen der Kinos plattdrückten und auf Szenenbilder blickten, wie man sie aus keiner Jugendvorstellung kannte. Ich war einer der Unglücklichen, die um den lebensgroßen Aufsteller von Sean Connery mit der Pistole an der Wange herumschlichen und wußten, daß man ihn nicht klauen konnte, ohne gleich an der nächsten Straßenecke geschnappt zu werden. Eine unglaubliche Werbekampagne hatte eingesetzt und machte jedem klar, daß man zu den Blöden gehörte, wenn man diesen Film nicht gesehen hatte.
Nach der Deutschlandpremiere in Köln wurde Connery ebenso hysterisch umjubelt wie die Beatles oder Rolling Stones, die zur selben Zeit die Bundesrepublik aufmischten und die 50er Jahre endgültig zu den Akten legten. Wie jeder Unter-16jährige tat ich alles, wirklich alles, um in diesen verdammten Film zu kommen. Vergeblich. Es war demütigend, an der Kinokasse abgewiesen zu werden und den höhnischen Satz zu hören: "Komm wieder, wenn du ein paar Jahre älter bist, Kleiner. Das hier ist noch nichts für dich!" Ich fand sogar eine mitleidige Nachbarin und bekennende Bond-Fanatikerin, die mich in die Vorstellung mitnehmen wollte. In Begleitung von Erwachsenen kam man nämlich problemlos in jeden miesen Film. Aber auch das nützte nichts, da sie zuvor die Erlaubnis meiner Mutter einholen wollte. Und die reagierte auf diesen Vorschlag so, als wolle man mich auf eine Hasch-Orgie zu Mick Jagger schleppen.
Na ja, ich will nicht länger über mein ungerechtes Schicksal klagen. Irgendwann sah ja auch ich den Film, der heute in Wiederholungen durch jedes Kinderzimmer flimmert.
Doch Sean Connery war nicht der erste Schauspieler, der Bond verkörperte. Bereits 1954, also ein Jahr nach dem Erscheinen des ersten Bond-Romans "Casino Royale", hatte der amerikanische Sender CBS in seiner Reihe "Climax!" eine höchst eigenwillige Verfilmung des Romans ausgestrahlt. Secret-Service-Agent Bond mutierte darin in Gestalt den US-Schauspielers Barry Nelson zum CIA-Agenten Jimmy Bond. Diese unfreiwillig komische Adaption erfreut sich heute auf YouTube großer Beliebtheit. Immerhin begann mit diesem Fernsehfilm die Reihe der großen Bond-Schurken, die oft von namhaften Schauspielern dargestellt wurden.Hier war es Peter Lorre als LeChiffre ...
Die ganzen fünfziger Jahre hindurch bemühte sich Bond-Erfinder Ian Fleming um die Verfilmung seiner Heldendramen. Ende der 50er war sogar der junge Richard Burton für den ersten Bond-Film im Gespräch. Und sowohl John Huston wie Alfred Hitchcock wurden als Regisseure nachgefragt. Ein fast undurchdringliches Chaos aus Optionen und Rechteinhabern entstand und führte sogar zu einem Plagiatsprozeß gegen Ian Fleming. Er hatte nämlich 1958 dem Produzenten Kevin McClosky und seinen Geldgebern einmal mehr die Rechte übertragen, einen Bond-Film zu drehen. Daraus entstand das Shooting-Script Thunderball von Drehbuchautor Jack Wittingham. Fleming, in Verkennung der Rechtslage, entnahm dem Drehbuch dann von Wittingham entwickelte Szenen, um sie in seiner Romanfassung von Feuerball zu verwenden.
Der Urheberrechtsprozeß in den frühen 60er Jahren sollte nicht nur das Leben des Autors verkürzen, sondern führte auch dazu, daß Kevin McClosky die Filmrechte an Feuerball zugesprochen bekam - sehr zum Leidwesen der inzwischen offiziellen Bond-Produzenten Cubby Broccoli und Harry Saltzman. Zwar konnte man sich 1966 darauf einigen, gemeinsam den vierten Bond-Film Feuerball zu produzieren, doch die Remake-Rechte verblieben bei McClosky, mit einer fast zwanzigjährigen Sperre. So kam es 1983 zum Bond-Film Sag Niemals Nie, in dem Sean Connery nochmals für die Königin killte. Broccolis Firma Eon hatte den Film zwar zu verhindern versucht, war aber gescheitert. Und so war 1983 das einzige Jahr, in dem es zwei Bonds gab: Roger Moore in Octopussy und Connery in Never Say Never Again. Mit 007 steht eben jeder auf dem Siegerpodest - und ein Geschäft wurde es für beide Seiten: Octopussy spielte 187 Millionen Dollar ein, Connerys Film 160. Alle von Eon Productions realisierten Filme haben übrigens bisher etwa fünf Milliarden Dollar gebracht, Lizenzprodukte wie DVDs, Spielzeuge oder Computerspiele nicht eingerechnet.
