Michael Connelly - So wahr uns Gott helfe
ØØØØØ
(The Brass Verdict)
Heyne (D 2010)
Polizisten lügen. Anwälte lügen. Zeugen lügen. Opfer lügen. Michael Haller, der "Lincoln Lawyer", der seine Kanzlei vom Limousinenfond aus betreibt, weiß ganz genau, wie das System funktioniert. Und doch geht er bei seinem wahrscheinlich größten Fall den Schurken auf den Leim. 23.03.2010
Michael Haller ist wieder in Los Angeles unterwegs. Zwei Jahre sind seit seinem verhängnisvollen vorigen Einsatz - nachzulesen in "Der Mandant" - vergangen. Zwei schlimme Jahre, in denen er sich vom Bauchschuß erholt, seine Tablettensucht bezwungen, einen Entzug sowie eine lange Rehabilitierung bewältigt hat. Das Verhältnis zu seiner ersten Exfrau Maggie - einer Staatsanwältin - hat sich halbwegs normalisiert, gelegentlicher Streß inbegriffen, denn da ist ja noch die gemeinsame Tochter Haley.
Kurzum: Es ist der ideale Zeitpunkt, um wieder in den Lincoln zu steigen. Allerdings hat sich Haller seinen Neuanfang anders vorgestellt. Der befreundete Anwalt Jerry Vincent wurde nämlich ermordet, und Haller "erbt" dessen Fälle, darunter auch den des prominenten Filmproduzenten Walter Elliot, der in einem Anfall von Eifersucht Frau und Liebhaber erschossen haben soll. Elliot beteuert seine Unschuld - nicht zu Unrecht, wie Haller bei ersten Recherchen herausfindet.
Der Fall ist somit klar. Zusammen mit Sekretärin Lorna (zugleich seine zweite Ex) sowie deren neuem Freund Cisco, einem Privatermittler, legt sich Haller eine Prozeßstrategie zurecht. Und freut sich, da die Publicity, die mit der Affäre einhergeht, sein furioses Advokaten-Comeback beschleunigt. Doch dann ist plötzlich nichts mehr, wie es scheint. Logisch - betreibt Haller seine Kanzlei auf Rädern ja auch in Hollywood, der Stadt der Schönen und des schönen Scheins, der pompösen Illusionen. Steckt tatsächlich die Mafia hinter den brutalen Morden, wie Elliot behauptet? Hat Vincent einen Geschworenen geschmiert, wie das FBI herausfindet? Muß auch Haller um sein Leben fürchten, wie Detective Harry Bosch erklärt? Und überhaupt: Wer ist dieser merkwürdige Polizist, der Haller kaum noch von der Seite weicht?
Am Ende gibt´s natürlich Antwort auf alle Fragen - und Haller erkennt einmal mehr: Recht hat nur der, der die Macht hat. Moral verkommt dabei zur Nebensache. Einzig die Sonne, die wie Gold über dem Pazifik hängt, ist wirklich wahrhaftig.
"So wahr uns Gott helfe" ist ein solider Thriller - wenn auch nicht Connellys bester, denn gerade die Auflösung des Falls kommt recht willkürlich daher. Aber dafür überzeugt der Autor wie gehabt mit detaillierten Recherchen, scharfen Milieuzeichnungen und einem fundierten Justizwissen, das er in die Geschichte einflicht, ohne ihr das Tempo zu rauben. Furios ist allerdings das überraschende Ende, das nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat, mit dem Connelly aber noch einigen interessanten Krimistoff für die Zukunft verspricht. Und das ist ausnahmsweise mal nicht gelogen.
Michael Connelly - So wahr uns Gott helfe
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(The Brass Verdict)
Heyne (D 2010)
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Kommentare_
Das klinkt spannend. Was für die Nachtschicht...