Sind Cheerleader die neue Kandisin-Variante der früheren Lolitas? Auf jeden Fall häufen sich ihre Auftritte bedenklich. In der neuesten Teenie-Komödie "Sugar & Spice" dürfen sie mal richtig "anders" sein, bleiben aber letzlich doch keimfrei - wie die satirischen Ansätze dieses Films, die in Genre-gewohnter Belanglosigkeit versanden.
"Sugar & Spice" heißen die Ingredienzen für das perfekte Girl und für eine Highschool-Komödie US-amerikanischen Zuschnitts - süße, aber überdrehte Mädels, einen durchtrainierten Schulschwarm, eine böse Rivalin, verständnislose Eltern und ein paar größere und kleinere Problemchen inklusive. So ähnlich strickt sich auch diese Story um fünf extremakrobatische Cheerleaders und innige Freundinnen: Diane (Marley Selton) ist die Anführerin der Gang, Kansas (Mena Suvari) hat eine Mutter (Sean Young), die im Gefängnis sitzt, Hannah (Rachel Blanchard) ist eine religiöse Fundamentalistin, Cleo (Melissa George) eine Conan-O’Brien-Fanatikerin und Lucy (Sara Mash) der Nerd, der in solchen Gemeinschaften nicht fehlen darf. Alles ist ganz okay, bis der gutaussehende Quarterback Jack (James Marsden) auftaucht. Programmgemäß verlieben sich er und Diane ineinander – mit schnell folgender Schwangerschaft. Verstoßen von den Eltern, erwartet das junge Liebespaar der pure Frust: eine billige Wohnung und ein mieser Job in einem Fast-Food-Laden. Als Jack diesen verliert, kommt für Diane als Rettung aus der finanziellen Misere die Idee zu einem Banküberfall. Nach Sichtung einschlägigen Filmmaterials wie "Heat", "Reservoir Dogs" oder "Dog Day Afternoon" scheint der perfekte Plan gefunden - und man stürmt maskiert mit dem Waffenarsenal eines Kammerjägers die Bank eines Supermarktes. Blöderweise befindet sich unter den Geiseln die Cheerleader-Rivalin Lisa (Marla Solokoff), die seit längerem auf Rache sinnt.
Der in Rückblenden aus Lisas Perspektive erzählte Debüt-Film der australischen Regisseurin Francine McDougall bietet bis auf Schwangerschaft und Bankraub wenig Neues im Bereich Teenie-Komödie aus der kreuzbiederen Middle-Class. Ist am Anfang noch etwas Mühe zu erkennen, das Genre mit knallbunten Überzeichnungen und einigen Pop-Referenzen ein wenig ad absurdum zu führen, so verfällt "Sugar & Spice" rasch in konventionelle, glatt-harmlose Bahnen mit den üblichen, dümmlichen Stereotypen. Mena Suvari, die noch in "American Beauty" als Projektionsfläche für die Midlife-Crisis-Fantasien Kevin Spaceys auf Rosen gebettet war, muß wohl bis zur großen Karriere noch ein paar dieser Dinger drehen. Zwei Überraschungen hat der Film doch parat: Sean Young ("Blade Runner"), abgehalftert in einem Cameo, und die Nachricht, daß der US-Start des Films aufgrund des Columbine-Shootings vor zwei Jahren einige Zeit verschoben werden mußte. Weil amerikanische Kids bekanntlich alles nachmachen. Zwar können auch Harmlosigkeiten ihre Abgründe haben. Aber daß Hollywood offenbar seine jugendliche Zielgruppe, deren Aufmerksamkeitsspanne man mit Kürze und einem Alternative-Pop-Soundtrack mehr als schonend behandelt, für beschränkt hält, ist doch erstaunlich. Bleibt nur die Frage nach dem Mythos Cheerleader - die auch ein Frauen-Team (Regie, Drehbuch, Produktion) nur mit Rosarot beantwortet.
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