Print_Matilde Asensi - Wächter des Kreuzes

Kreuzstück gefällig?

Religiös angehauchte Thriller sind derzeit schwer in Mode. Diese spanische Autorin ist jedoch alles andere als eine Trittbrettfahrerin, wie ihr dritter Roman beweist.    13.01.2005

In den Taschen eines ermordeten Äthiopiers wird eine gestohlene Reliquie entdeckt. Die Leiche selbst ist mit geheimnisvollen, religiös anmutenden Zeichen versehen. Als der Vatikan davon erfährt, versucht die Obrigkeit die Sache schnellstmöglich zu vertuschen. Gleichzeitig beauftragen sie die im Vatikanischen Geheimarchiv arbeitende Paläographin und Ordensschwester Ottavia Salina damit, das Rätsel hinter den seltsamen Symbolen zu ergründen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten beginnt Salina gemeinsam mit Glauser-Röist, dem Hauptmann der Schweizer Garde, und dem Archäologen Professor Boswell mit den Nachforschungen. Dabei stoßen sie auf die geheimnisvolle Bruderschaft der Staurophylakes, deren Aufgabe es war, das Heilige Kreuz (an das Jesus seinerzeit genagelt war), zu beschützen. Die Symbole stellen sich als Kreuz-Skarifikationen heraus, die potentiellen Anwärtern für die Aufnahme in die Bruderschaft während der Prüfungen beigebracht werden. Um das Geheimnis lüften zu können, muß sich das Trio selbst den Prüfungen stellen, zu denen Dante Allighieris "Göttliche Komödie" den Schlüssel darstellt. Ein gefährliches Abenteuer beginnt, bei dem nicht nur das Leben der drei auf dem Spiel steht, sondern auch Ottavias Glauben ...

Wer denkt, daß es sich bei "Wächter des Kreuzes" um den Versuch handelt, auf Dan "Sakrileg" Browns Bestseller-Zug aufzuspringen, der irrt gewaltig. Denn während Brown im Großen und Ganzen nichts anderes getan hat als die passionierten Verschwörungstheoretikern schon lange Zeit bekannten Theorien Henry Lincolns, Michael Baigents und Richard Leighs endlich in eine spannende Story zu verpacken, taucht Asensi in einen Kosmos aus historischen Fakten und webt darin ein fesselndes fiktives Netz. Allerdings sollte man auch anmerken, daß schon eine gehörige Portion kirchengeschichtliches Interesse mitzubringen ist, wenn man sich auf den knapp 640 Seiten umfassenden Wälzer stürzen will ...

Wenngleich ihre Weitschweifigkeit den Spannungsbogen - im Vergleich zu Brown - streckenweise etwas lockert, gestaltet sich die Jagd nach der Bruderschaft der Staurophylakes dank guter Ideen und Asensis Detailverliebtheit trotzdem als aufregende Reise in die "Heimatstädte" der sieben Todsünden. Die dabei zu bestreitenden Prüfungen würden wahrscheinlich sogar Indiana Jones und Lara Croft ins Schwitzen bringen. Gut so!

Jürgen Fichtinger

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