EVOLVER Kommentare

Kurz, aber heftig

"Harte Zeiten brauchen harte Bücher." Unter diesem Motto wurde 1999 die anspruchsvolle Krimireihe "DuMont Noir" gestartet. Scheinbar waren die Zeiten nicht hart genug - denn ein Jahr später war alles schon wieder vorbei. Jürgen Fichtinger und Peter Hiess interviewten den Herausgeber (und EVOLVER-Autor) Martin Compart über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen sowie der internationalen Krimilandschaft.


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Warum?
(easy, 25.09.2001 01:13)
warum gibt es hier noch keinen einzigen kommentar?
ist das für alle, aber auch alle, uninteressant?
also: ich kenne bisher keinen einzigen der dumont-reihe,
das wird sich aber ändern.
weil ich etwas (ok, für mich) neues ausprobieren will.
jaja, ich kenne die leute bisher nicht.
mal was anderes: was fällt mir auf, wenn ich dieses
interview lese?
der mann hat ahnung, wovon er spricht. oder nur: er ist
überzeugt, dass er auf der "richtigen seite" steht.
einerseits: wenn jemand so überzeugt ist / tut, dann hat er
was zu bieten.
andererseits: dann ist er ein aufschneider ersten ranges.
noch mal für alle kenner: ich bin ein anfänger, jedenfalls in
den masstäben, die herr compart anlegt.
ich kenne chandler und hammett, auch highsmith, wie die
meisten anderen krimileser auch.
ich lese auch autoren, die sicherlich nicht zum bevorzugten
kreis des herrn compart gehören und lebe ganz gut damit.
das soll heissen: mich stört dieser unterton, der das ganze
interview durchzieht, einschliesslich der teile, die seine
arbeit mit diversen verlagen beschreiben. für mich klingt
das so: ich habe die ahnung und ihr idioten seid zu blöde
zu erkennen, was der wahre krimi ist. ist in diesem
zusammenhang das wort "krimi" nicht schon ein schimpf-
wort? egal, ich sehe mich als "krimileser".
nochmal: ich bin aufgrund dieses interviews (mag sein:
scheiss formulierung) neugierig geworden auf diese
wahrscheinlich bald ausverkaufte reihe und werde mir deshalb
einige titel besorgen.
aber ein bisschen weniger, herr c. , wäre mehr gewesen.
easy

Re: Warum?
(jon doe, 01.10.2001 19:20)
easy warf folgende haltung vor:

"ich habe die ahnung und ihr idioten seid zu blöde
zu erkennen, was der wahre krimi ist."

nein, ich denke wirklich nicht, das herr compart das von uns lesern denkt. obwohl er zu oft recht hätte.

er wirft es eher den feuilletons vor, die zu feige sind, mal was anderes als die üblichen verdächtigen zu besprechen. der kulturindustrie, die nur das auf die titelseiten bringt, was sich ohnehin schon zigfach in jedem regal stapelt. und auch den verlagen, die lieber in der wanne warten, bis das wasser kalt ist, als das risiko einzugehen, einmal kurz zu frösteln. (will heissen: lieber drucken die doch ein goethe-brevier, als etwa neues.)

aber zuweilen müssen sich schon auch die leser an die nase fassen. erstens reissen sie den verlagen den bestsellerramsch kritiklos doch aus der hand, statt den x-ten clancy halb angezündet in ein päkchen zu stecken und dem verlag zurückzuschicken. einen oder zwei martha grimes, meine güte, die kann man ja noch gut finden, aber ehrlich: wer alle xundzwanzig inspektor-jury-bände im regal stehen hat, der muss sich schon auch den vorwurf gefallen lassen, nicht besonders neugierig zu sein. um nicht zu sagen: der lässt sich einfach gerne mit mehrfach vorgekautem recycling-fastffood abspeisen.

wer tränen in den augen hat, wenn er einen roman von joe r. lansdale liest, und dann feststellen muss, dass fast keiner in deutschland es zu wagen scheint, einen weiteren herauszubringen, der kann eine möglicherweise wachsende verachtung für bestimmte abläufe bei leuten wie compart gut verstehen.

siehs mal so: wenns dich neugierig machte auf ungewöhnliches, kann einer compart sicher damit leben, dass du ihn undankbarerweise für arrogant hältst ;-)

gruss
jon

Re: Re: Warum?
(Martin Compart, 02.01.2002 19:09)
Danke, Jon.
Nein, Verachtung für die Leser empfinde ich natürlich nicht (warum sollte ich dann Bücher für die Endverbraucher machen?). Aber ich hatte noch eine Mordswut bezüglich der immer schwieriger werdenden Situation für nicht massenkompatible Bücher im Bauch, Das merkt man wohl.
Und: Ich fand das Interview auch etwas zu lang, aber die EVOLVER-Freunde wollten meine Kürzungen nicht - aus welchen Gründen auch immer. Wenn das dann so ausführlich geschrieben steht, ist mir manches fast peinlich. Aber was solls: In der Sache stehe ich zu den Aussagen. Vielleicht steckt hinter allem ja ein Masterplan: Wir Nicht-mainstream-fans müssen künftig Englisch lesen, wenn wir an die starken Drogen wollen. Im STRANGE-Verlag startet jedenfalls im Frühjahr die kleine Reihe NOIR CLASSICS mit Ted Lewis´JACK´S RETURN HOME (GET CARTER) für die Unbelehrbaren. Natürlich kein Ersatz für eine regelmässige Reihe voller Erstausgaben, aber vielleicht ein Anfang. Und dann gibt es ja noch folgende Autoren zu lesen: Woodrell, Crumley, Rankin, Connelly, Lehane...und einige mehr. Man muss sich nur leider durch die Prospekte wohlen, um sie zu finden, Aber EVOLVER wird da weiterhin Wühlarbeit leisten.
Danke für euer Interesse,
MC