Der erste Bond-Roman selbst, "Casino Royale" (1953), war allerdings kein so großer Erfolg. Es wurden nur 4750 Exemplare davon gedruckt, und mehr als die Hälfte der Auflage ging an Bibliotheken und Leihbüchereien. Deshalb ist es für bibliophile Fleming-Fans auch so schwierig, heute ein gut erhaltenes Exemplar des gesuchten Buches aufzutreiben; in den 90er Jahren mußte man dafür mindestens 4000 Dollar hinlegen. Im renommierten Antiquariat Adrian Harrington werden die Erstausgaben aller 14 Bond-Bücher als Schnäppchen für 30.000 Pfund angeboten!
Die Auflage wurde mit jedem Buch zwar leicht erhöht, doch erst der vierte Roman, Diamantenfieber, hatte eine Startauflage von mehr als 10.000 Exemplaren. Selbst nach vier Romanen hatte es Bond nicht auf die Bestsellerliste geschafft. Immerhin kaufte die Filmgesellschaft Rank für 5000 Pfund die Rechte an Moonraker, ließ sie dann aber verfallen. Bei soviel Instinktsicherheit drängt sich der Vergleich mit der Musikindustrie auf - etwa zu der Zeit, als die Plattenfirma Decca es ablehnte, die Beatles unter Vertrag zu nehmen.
Ohne Amerika wäre 007 nie so ein Welterfolg geworden. Erst nachdem sich Präsident Kennedy 1961 im "Life Magazine" öffentlich als Bond-Fan bekannt hatte, jagten die Verkaufszahlen von Flemings Büchern in ungeahnte Höhen. Jetzt war auch das Kino ernsthaft interessiert, und Saltzman und Broccoli sicherten sich die Rechte. Fleming bekam für jeden Roman 100.000 Dollar auf die Hand und wurde mit fünf Prozent an den Nettoeinnahmen der Filmverwertungen beteiligt. Dies sollte sich als Lizenz zum Gelddrucken erweisen, in deren Genuß vor allem die Erben kamen und kommen,
Ian Fleming selbst konnte den Welterfolg nicht lange genießen. Im Juli 1964 besuchte er noch die Dreharbeiten zu Goldfinger. Einen Monat später, am 12. August, starb er an seinem zweiten Herzinfarkt. Zu viele Drinks, zu viele Zigaretten und ein überzeugt obsessives Leben hatten ihren Tribut gefordert. Zum Zeitpunkt seines Todes waren weltweit 30 Millionen Bond-Bücher verkauft, zwei Jahre später waren es bereits 60 Millionen.
Connery gab die Figur 1971 endgültig auf. Zuvor hatte der Australier George Lazenby in einem der fünf besten Bond-Filme ein Zwischenspiel geliefert: On Her Majesty´s Secret Service. Dann übernahm Roger Moore, der James Bond endgültig zum von der Realität entrückten Comicstrip machte. Die Altersbeschränkung für Bond-Filme wurde von sechzehn auf sechs Jahre herabgesetzt. Der Sex wurde noch harmloser, aber dafür durften die Special-Effects-Leute mehr kaputtmachen. Der Trend zu Bond-Streifen als reines Spektakelkino hatte sich bereits bei Connery mit You Only Live Twice abgezeichnet.
Mit Moores Nachfolger Timothy Dalton wollte man dann wieder auf die alte, härtere Linie der frühen Connery-Filme zurückschwenken. Kein anderer Darsteller kam dem literarischen Bond näher als Dalton. The Living Daylights, sein erster Bond, war großartig, aber sein zweiter und letzter Film wirkte wie eine aufgeblasene "Miami Vice"-Episode. Also mußte wieder ein neuer Darsteller her. Pierce Brosnan brachte Bond wohlbehalten durch die 90er Jahre. Dabei war ihm die Tatsache behilflich, daß Bond als Institution inzwischen unantastbar geworden war. Menschen, die längst nicht mehr ins Kino gingen, besuchten den neuen Bond-Film genauso wie die neue Tournee der Rolling Stones, der zweiten großen Überlebenden der Swinging Sixties.
