Print_Robert Feldhoff - Der Sternenbastard

König Drosselbart im Weltraum

Dieser Tage erschien Perry Rhodan-Heftroman 2200. Der Jubiläumsband soll neuen Lesern den Einstieg in die größte SF-Serie der Welt erleichtern.    25.10.2003

Ein wenig leiser wollen sie in Zukunft treten, die Autoren des Science-Fiction-Megaunternehmens. In den letzten 40 Jahren stampften sie mit "Perry Rhodan" ein Heftroman-Universum aus dem Boden, dessen physikalische Rahmenbedingungen am Besten mit "So, so, aha!" umschrieben werden. Der soeben erschienene Band 2200 soll nicht nur neuen Lesern den Einstieg in die Serie erleichtern, sondern auch die etwas aus dem Lot gekommenen Größenverhältnisse relativieren.

"Der Sternenozean" nennt sich der neue Handlungszyklus, und er wird auch gleich mit einem Jubiläumsband namens "Der Sternenbastard" von Robert Feldhoff eröffnet. Zur Handlung: Nachdem in den vergangenen acht Jahren mit diversen Superintelligenzen aufgeräumt wurde, übersiedelt der Plot nun auf einen halbvergessenen Planeten am Arsch des Universums. Dort wächst ein Mischling namens Kantiran heran - der Sohn von Perry Rhodan (der aber, das hat man vom Sex im Hyperraum, nichts von seiner Vaterschaft weiß) und einer Arkonidin. Kantiran soll von Imperator Bostich I. (dem Herrscher des Arkoniden-Imperiums) als Geheimwaffe gegen Rhodan verwendet werden. Gleichzeitig lungert im Hintergrund eine "uralte Gefahr" herum, die einen ewigen Konflikt bis zum Ende austragen möchte. Und damit noch nicht genug: Die übergeordneten Mächte der Kosmokraten haben eine Warnung ausgeschickt, daß sich der Hyperraum demnächst dramatisch verändern werde - um das Leben, das sich zu sehr im Universum ausgebreitet hat, ein wenig einzudämmen.

In "Der Sternenbastard" wird die Geschichte Kantarins erzählt, die ihn von seiner Heimatwelt bis nach Arkon, mitten ins Herz des Imperiums, führt. Spektakuläres wird nicht geboten - hat man Feldhoffs prosaische Schreibweise (bislang 92 Heftromane), die sich liebevoll um Ausdrücke wie "krachvoll" rankt, einmal verdaut, fühlt man sich zwischen Luke Skywalkers Jugenderinnerungen und der alten "Atlan Exklusiv"-Serie (die als Rhodan-Nebenserie die Abenteuer des jungen Atlan auf Arkon schilderte) hin- und hergerissen (was auch den Einsatz von Alt-Autor Hans Kneifel rechtfertigt, der den Folgeband 2201 "Der Arkonidenjäger" schrieb und in der Vergangenheit stets recht farbige Arkon-Abenteuer ablieferte). Das Cover von Dirk Schulz porträtiert den jugendlichen Helden des Romans - allerdings als folgenschweren Fehltritt zwischen Robin Hood und König Drosselbart, was selbst abgebrühte Blindenhunde im Chor jaulen läßt. Humor scheint im Moment nicht die große Stärke der kosmischen Glücksritter zu sein, wie Horst Hoffmann dann in der Bonusbeilage des Romas verdeutlicht - mit seinem fiktiven Gucky-Interview hat er sich wohl endgültig alle Chancen auf den Bachmann-Preis versaut.

"Perry Rhodan 2200" ist leichte Lektüre für eine Bahnfahrt von Wien nach Linz, wobei der Zenit des Spannungsbogens ungefähr in St. Pölten liegt. Der neue Handlungszyklus, der Rhodan-Fans durch die nächsten Jahre begleiten wird, verspricht Abwechslung und tatsächlich eine Abkehr von der Gigantomanie der letzten 400 Hefte. Wer viel Zug fährt, darf gespannt sein.

Chris Haderer

Robert Feldhoff - Der Sternenbastard

ØØØ

(Perry Rhodan 2200)


Pabel-Moewig (Rastatt 2003)

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