"Today Sound" lautet der Untertitel des neuesten Releases aus dem Hause Right Tempo - nicht besonders glücklich gewählt, zumal man auf "Findomestic Jazz Vol.2" alles andere als den tatsächlichen Sound von heute zu hören kriegt.
Das Mailänder Label Right Tempo, das sich in der Vergangenheit vor allem durch die minutiöse Erforschung der italienischen Rare-Groove-, Soundtrack- und Easy-Listening-Bestände verdient gemacht hat, widmet sich auf seinem jüngsten Release einem aktuelleren Phänomen: "Jazz in der zeitgenössischen Clubmusik". Damit schließt es an das - nach dem Nu-Jazz Boom der letzten paar Jahre - wiedererstarkte Interesse an Jazz-zentrierten Electronica an. Wer von dieser Compilation nun allerdings Bossa-geladene Elektronik-Kaskaden à la Jazzanova erwartet, wird enttäuscht werden. Entgegen dem Titel liefert "Findomestic Jazz Vol. 2 - Today Sound" vielmehr einen groben Abriß jazziger Clubmusik aus dem Zeitraum 1995-99 und skizziert somit mehr eine Reprise der jüngeren Vergangenheit als einen repräsentativen Querschnitt des angekündigten, aktuellen "Sounds von heute".
Die ersten beiden Tracks, "People Make the World Go Round" und "The Child", charakterisieren bereits die strategische Dimension der geschmacklichen Selektionsprämissen von Compiler Rocco Pandiani und Michel Sirchia: gut, aber nicht überraschend; gehaltvoll, aber nicht sonderlich innovativ.
Nichtsdestotrotz ist das enthaltene Material von durchwegs beachtenswerter Qualität und liefert durch die Inkludierung namhafter Acts wie etwa U.F.O., De Phazz, Jimi Tenor oder eben Alex Gopher besonders dem interessierten, aber nicht besonders versierten Hörer jazziger Clubmusik einige hilfreiche Startimpulse.
Musikalisch fällt vor allem die stark traditionalistische Note auf, die sich in der Selektion der Tracks offenbart. "Ode to the Big Sea" klingt stark nach John Coltrane (exzellenter Track), "Stolen Moments" nach Oliver Nelson, und Akashas "Mescalin" nach einer Mischung aus Bobby Hutcherson und Chet Baker. Manchmal verlagert sich der musikalische Output der Compilation leider etwas zu stark in die dunklen Schattierungen des Sound-Spektrums und erzeugt somit im "Continuous Play" leichte Längen.
Wer in den letzten paar Jahren die Clubmusik nicht so aufmerksam verfolgt hat und trotzdem Interesse an Jazz und Elektronik hat, wird hier ganz gut bedient.
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