Die Filme mit Brosnan sollten - so behauptete jedenfalls Regisseur Robert Spottiswoode - ebenfalls an die frühen Connery-Bonds anschließen. Andererseits wollte man auch nicht auf spektakuläre Spezialeffekte und die üblichen Materialschlachten verzichten. Also mußte die Story so vereinfacht werden, daß man Action-Szene an Action-Szene reihen konnte. Alles lief schön geradlinig und voraussehbar ab, um das blödgemachte Publikum nicht zu überfordern.
Das fade Finale von Tomorrow Never Dies, das man so schon oft und besser gesehen hat, tröstete auch nicht über die Vergabe der guten Ausgangsidee weg. Diesmal mußte Bond nämlich einem Medienmogul das Handwerk legen. Der Böse hatte sich der Maxime des amerikanischen Zeitungskönigs William Randolph Hearst verpflichtet, der 1898 einem Korrespondenten auf Kuba zum Spanisch-Amerikanischen Krieg gekabelt hatte: "Du lieferst die Bilder, ich liefere den Krieg." Der Medienzar im Film versucht einen Krieg zwischen Großbritannien und China anzuzetteln, um damit Auflage und Quote zu erhöhen. Typisch für den Niedergang James Bonds war dann auch, daß nicht er, sondern der Schurke die beste Zeile des Drehbuchs hatte: "Der Unterschied zwischen Genie und Wahnsinn definiert sich im Erfolg."
Brosnan als Bond war lange nicht so selbstsicher und arrogant wie Connery oder Timothy Dalton. Aber er war auch nicht so selbstironisch wie Roger Moore, der auf durchaus sympathische Art durch seine Spektakelfilme schlenderte, als verbrächte er ein paar Stunden in einem Disneyland für Pubertierende. Brosnan hing irgendwo dazwischen, ohne richtigen Stand. Und das gilt wohl auch für die Figur James Bond überhaupt: Der Niedergang der westlichen Mittelstandsgesellschaft hat ihr härter zugesetzt als der Untergang der Sowjetunion. Gut vorstellbar, daß Bond seine Lizenz zum Töten einmal gegen einen britischen Premierminister nutzen muß, um mit dem finalen Rettungsschuß den Ausverkauf Britanniens ans marodierende Großkapital zu verhindern. Damit es nicht so weit kommt, ist man mit Daniel Craig in die Hysterie des Anti-Terrorkampfs eingestiegen. Craig hatte es nicht leicht. Im Internet und sonst wo riefen harte Bond-Fans zum Boykott auf. Man las so schöne Behauptungen wie:
"Was ist James Bond nicht? Er ist keine Frau, kein Asiate, kein Schwarzer, kein Amerikaner, kein Engländer, sondern Schotte, kein Osteuropäer, kein literarisch gebildeter Mensch, kein rücksichtsvoller Autofahrer und kein wirklich freundlicher Zeitgenosse. Aber eines ist er auf keinen Fall: BLOND!"
Klar, ich gehörte auch zu den untoleranten Gralshütern, die Daniel Craig die Hölle heiß machten, bevor man mich nach Casino Royale kleinlaut aus dem Kino schleichen sah.
Inzwischen hat er seine Kritiker eines Besseren belehrt. Casino Royale, mal wieder der erfolgreichste Bond-Film, den es bisher gab, führte die Figur wieder stärker an die literarischen Wurzeln zurück, obwohl er James ein wenig zum Proleten machte. Etwas von der Zerrissenheit und Sensibilität des Fleming-Bonds hat Craig aber wiederbelebt. Mit seinem zweiten Auftritt, Quantum of Solace, setzte er sich schwer in die Nesseln. Der Schweizer Mark Foster hatte einen der schlechtesten Bond-Filme aller Zeiten abgeliefert.
Skyfall muß es jetzt rausreißen, sonst wird es eng für Craig und Bond. Doch ich bin sicher, daß 007 wieder die Kurve kriegen wird ...
Der neue Bond-Song von Adele deutet schon an, daß man einen echten Bond-Klassiker abliefern will. Und mit der stillgelegten Industrie-Insel Hashima Islad hat man einen der exotischsten Schauplätze, der je in einem Bond-Film vorkam. Nach dem, was man bisher über den Plot erfahren hat, könnte Skyfall durchaus auch einen Fleming-Touch haben. Mit Javier Bardem (was war er gruselig in "No Country for Old Men"!) steht jedenfalls ein Schurke am Start, der Bond wirklich zu schaffen machen dürfte. So oder so hat Daniel Craig bereits für zwei weitere 007-Abenteuer unterschrieben.
