Warren Ellis - Gott schütze Amerika
Ø
(Crooked Little Vein)
Heyne (München 2009)
Der britische Autor hat mit Werken wie "Strange Killings" oder "Transmetropolitan" das Comic-Biz ordentlich aufgemischt. Mit seinem Debüt-Roman versucht er jetzt, die verkommenen USA zu retten - und scheitert. Zumindest in den Augen Marcel Feiges. 17.05.2010
Moralisch gehen die USA vor die Hunde. Da ist fast nichts mehr zu retten. Einzig ein Buch kann vielleicht noch Abhilfe schaffen: die geheime Verfassung des Landes. Diese soll im Auftrag des Stabschefs des Weißen Hauses ausgerechnet der räudige Privatdetektiv Mike McGill auftreiben. Zusammen mit der nymphomanen Trix nimmt er die Spur dieses ominösen Schriftstücks auf, durchquert auf knapp 300 Seiten die Staaten - ohne daß dabei etwas Nennenswertes geschieht.
Denn "Gott schütze Amerika" ist weder ein spannender Krimi oder abgedrehter Thriller noch ein durchgeknalltes Road-Movie. Es ist eine stinkend langweilige Aneinanderreihung von Begegnungen mit vermeintlichen Freaks, die der Autor sensationslüstern zur Schau stellt: Männer, die sich ihre Hoden mit Kochsalzlösung aufspritzen. Frauen, die ihre Sexualität offen ausleben. Hemmungslose Sexparties. Ho, ho, ho, Autor Ellis ist ja wirklich eine coole Sau, weil er es wagt, solche Themen aufzugreifen.
Das mag sicherlich beim Stino-Publikum ankommen, diese Leser werden sich über die ach so perversen Gelüste mancher Leute schaudernd in den Schlaf kichern. Gut, sollen sie ihren Spaß haben, zumal Ellis derbe Schreibe ihren Teil dazu beiträgt. Doch es ist das eine, die Neigungen einiger Menschen einzig der schockierenden Effekte wegen vorzuführen. Etwas anderes ist es, sie in einen Topf zu werfen mit Pädophilen und krankhaften Killern. Da hört der Spaß dann auf.
PS: Wer tatsächlich etwas über die "dunkle Seite der Erotik" lernen möchte, liest besser die aufschlußreiche Buchserie "Extrem!" von Christoph Brandhurst.
Warren Ellis - Gott schütze Amerika
Ø
(Crooked Little Vein)
Heyne (München 2009)
"Götter der Schuld" werden die zwölf Geschworenen genannt, die im Gerichtssaal über die Schuld eines Angeklagten entscheiden. Nur was, wenn der unschuldig ist, die Beweise dafür aber fehlen? Marcel Feige klärt auf.
Das Romandebüt der deutschen Autorin ist vieles: ein Thriller, ein Familiendrama, eine Rachestory. Vor allem ist es jedoch unbedingt lesenswert, wie Marcel Feige findet.
Hat´s der Schöpfer von Klassikern wie "The Shining", "Carrie" oder "Misery" nach all den Jahrzehnten immer noch drauf? Marcel Feige hat sich in seine neue Kurzgeschichtensammlung vertieft.
Mit einem Robotham kann man für gewöhnlich nichts falsch machen, findet Marcel Feige. Sein neuer Roman ist allerdings eine Ausnahme.
Das muß einem Autor erst einmal gelingen: einen Roman schreiben, in dem nichts passiert. John Grisham hat es geschafft.
Kommentare_
Stimme dem Autor 100% zu. Hatte mich sehr auf ein Buch von Ellis gefreut, aber es ist leider zu gewollt, um gut zu sein.
Klar ist das Buch nicht der Bringer wenn man Tiefsinn erwart. Er hats besser drauf wie man in der Vergangenheit sah (z.B. Transmetropolitan). Allerdings traf der Humor bei mir voll ins Schwarze. Absurditäten mit Ironie zu sehen hilft. Sich direkt zu pikieren weil man einige "romantische Eigenarten" als Pervers hinstellt (was ich übrigens nicht so sehe. Damit meine ich, das er sie nicht als per se pervers hingestellt hat.)