Linwood Barclay: In Todesangst
ØØØ
Fear The Worst
Ullstein (D 2010)
auch als Audiobook erhältlich
Eine Devise, nach der viele Thriller geschrieben sind. Doch macht es sie deshalb lesenswert? Der EVOLVER-Krimirezensent hat drei einschlägige Neuerscheinungen auf ihre Spannungstauglichkeit geprüft. 30.03.2011
Linwood Barclay: In Todesangst
Fear The Worst lautet der Originaltitel des neuen Barclay-Thrillers, Fürchte das Schlimmste. Das gilt jedenfalls für den Autoverkäufer Tim Blake, als seine Tochter Sydney eines Abends nicht von ihrem Ferienjob heimkehrt. Kurzerhand fährt er zum Hotel, wo sie an der Rezeption arbeitet - nur um festzustellen, daß sie dort noch nie jemand gesehen hat. Warum hat sie ihren Vater belogen? Ist sie von daheim ausgerissen? Tim kann es nicht glauben. Erst recht nicht, als Sydneys Wagen gefunden wird - mit den Blutspuren eines ermordeten Drogen- und Menschenhändlers.
Anders als Mo Hayder, deren liebloses "Verderbnis" jüngst an dieser Stelle besprochen wurde, macht Linwood Barclay (fast) alles richtig. Natürlich ist auch "In Todesangst" keine große Thrillerkunst. Aber der Roman ist temporeich und voller überraschender Wendungen, die die Spannungsschraube derart anziehen, daß man über Zufälle und Logikschwächen erst gar nicht nachgrübelt.
Fazit: Ein netter Thriller für zwischendurch.
Charlie Huston: Die Plage
Die Joe Pitt-Reihe um den gleichnamigen Privatdetektiv ist aberwitziger Vampirspuk. Die drei Bände über den Versager Hank Thompson sind amüsanter Thrillertrash. Zusammen sind sie herrlich moderner Pulp, mit dem Huston sich zurecht einen Ruf als Kultautor erschrieben hat.
An der "Plage" jedoch scheiden sich die Geister. In Hustons neuem Roman wird ein Großteil der Menschheit von einer Schlaflosigkeits-Seuche heimgesucht. Die Infizierten verwandeln sich in übermüdete Zombies, die nach Monaten an Erschöpfung elendig zugrundegehen.
Parker Haas, dessen Ehefrau ebenfalls an dem Virus erkankt ist, bemüht sich, als Polizist beim LAPD die Ordnung aufrechtzuerhalten. Unglücklicherweise steht er damit allein auf weiter Flur. Denn die anderen Cops scheinen allesamt in der Hand jenes Unternehmers zu sein, dessen Firma das einzige gegen die Seuche wirksame Medikament herstellt.
Halb Endzeit-Epos, halb Verschwörungsthriller, plätschert Hustons neuer - mit 538 Seiten ungewohnt langer - Thriller nur so dahin. Spannung kommt nicht wirklich auf; auch, weil die Verschwörer viel zu altbacken und durchschaubar agieren.
Fazit: Wir freuen uns auf den neuen Joe Pitt, der bald erscheint.
Jonas Winner: Davids letzter Film
Der Journalist Florian Baumgartner wird von seinem Chefredakteur nach Berlin beordert, wo er zum Erscheinen des Kinostreifens Tabu dessen Regisseur David Mosbach interviewen soll. Niemand wäre besser geeignet für diese Aufgabe, denn Florian kennt den umstrittenen Independent-Filmer seit der Schulzeit. Das Problem ist nur: Mosbach ist seit Tagen spurlos verschwunden. Dafür kursieren in der Berliner Untergrundszene einige seiner Filmclips, die äußerste Gewalt zelebrieren und den Verdacht nahelegen, daß der Filmemacher den Verstand verloren hat.
Je tiefer Baumgartner gräbt, umso mehr zweifelt er an seinem eigenen Verstand - was ist Wahrheit? Was ist Illusion? "Matrix" läßt grüßen ...
Jonas Winners Debüt ist flott erzählt und liest sich wie ein spannender Film. Kein Wunder: Der Autor arbeitete viele Jahre fürs Fernsehen, wo er Reportagen und Drehbücher schrieb. Es ist dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis auch "Davids letzter Film" in Szene gesetzt wird. Lohnen würde es sich.
Linwood Barclay: In Todesangst
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Fear The Worst
Ullstein (D 2010)
auch als Audiobook erhältlich
"Götter der Schuld" werden die zwölf Geschworenen genannt, die im Gerichtssaal über die Schuld eines Angeklagten entscheiden. Nur was, wenn der unschuldig ist, die Beweise dafür aber fehlen? Marcel Feige klärt auf.
Das Romandebüt der deutschen Autorin ist vieles: ein Thriller, ein Familiendrama, eine Rachestory. Vor allem ist es jedoch unbedingt lesenswert, wie Marcel Feige findet.
Hat´s der Schöpfer von Klassikern wie "The Shining", "Carrie" oder "Misery" nach all den Jahrzehnten immer noch drauf? Marcel Feige hat sich in seine neue Kurzgeschichtensammlung vertieft.
Mit einem Robotham kann man für gewöhnlich nichts falsch machen, findet Marcel Feige. Sein neuer Roman ist allerdings eine Ausnahme.
Das muß einem Autor erst einmal gelingen: einen Roman schreiben, in dem nichts passiert. John Grisham hat es geschafft.
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