In diesem Sinne: "Nobody does it better ..."
James Bond - Bond 50: Die Jubiläums-Collection
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James Bond im EVOLVER-Archiv
Rechtzeitig zum Kinostart von "Skyfall", dem mittlerweile 23. Bond-Streifen, liefern wir Ihnen einen Überblick der bisherigen EVOLVER-Veröffentlichungen über den Mann mit der Lizenz zum Töten und seinen Schöpfer. Viel Spaß beim Stöbern!
Skyfall
GB/USA 2012
103 Min.
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Daniel Craig, Ralph Fiennes, Javier Bardem u. a.
Ab 1. November in den Kinos
In den 80ern und 90ern erschienen in der "Heyne-Filmbibliothek" einige dringend lesenswerte Werke rund um Filmemacher, Schauspieler und Genres. Einige davon gehen auf das Konto der deutschen Western-Koryphäe Thomas Jeier. Martin Compart sprach mit ihm über das uramerikanische Genre.
Er war weit mehr als ein Mann, der nur Rot sieht. Martin Compart sprach mit Filmliebhaber Oliver Nöding über Charles Bronson - einen Schauspieler, der keinesfalls in Vergessenheit geraten sollte und immer noch eine Entdeckung wert ist.
Dienen Qualitätsserien noch der gehobenen Unterhaltung oder längst der ideologischen Indoktrination? Und was haben deutsche TV-Produktionen damit zu tun? MiC liefert dazu einen Tagebucheintrag - knapp nach den Iden des März.
Hätten wir im EVOLVER eine Ruhmeshalle für fiktive Personen aus der Populärkultur, wäre George MacDonald Frasers Flashman ein eigenes Podest sicher. Martin Compart sprach mit Herausgeber Bernd Kübler über die Hörbuch-Adaptionen von Flashys Abenteuern.
Kennen Sie den PI und ehemaligen Kriminaloberkommissar Bernhard Gunther, der im Berlin der 30er und Folgejahre für Recht und Ordnung sorgt? Nein? Dann ist es Zeit, daß Sie der Reihe des britischen Krimiautors Philip Kerr Ihre Aufmerksamkeit schenken. Martin Compart gibt fachgerechte Starthilfe.
Werner Fuchs gedenkt eines Science-Fiction- und Fantasy-Autors, dessen Imagination in den Genres unvergleichbar ist. Nach dieser Lektüre gibt es keine Entschuldigung mehr, die Werke des US-Schriftstellers Jack Vance nicht zu lesen oder neu zu entdecken.
Kommentare_
In Anknüpfung an einen früheren Bond-thread: Rechtzeitig zum 50. gibts Ian Flemings Bond-Romane ENDLICH wirklich ungekürzt auf deutsch (bei crossxcult). Erster Eindruck nach drei Bänden (Casino Royale, Leben und sterben lassen, Moonraker): Obwohl die Übersetzung stellenweiuse holprig und geschludert wirkt (und auch offenbar nicht lektoriert wurde): eine Wohltat! Vor allem "Moonraker" wirkt bnach denm extremen Kürzungen bei Scherz wie ein ganz neuer Roman. Wer den wahren, den umdüstert-todesnahen Bond kennen lernen will, muss zu Flemings Büchern greufen. Kein (!) Film kommt an diese Vorlagen heran.
Ups! ...zu Flemings Büchern GREUFEN... Wer selbst im Glashaus sitzt... :-)
Also ich habe mit acht oder neun Jahren meinen ersten „James Bond“-Roman gelesen, „Leben und sterben lassen“ und lese die Romane immer noch. Allerdings habe ich nicht so eine hohe Meinung von Fleming, denn einige Romane sind einfach Schrott:In „Liebesgrüße aus Moskau“ taucht 007 erst nach etwa der Hälfte des Romans auf – das erinnert an die „Charlie Chan“-Romane von Earl Derr Biggers. Auch „Man lebt nur zweimal“ und „Der Mann mit dem goldenen Colt“ sind rechte Heuler. Selbst die „Malko“-Reihe von Gerard de Villiers ist da besser, wenn man sich erst mal an die bescheuerte Rahmenhandlung (Österreichischer Adliger führt Aufträge für die CIA durch, weil er stets klamm ist und Geld braucht, um sein Schloss zu renovieren) gewöhnt hat.
