Total modern: Liebe im Internet. Edward Bergers pseudo-hippe "urbane Love-Story" in Deutschland strapaziert Abgedroschenes und ergeht sich in leerer Werbeästhetik.
Berlin im Herbst. Kalt ist die Stadt, kalt auch die Herzen, so sie nicht gebrochen sind; wie die von Mai (Isabella Parkinson) und Gregor (Ben Becker). Die romantische Telefonistin und der melancholische Radiomoderator leiden an Herzschmerz. Er kann seine große Liebe, die schöne Lea (Sabrina Setlur), nicht vergessen, sie ist seit Jahren heimlich und natürlich unglücklich in Nick (Nicola von Wackerbarth), den Freund ihrer Mitbewohnerin und besten Freundin Anne (Nele Mueller-Stöfen) verliebt. Gregor spielt aus Sentimentalitätsgründen oft DAS Lied, das ihn gedanklich mit Lea verbindet. "How Can We Hang On to a Dream" - auch justament zum Zeitpunkt, als die sensible Mai nur um Haaresbreite einem gefährlichen Autounfall entgeht. Ein Omen? Klar doch! Kitsch tropft, und sie beschließt, Kontakt mit der brüchigen Radiostimme aufzunehmen. Klassisch via E-Mail und unter den originellen Chat-Pseudonymen "Frau2" (sie) und "Happy End" (er), damit wir auch den mehrdeutigen Filmtitel kapieren.
Es entspinnen sich zarte Gefühle, doch Gregor, der auch gern Trompete spielt, stürzt sich aus Ablenkung von all dem Liebeselend erst mal in eine sinnlose Affäre mit seiner Kollegin Lily (Cathrin Striebeck). Mai indessen sehnt sich nach einem Treffen. Aber in diesen kalten Straßen, der Großstadt, wie oft geht man da achtlos vorbei an der möglichen wahren Liebe? Beide klären noch kurz ihre Vergangenheit, und nach der gebührenden Frustration ist man endlich bereit für mehr als nur virtuelle Begegnungen. Doch - wie das Leben nun einmal grausam mit suchenden Herzen spielt - da pfuscht schon wieder das Schicksal dazwischen. Viele Fragen tun sich auf: Finden die Singles zueinander? Oder gehen sie wieder aneinander vorbei? Gibt´s ein Happy End? Und: Wen interessiert´s?
Jungregisseur Edward Berger hat die Zeichen der Zeit gut erkannt: Die stehen kinomäßig gesehen für eine Renaissance der großen Gefühle und viel Pathos. Nur von hohlem Kitsch war nie die Rede - und Liebesfilme funktionieren halt nicht von selbst. Vor allem dann nicht, wenn man vorgeblich sensible Charaktere in glatter Werbefilmästhetik ohne Sympathie vor sich hinagieren läßt. Stattdessen täuscht man ein wenig schicke Urbanität vor und läßt desillusionierte Singles um die 30 über ihre "Befindlichkeiten" lamentieren und altkluge Statements von sich geben, garniert mit Pseudopoesie und abgedroschenen Ideen und Sichtweisen von Großstadt sowie Singles, die sich nur noch in der virtuellen Anonymität des Internets öffnen können.
Und weil Regisseur Berger als braver Musterschüler anscheinend alle großen Filme der letzten Zeit studiert hat, die sich mit Intensitäten beschäftigen, zitiert er auch ein bißchen. Da treibt bespielsweise einmal ein Plastiksackerl im Wind - als sinnentleerte Paraphrase. Ärgerlich.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|