Tana French: Grabesgrün
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In the Woods
Fischer Taschenbuch Verlag (D 2008)
Eine Autorin und zwei Werke, die unterschiedlicher nicht sein können: Tana Frenchs Debüt "Grabesgrün" gleicht einer spannenden Fahrt mit der Achterbahn, ihr zweiter Roman "Totengleich" dagegen nur einem öden Teekränzchen – findet zumindest Marcel Feige. 01.07.2010
"Grabesgrün" beginnt furios: Vier Kinder vertreiben sich vergnügt die Nachmittage im Wald von Knocknaree, einem kleinen Dorf bei Dublin - bis eines Abends drei der Kleinen spurlos verschwinden. Nur eines kehrt mit blutigen Schuhen zurück. Was ist geschehen? Robert Ryan, dem Überlebenden, aus dessen Perspektive nachfolgend der Roman erzählt wird, fehlt die Erinnerung daran. Er ändert seinen Namen, zieht mit den Eltern weg, fängt ein Studium an, wird Polizist.
Jetzt, 20 Jahre danach, wird er als Detective zurück an den Ort der Kindheit gerufen. Auf dem Altar einer archäologischen Ausgrabungsstätte wurde die Leiche der kleinen Katy gefunden, ausgerechnet in direkter Nachbarschaft des mysteriösen Waldes. Hat Katys Tod mit dem damaligen Verschwinden der drei Kinder zu tun?
Rob möchte die Antwort darauf finden, so, wie er endlich auch die Erinnerung an die einstigen Ereignisse wiederfinden möchte; weshalb er seinen Vorgesetzten seine traumatische Vergangenheit verschweigt. Einzig Robs Partnerin Cassie Maddox weiß von Robs schrecklicher Vorgeschichte, aber weil sie zugleich seine beste Freundin ist, unterstützt sie ihn in seinem Vorhaben. Ein fataler Fehler, wie sich zeigt.
Es ist zwar packend, zu lesen, wie die beiden Detectives fortan bei dem Versuch, inmitten der verschwiegenen Dorfgemeinschaft den Mörder der kleinen Katy zu finden, eine Familientragödie offenlegen; aber der Mordfall ist im Grunde nur Nebensache. Denn noch viel spannender zu verfolgen ist - bei Robs immer verzweifelterem Bemühen, Licht in seine finstere Vergangenheit zu bringen -, wie Lügen und Mißtrauen die Freundschaft zwischen ihm und Cassie zerrütten.
Der Opulenz und der lebendigen Bildsprache, mit der Tana French das gepeinigte Seelenleben ihres Helden ausbreitet, kann man sich beim besten Willen nicht entziehen. Ein ausgezeichneter Krimi, ein hervorragender Thriller, ein perfektes Drama.
Das möchte auch "Totengleich" sein, scheitert aber auf ganzer Linie. Tana Frenchs zweiter Roman wird diesmal aus der Perspektive von Cassie Maddox erzählt, die sich, nachdem die Freundschaft zu Rob endgültig zerbrochen ist, in die Abteilung Häusliche Gewalt hat versetzen lassen. Dort ruft man sie zu einem Mordfall. In einem abgelegenen Cottage auf dem Land wurde eine Frauenleiche gefunden. Nicht nur, daß die Tote Cassie wie aus dem Gesicht geschnitten ist, sie trägt auch jenen Tarnnamen, den Cassie vor Jahren als Undercoverbeamtin benutzt hat: Lexie Madison.
Die falsche Lexie Madison lebte mit vier Freunden zurückgezogen in einem alten Herrenhaus. Ist einer dieser Eigenbrötler ihr Mörder? Um das herauszufinden, aber auch, um zu erfahren, wer ihr Alter Ego eigentlich ist, schlüpft Cassie noch einmal in die Rolle der Lexie und kehrt als vermeintlich Überlebende ins Herrenhaus zurück. Und damit nimmt das Unheil seinen Lauf: Denn die jungen Leute leben dort quasi autark vom Rest der Welt, und ihre einzige Beschäftigung sind tagsüber Tutorenkurse an der Uni, abends im Herrenhaus Kartenspiele, Stickereien, Spaziergänge und gemeinsame Abendessen, bevor sie früh zu Bett gehen.
Gut möglich, daß ein Mörder unter ihnen ist, und daß auch die Freundschaft, die die Eigenbrötler zusammenschweißte, durch Lexies vermeintliche Wiederkehr auf eine harte Probe gestellt wird. Aber sie sind und bleiben Sonderlinge, deren Aktivismus einem öden Teekränzchen dementer Rentner gleicht.
Und da der Leser ansonsten auch nur Cassies Perspektive innehat, die zwar wacker zu ermitteln versucht, aber angesichts dieser scheintoten Gesellen kaum etwas über deren Seelenleben erfährt - vielleicht auch gar nichts erfahren möchte, weil sie sich nämlich wohlzufühlen beginnt bei ihren neuen Freunden -, hilft auch der bildhafte Stil der Autorin nichts: Angesichts der 700 Seiten, auf denen kaum etwas passiert, stellt sich bloß Langeweile ein - und die ausufernden Beschreibungen lassen die Geschichte nur noch zäher wirken.
Sprache ist eben nicht alles. Auch die Story muß stimmen.
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In the Woods
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