Im Gegensatz zu Martin Compart bin ich ein Fan von John Gardners „James Bond“-Romanen:Zwar ist deren Qualität wechselhaft:Es gibt viele gute, wenige ausgezeichnete und einen totalen Heuler („Fahr zur Hölle, Mr. Bond“ – als hätte Karl May einen „James Bond“-Roman geschrieben), aber wenn ich richtig gezählt habe, hat John Gardner mehr „James Bond“-Romane geschrieben, als Ian Fleming. Ich fand auch die diversen Änderungen (Die 00-Abteilung wird offiziell aufgelöst, aber inoffiziell weiter betrieben, mit James Bond als einzigem Agenten, der Saab Turbo und die ASP) waren akzeptabel und auf jeden Fall entsprachen John Gardners „James Bond“-Romane mehr der literarischen Vorlage als die seit den 1970ern produzierten Filme. Auch verfielen seine Romane nicht in die immer gleichen Handlungsmuster und Klischees, sondern zeigten, zu was ein 007 alles eingesetzt werden kann. Und manchmal war Gardner seiner Zeit auch weit voraus, wie mit der Software in „Die Ehre des Mr. Bond“. Und seine in Deutschland veröffentlichen „James Bond“-Romane machten auch optisch was her. Wenn ich dagegen an die letzte Veröffentlichung von Ian Flemings „James Bond“-Romanen im Heyne Verlag denke … au weia, wer denkt sich derlei öde Cover aus?! Was jedoch ein grundsätzliches Problem bei modernen Krimis ist, die offenbar nicht mehr wie Krimis ausschauen dürfen …
Gardners „James Bond“-Romane hatten außerdem einen überschaubaren Umfang von 200 bis 300 Seiten, was er mit vielen klassischen Krimiautoren gemein hat. Im Gegensatz dazu blasen moderne Autoren ihre Romane gerne zu ziegelsteinformatigen Wälzern mit 600 bis 1000 Seiten auf.
Mir gefiel auch Timothy Dalton am besten, halte jedoch „Lizenz zum töten“ für einen der besten „James Bond“-Filme:Dieser setzt ein Motiv von Ian Flemings Romanen konsequent fort (007 kündigt) und damals hatten die Produzenten auch noch den Mumm, einen harten Film zu inszenieren, danach hatten doch die „James Bond“-Filme alle eine FSK12-Freigabe – hatte Ian Fleming nicht ursprünglich seine Romane als Märchen für Erwachsene geschrieben?! Pierce Brosnan hätte in der Rolle deutlich besser sein können, wenn die Produzenten ihn gelassen hätten, aber die Broccolis reduzierten seine Darstellung als James Bond meist auf die Rolle des farblosen Kleiderständers. Wenn ich mich recht erinnere, war es auch Pierce Brosnan gewesen, der anfangs die Idee mit „Casino Royale“ hatte und der wollte, dass Quentin Tarantino den Film inszeniert – was hätte „Casino Royale“ für ein Hammer werden können!
