Manfred Wieninger - Die Rückseite des Mondes
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(Edition Nautilus)
64 Seiten und Schluß! So lautet der Slogan der neuen Krimi-Reihe "Kaliber 64" des Nautilus-Verlags - was in Zeiten oft sinnlos in die Länge gezogener Wälzer geradezu eine Offenbarung darstellt. Die Autoren sind gezwungen, Wesentliches innerhalb eines Romanheftumfangs darzulegen und auf selbstzweckhafte Ausschmückungen zu verzichten.
Einer, der in dieser Welt literarischer Knappheit sowieso schon länger ein Zuhause gefunden hat, ist der österreichische Autor Manfred Wieninger. Mit seinen Krimis um den vom Leben in der Provinz nicht gerade verwöhnten Marek Miert hat er sich einen guten Namen gemacht. In "Die Rückseite des Mondes" läßt er den eben erst pensionierten Gruppeninspektor Franz Grassmann auf die brachialen Nachwehen dreier Fälle stoßen, die ihn in seiner "aktiven" Zeit nicht nur vor moralische Probleme gestellt haben. In einer gesichtslosen Vorortelandschaft zwischen Mega-Baumärkten, Tankstellen und von kleinstbürgerlich bewohnten Gartensiedlungen umgebenen Plattenbauten wird Grassmann ein paar Tage und Nächte lang mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert - und von Exkollegen gar des Mordes verdächtigt. Fernab jeglicher Idylle (aber auch jeder "So-hinich-daß-es-schon-wieder-lustig-ist"-Attitüde) legt Wieninger eine schnörkellose kurze Erzählung über eine lange Rache vor, in glaubhafter Diktion und dichtem Erzählfluß. Und liefert den Beweis, daß man in der Beschreibung von - nicht nur gesellschaftlichem - Verfall auch ohne den in Österreich so beliebten Sozialkitsch auskommt.
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