Re: Re: Re: Warum?
(Tschombe, 19.06.2003 18:58)
Martin Compart schrieb

> Danke, Jon.
> Nein, Verachtung für die Leser empfinde ich natürlich nicht (warum sollte ich dann Bücher für die Endverbraucher machen?). Aber ich hatte noch eine Mordswut bezüglich der immer schwieriger werdenden Situation für nicht massenkompatible Bücher im Bauch, Das merkt man wohl.
> Und: Ich fand das Interview auch etwas zu lang, aber die EVOLVER-Freunde wollten meine Kürzungen nicht - aus welchen Gründen auch immer. Wenn das dann so ausführlich geschrieben steht, ist mir manches fast peinlich. Aber was solls: In der Sache stehe ich zu den Aussagen. Vielleicht steckt hinter allem ja ein Masterplan: Wir Nicht-mainstream-fans müssen künftig Englisch lesen, wenn wir an die starken Drogen wollen. Im STRANGE-Verlag startet jedenfalls im Frühjahr die kleine Reihe NOIR CLASSICS mit Ted Lewis´JACK´S RETURN HOME (GET CARTER) für die Unbelehrbaren. Natürlich kein Ersatz für eine regelmässige Reihe voller Erstausgaben, aber vielleicht ein Anfang. Und dann gibt es ja noch folgende Autoren zu lesen: Woodrell, Crumley, Rankin, Connelly, Lehane...und einige mehr. Man muss sich nur leider durch die Prospekte wohlen, um sie zu finden, Aber EVOLVER wird da weiterhin Wühlarbeit leisten.
> Danke für euer Interesse,
> MC


Danke für die Aufklärung.
So kann der Tag gut werden.
Tschombe

Never Too Late
(Armin Träger:TraegersCorner@gmx.de, 07.01.2006 21:17)
Wer weiß, ob die Antworten auf dieser Site überhaupt noch gesichtet werden, aber egal:
Ich habe schon so einiges von Martin Compart herausgegebene gelesen und auch wenn ich nicht alle seine Vorlieben teile, so finde ich doch seine Bücher gut recherchiert, nicht trocken, sondern amüsant zu lesen. Vor allem "Noir 2000" und sein Buch über die Krimiserien in Good Old Germany sind einfach klasse. Wo bleibt die Fortsetzung?
Manchmal schlägt er etwas über die Stränge, wie mit seiner Begeisterung für die Carter-Romane von Ted Lewis:Die beiden Verfilmungen mit Michael Caine sind klasse, aber die Bücher ... v.a. "Jack Carters Wut" ist der totale Heuler:Nicht nur langweilig, nicht nur, dass nichts passiert, er ist einfach nur geschwätzig!
Ähnlich verhält es sich mit Ulf Miehes "Puma" ... Edward Bunkers "Der letzte Coup" hat da schon ein anderes Kaliber!
Comparts Vorliebe für englische Krimiserien teile ich jedoch und endlich, endlich, hat auch mal jemand etwas über die französischen Gangsterfilme eines Jean-Pierre Melville geschrieben, ich dachte jahrelang, ich wäre allein mit meiner Begeisterung!
Etwas, was Martin Compart bisher schuldig geblieben ist, ist die Antwort auf die Frage, warum ein deutscher Krimiautor von deutschen Verlagen so mies behandelt wird?! Da ich selbst auch Krimis (unter anderem) schreibe, habe ich nämlich auch schon meine Erfahrungen mit Verlagen gemacht:Außer dem Angebot, für eine Krimiserie zu schreiben ist oft nicht viel drin!
Ansonsten:Bitte weiter so, Herr Compart, mit allen Ecken und Kanten!

Re: Never Too Late
(Johannes, 24.02.2006 16:24)
> Wo bleibt die Fortsetzung?

Zumindest zum Noir 2000 gibt es eine Fortsetzung:

Dark Zone - Ein Noir-Reader
Strange Verlag
FantasyProductions, 2004
ISBN: 3890648185

Siehe auch:
http://www.evolver.at/?story=1624

Gruß

Johannes

Allgemein zu Janes, J. Robert
(Christoph Schäfer, 21.12.2006 19:00)
Mit Spannung und "Vergnügen" habe ich die bei "Dumont Noir" erschienenen Kohler/ St.Cyr - Bände gelesen, aber das soll's gewesen sein ? Wer verlegt die fehlenden Bände der Reihe ? Selten so genau recherchierte Thriller gelesen, auch historisch stimmig. Wieso gibt es die übrigen Bände nicht auf deutsch ?

Re: Allgemein zu Janes, J. Robert
(Martin Compart, 02.01.2007 12:41)
Ich kann Dich gut verstehen. Ich finde es ausgesprochen traurig, dass diese Serie keine neue deutschsprachige Heimat findet (ähnlich ergeht es mir mit Gash und... )Dabei bin ich mir sicher, da<ss sie über kurz oder lang ein Erfolg werden könnte, denn jeder neue Titel einer Serie hilft den vorangegangenen. Aber so bleibt den Interessierten nur der Zugriff auf die englischen Originalausgaben, die bei ZVAB, Abebooks oder Bookfinder sicherlich günstig zu finden sind.