Jack Ketchum: Die Schwestern
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The Crossings
Atlantis Verlag (D 2011)
Nur hundert Seiten? Kurz und schmerzlos, möchte man sagen. Aber Letzteres sind die Romane des US-Amerikaners nun wirklich nicht ... 12.01.2011
Und realistisch genausowenig, bemängeln Kritiker an den blutrünstigen Horrorthrillern Ketchums. Damit mögen sie recht haben: Die Romane von Dallas Mayr, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, strotzen nur so vor Gewaltorgien. Dies freilich nicht ohne Grund: Die Brutalität in den meisten Ketchum-Texten mag zwar reißerisch, plastisch, drastisch und äußerst plakativ sein, aber sie ist auch sehr ernst, oft bitter und manchmal sogar verzweifelt oder traurig.
Ketchum sucht und beschreibt ungeschminkt das "existentielle Grauen des Lebens", sagt Stephen King - und der muß es schließlich wissen. "Die Schwestern", eigentlich nur eine Novelle, hat ausnahmsweise das reale Grauen zum Vorbild. Wie Ketchum in seinem Vorwort schreibt, liegt der Erzählung ein Buch mit dem Titel "Die Sex-Händler" zugrunde, eine Sammlung von Geschichten, die auf wahren Ereignissen beruhen.
Eine davon faszinierte ihn besonders: Darin findet ein Lastwagenfahrer am Straßenrand drei verängstigte junge Frauen, die gerade eben den "Schwestern des Teufels" entkommen sind. Diese Sekte entführte und mißhandelte junge Frauen, um sie dem mexikanischen und südamerikanischen Menschenhandel zuzuführen.
Ketchum verlegt die Geschichte in den Wilden Westen, in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Es sind die beiden Cowboys Hart und Mother, die bei einem staubigen Viehtrieb zusammen mit dem Schreiberling und Greenhorn Marion Bell zwei blutüberströmte Mädchen im Gebüsch vorfinden. Nur eine überlebt. Sie erzählt den Männern von ihrem Leid; und weil jeder der Männer seine eigene Vorgeschichte hat, helfen sie schließlich, die kleine Schwester des Mädchens zu befreien. Das geht freilich nicht für jeden von ihnen glimpflich aus ...
"Die Schwestern" ist kein Horrorroman, nicht einmal ein Thriller. Eigentlich ist es nur ein Western, in dem es arg ruppig zur Sache geht. Aber dennoch: Dem Autor gelingt es, die Atmosphäre jener Zeit stimmig einzufangen. Zusammen mit einer "süffigen Prosa, lebendigen Charakteren und realistischen, großartigen Dialogen" (wie Christian Endres in seinem Nachwort zu Recht lobt) ist Ketchum ein lesenswertes Kleinod gelungen; und es macht Appetit auf seine großen Romane.
Jack Ketchum: Die Schwestern
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