Michael Connelly: Sein letzter Auftrag
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The Scarecrow
Heyne (D 2011)
Der neue Roman des US-Autors ist eine gelungene Hommage an den guten, alten Journalismus - und ein schnörkelloser Thriller alter Schule. 13.04.2011
Da würde selbst der Pulitzer-Preis nicht mehr helfen: Nach 20 verdienstvollen Jahren bei der Los Angeles Times bekommt Polizeireporter Jack McEvoy von heute auf morgen die Kündigung ausgesprochen - in Zeiten digitaler Rasanz und schwindender Renditen bei Printmedien ist einfach kein Platz mehr für Reporter, die viel Zeit und Geld für umfangreiche Recherchen verschwenden.
Immerhin, zwei Wochen bleiben Jack noch, bei seinem alten Arbeitgeber. 14 Tage, in denen er seine junge, preisgünstige Nachfolgerin Angela einarbeiten soll. Ein Abschied in Ehren schaut anders aus.
Doch ganz so kampflos möchte Jack das Szepter nicht übergeben, sondern sich lieber mit einer letzten fulminanten Story verabschieden - damit die Bosse merken, was sie an ihm verlieren! Die Verhaftung eines jungen, schwarzen Ghetto-Kids kommt ihm da gerade recht. Der Junge soll eine weiße Stripperin brutal vergewaltigt, ermordet und anschließend mitsamt ihrem Wagen am Santa Monica Pier wie Müll abgeladen haben. Wie kam es zu dieser Tat? Was verband den Bad Boy aus South L.A. mit der jungen Weißen?
Je länger Jack für seine Geschichte recherchiert, desto mehr Zweifel kommen ihm an der Schuld des Schwarzen. Denn es ist noch gar nicht lange her, daß ein ähnlicher Mord in Las Vegas geschah - sitzt etwa auch dort ein Unschuldiger in Haft? Jack beginnt im Dreck zu wühlen, und bevor er es sich versieht, gerät er selbst ins Visier des Killers.
Erfahrenen Connelly-Lesern ist Jack McEvoy kein Unbekannter, auch wenn die erste Begegnung mit dem Reporter bereits einige Jahre zurückliegt. McEvoy war maßgeblich an der Überführung des "Poeten" beteiligt, jenes irren Killers aus dem gleichnamigen Connelly-Bestseller.
Doch seitdem hat sich die Welt weitergedreht, und aus dem einst gefragten Reporter ist ein Relikt vergangener Tage geworden: Von den Errungenschaften des digitalen Zeitalters überrollt, mit der neuen Technik völlig überfordet, und wehmütig den alten Zeiten nachtrauernd - während eine Garde junger, billiger Schreibsklaven mit ihrem PR-Journalismus die hohen Renditen der Finanzhaie gewährleisten.
Vor diesem Hintergrund entfaltet der Autor einmal mehr routiniert und - man möchte fast sagen - herrlich altmodisch seinen Thriller-Plot. Er vergeudet keine Zeit mit modernen Spielereien oder aufwendigen Perspektivwechseln; es sind gerade einmal zwei Handlungsebenen, die abwechselnd die Story vorantreiben. Auf diese Weise wird "Sein letzter Auftrag" zu einem Loblied auf den guten, alten Journalismus - und gleichzeitig auf den schnörkellosen Thriller alter Schule, den kaum einer so gut beherrscht wie Michael Connelly.
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