Primatenliebe

Für Tim Burtons "Planet der Affen"-Remake gilt vor allem, daß man sich nicht zuviel erwarten sollte, um einer herben Enttäuschung vorzubeugen. Geboten wird solide SciFi-Unterhaltung, mehr nicht.

In naher Zukunft (2029) benutzen die Menschen zur Erforschung des Weltalls frei nach Pawlov konditionierte Affen für gefährliche Missionen. Als der Lieblingsaffe des Weltraumdompteurs Leo (Mark Wahlberg) bei der Erkundung eines elektromagnetischen Sturms verlorengeht, fliegt er ihm unter Befehlsverweigerung hinterher - und wird ebenfalls von besagtem Sturm hinweggesaugt. Nach heftigem Hin- und Hergeschaukel zwischen den Dimensionen crasht Leos Blechbüchse auf einem Planeten und versinkt in einem Sumpf.

Leo kann sich in letzter Sekunde retten, wird aber alsbald von einer Rotte wildgewordener sprechender Affen in Kampfuniform gejagt, gefangengenommen und in einen Käfig gesperrt. Dort trifft er die blonde, wortkarge und ziemlich hilflose Daena (Model Estella Warren) samt Vater (Kris Kristofferson), denen er aus unerfindlichen Gründen zur Flucht verhelfen will. Er wird aber auch mit dem menschenhassenden Schimpansen-General Thade (Tim Roth) konfrontiert. Nur die humanistische Äffin Ari (Helena Bonham Carter) hat ein bißchen Mitgefühl für die Menschen.

So sei es also: Nach 30 Jahren befinden wir uns wieder auf jenem Planeten, wo die Affen zivilisiert sind und die Menschen wie Tiere bzw. als Versuchsobjekte und Arbeitssklaven leben. Charlton Heston, schau oba.

Ari verhilft - weil sie gegen die Ausbeutung und Mißhandlung der Menschen ist - dem Weltraummann Leo und ein paar anderen Menschen zur Flucht; General Thade schickt die gesamte Affenarmee hinterher. Es stehen nämlich das System und der erhabene religiöse Glaube der Affen auf dem Spiel: Sollte sich herausstellen, daß die Affen nicht von einem Uraffen, sondern von Menschen abstammen (so oder ähnlich), wäre ihre Sozialstruktur ernsthaft gefährdet - man müßte den Menschen in diesem Fall Rechte einräumen und sie friedlich neben den Affen existieren lassen. Das kann und will Thade nicht zulassen. In den Badlands des Affenplaneten kommt es schließlich zum Showdown...

Tim Burtons ließ für das Remake die fast schon legendäre SciFi-Story (die reichlich käsig und unglaubwürdig war, wie wir alle wissen) ordentlich überarbeiten, was ihr zumindest eine halbwegs logische Basis verpaßt. Paart man dies mit Burtons Gabe für Optik und Design, großartigen Masken und Kostümen, ein paar überraschenden Wendungen in der Story und stellenweise recht gutem Schauspiel (wie Tim Roth den Affen macht, ist bewundernswert), so kommt dabei ein ziemlich unterhaltsamer Zeitvertreib heraus.

Wer aber ein Meisterwerk erwartet, sei eindringlich gewarnt: Eine derbe Enttäuschung könnte im Kino lauern. Burtons visuelles Genie tritt höchstens in Ansätzen zutage, die Charaktere und ihre Motivationen sind flach und unausgegoren, die potentiell sodomistische Beziehung zwischen Leo und Ari wird nicht einmal angeschnitten, und die Rolle von Daena hätte ersatzlos gestrichen werden können, ohne daß man etwas vermißt hätte. Na, zumindest können auch die Menschen im neuen "Planet der Affen" sprechen. Die daraus vielleicht entstehende, symbolhafte sozialkritische Komponente (Rassismus?) zieht aber unberührt vorüber. Solide Science-Fiction-Unterhaltung bietet "Planet der Affen" ganz sicher. Aber mehr ist garantiert nicht drin.

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unpackbar dämliche Dialoge
(Sasha, 02.09.2001 06:48)