Wolfgang Straub - Carl Ritter von Ghega
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Styria-Verlag (Wien 2004)
Vor 150 Jahren baute ein Venezianer mit der Semmeringbahn ein Monument europäischer Eisenbahngeschichte - die in ihrem Jubiläumsjahr systematisch demontiert werden soll. 12.05.2004
Es ist noch gar nicht so lange her, da kannte jeder Österreicher sein Gesicht. Als Stich zierte es den 20-Schilling-Schein sowie diverse Briefmarken und erinnerte nachhaltig an die technische Meisterleistung, die Carl Ritter von Ghega mit dem Bau der Semmeringbahn vollbrachte. Im Auftrag von Kaiser Ferdinand entwarf Ghega vor 150 Jahren die erste adhäsive Gebirgsbahn Europas und öffnete damit den Schienenweg von Wien nach Triest.
Wolfgang Straubs anläßlich des Jubiläums der Semmeringbahn erschienene Biographie ist eine Verbeugung vor dem Genie des Mannes, dem wir die heutige Südbahnstrecke verdanken. Mit seinem kurzweilig geschriebenen und kompetent ausrecherchierten Bucht liefert Straub ein fast schon nostalgisches Werk ab, das nicht nur Eisenbahnromantikern gefallen wird. Carl Ritter von Ghega starb 1860 in Wien, wo er in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof beerdigt wurde. Am Bahnhof Semmering zeugt ein Denkmal von seiner Pionierleistung.
Carl Ghega, der 1851 wegen seiner Leistungen zum Ritter erhoben wurde, galt als Wunderkind. Er war rechnerisch und zeichnerisch so talentiert, daß er bereits im Alter von 16 Jahren das Ingenieursdiplom erhielt und ein Jahr später zum Doktor der Mathematik promovierte. 1819 trat er in den Staatsdienst ein, plante zunächst Gebäude und wurde dann mit der Errichtung einiger Teilstrecken der Nordbahn betreut. Nach Studienreisen in Nordamerika übernahm er schließlich die Leitung des Baues der Strecke nach Graz und Triest.
Mit nur wenigen Baumaschinen und Schwarzpulver als Sprengmittel entstanden 14 Tunnel, 16 Viadukte, 11 kleine Eisenbahnbrücken und fast 100 gewölbte Steinbrücken. 60 Prozent der Strecke weisen eine Steigung von 20 bis 25 Prozent auf; Ghega plante darüber hinaus fast durchgehend im engstmöglichen Kurvenradius von 190 Metern. Die 41,7 Kilometer lange Semmeringbahn (zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag), die von 20.000 Arbeitern innerhalb von sechs Jahren erbaut wurde, war aber nicht nur ein technisches Juwel, sie forderte auch viele Opfer. Insgesamt kamen beim Bau etwa 1000 Menschen ums Leben, die meisten durch den Ausbruch von Cholera und Typhus in den Jahren 1849 bis 1852.
1998 wurde die Semmeringbahn in die "UNESCO-Welterbeliste" aufgenommen - und bis heute stellt sie die einzige direkte Bahnverbindung zwischen Wien und dem Süden dar. Auch wenn sie nach dem Willen der Politik bald Geschichte sein soll: Im 21. Jahrhundert ist auch Ghegas Ingenieurskunst in die Jahre gekommen - man will nicht mehr über den Berg fahren, sondern durch ihn hindurch. Das Projekt Semmeringtunnel wurde zwar aus Naturschutzgründen im Jahr 2000 gestoppt, soll aber nun auf Betreiben der steirischen und kärntnerischen Landesregierungen wiederaufgenommen werden. Ist der Tunnel durch den Berg einmal fertig, werden die Fernreisenden zwischen Wien und Bruck an der Mur gar nicht mehr bemerken, daß sie gerade eine der schönsten Regionen Österreichs durchqueren. Dann wird auch die Pionierleistung von Carl Ritter von Ghega, der die Semmeringbahn immer als Landschaftsbau verstand, langsam in Vergessenheit geraten.
Und man bemerkt, wie sich die Zeiten geändert haben: Von Ghega baute eine Strecke auch für das Auge; der Tunnel durch den Semmering steht hingegen ausschließlich im Zeichen der Produktivität.
Wolfgang Straub - Carl Ritter von Ghega
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Styria-Verlag (Wien 2004)
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