Der (vor)letzte „James Bond“-Film, den ich im Kino gesehen hatte, war „Die Welt ist nicht genug“. Mit Daniel Craig kann ich gar nichts anfangen:Da hatte er eben die Rolle als 007 ergattert, dann stellt er sich hin und tönt, dass er keine Waffen mag! Da hätten sie ihn schon feuern sollen. Da lobe ich Pierce Brosnan:Der hat sich nicht nur dafür eingesetzt, dass 007 von der Walther PPK zur Walther P99 wechselt, sondern hat auch, wohl als einziger 007-Darsteller, angeblich von Walther eine Sonderedition der P99 erhalten. Ich glaube, er hat danach mal in einem Interview erwähnt, dass er froh ist, dass er in den USA lebt, da er in seiner Heimat Irland die Waffe gar nicht besitzen dürfte! Früher wußte man, dass ein John Wayne auch im wahren Leben eine Waffensammlung hat, was John Wayne (und andere Tough Guys) bis heute einfach echt und überzeugend wirken lässt. Dagegen wirkt dieser Daniel Craig (Und viele dieser modernen Action-Gesichtsvermieter) einfach lächerlich:Als wäre dieses Statement über Waffen nicht schon schlimm genug, habe ich auch noch Photos aus den Dreharbeiten zu „Ein Quantum Trost“ gesehen, die ihn mit Ohrenstöpseln (!) zeigen – wie erbärmlich! Die Ohrenstöpsel sollen dann aus dem fertigen Film raus retuschiert worden sein. Außerdem wirkt Daniel Craig als 007 wie ein Rübenbauer, der grad vom Feld kommt. Seine ersten beiden „James Bond“-Filme waren die totalen Heuler:In „Casino Royale“ wird das Pokerspiel (Im Roman und in den bisherigen Filmen war es stets Bakkarat) stets von plakativen Actionszenen unterbrochen, offenbar hatten die Macher noch nie den Zockerklassiker „Cincinnnatti Kid“ gesehen, da wird gezeigt, wie ein Pokerspiel auf der großen Leinwand inszeniert werden muss. Und dann noch dieser beknackte Sprung von einem Kranausleger zum nächsten … das erinnerte an den peinlichen Sprung ohne Fallschirm in „Moonraker“ …
Und „Ein Quantum Trost“ war derart schnell geschnitten, dass man teilweise gar nicht mehr mitbekam, was Sache ist. Außerdem boten beide Filme auch derart langweilige Schurken …
Das PC-Spiel „Ein Quantum Trost“ war besser als die beiden Filme, die als Grundlage dienten. Früher war bei den „James Bond“-Filmen das Budget auf der Leinwand zu sehen, heute frage ich mich oft, wo der ganze Zaster geblieben ist.
Und von der „James Bond“-Musik ist bei den neuen Filmen auch kaum was übrig geblieben, erinnert kaum noch etwas an die genial-stimmungsvollen Kompositionen eines John Barry. Bis „Ein Quantum Trost“ hab’ ich mir stets den Soundtrack gekauft, aber bei dem neuen „Skyfall“ verzichte ich darauf bzw. warte ab, bis die CD weniger als € 10,- kosten wird.
Im neuen Jahrtausend konnte ich mit den „James Bond“-Filmen also kaum was anfangen, dafür wurde ich ein großer Fan der Serie „24“, die einfach alles bot, was ich je von einem „James Bond“-Film erwartet hatte, aber wohl kaum je zu sehen bekommen werde. Von allen JBs ist mir Jack Bauer einfach der liebste:Wenn Jack Bauer mit einem hingerotzten „Ich bin Federal Agent“ Autos beschlagnahmt, Leute foltert und grundsätzlich nie lange fackelt, das ist einfach eine Wucht! Die neuen „James Bond“-Filme dagegen sind ein Möchtegern:Möchten gern so hart sein wie „24“ oder „Die Hard“, wollen aber eine möglichst niedrige Altersfreigabe erhalten, um möglichst viel zu verdienen. Möchten gern so anspruchsvoll sein wie „Dame, König, As, Spion“, der 2012 im Kino lief, wollen aber auf plakative Actionszenen nicht verzichten. Wenn die Filme Ian Fleming’s James Bond 007 ankündigen, dann ist das der reine Hohn, inzwischen ist es wohl eher Broccoli’s James Bond 007! Man sollte sich mal vor Augen halten, wie viele „Sherlock Holmes“-Filme und –serien in den vergangenen 100 Jahren enstanden sind und was das für ein bunter Kosmos ist. Und warum? Weil die Filmrechte nicht bei nur einem einzigen Produzenten liegen! Und das ist leider der große Fehler bei der „James Bond“-Reihe. Man hat’s doch in den 1980ern gesehen:“Sag niemals nie“ war deutlich besser als „Octopussy“. Warum muss James Bond dauernd Mitte 30 sein? Mickey Spillane hat doch seinen Helden Mike Hammer auch altern lassen, was solche Figuren deutlich realistischer wirken lässt.
Außerdem befürchte ich, dass irgendwann eine Zeit kommen werden wird, in der mit jedem neuen „James Bond“-Film auch ein neuer Darsteller zu sehen sein wird.
„Skyfall“ habe ich mir dann doch im Kino angesehen und muss zugeben, dass er was hat und ich kann mir in diesem Film auch keinen anderen als Daniel Craig als 007 vorstellen, dennoch hätte man mehr draus machen können:Javier Bardem scheint in diesem Film auf Autopilot zu laufen – dagegen durfte er in „Perdita Durango“ deutlich mehr vom Leder ziehen. Dazu wieder diese dürren Models. Dita Von Teese würde in einen „James Bond“-Film passen, das wäre ein Hingucker!