Print_Jean-Patrick Manchette - Tödliche Luftschlösser

Hetzjagd durch Frankreich

Wenn ein Profikiller Thompson heißt, wissen geübte Leser schon, daß sie sich im Noir-Land befinden. Doch mit der Kampfkraft eines Kindermädchens rechnet trotzdem keiner.    23.12.2002

Jean-Patrick Manchette (1942-1995) wäre am 19. Dezember 60 Jahre alt geworden. Die Werke des wohl wichtigsten Vertreters des "Néo-Polar" sind in deutscher Übersetzung im Distel Literatur Verlag erschienen. Zu den besten Krimis der "Série noire" des Verlags gehört zweifellos "Tödliche Luftschlösser".

Der steinreiche Architekt Hartog engagiert das Kindermädchen Julie Ballanger, sich um seinen verwöhnten Neffen Peter zu kümmern. Doch der Berufskiller Thompson bekommt den Auftrag, den Kleinen aus dem Weg zu räumen und den Mord Julie in die Schuhe zu schieben. Bei diesem Job läuft aber alles schief, denn die junge Frau erweist sich als kämpferisch, zäh und geschickt. Eine erbarmungslose Verfolgungsjagd quer durch Frankreich beginnt, die in einem brutalen Finale ihren Höhepunkt findet. So wie Julie und ihr Schützling vom Killer und seinen Helfern gehetzt werden, wird der Leser pausenlos von einer atemberaubenden Szene zur nächsten überraschenden Wendung getrieben. Wie bei allen Krimis von Manchette läßt die Spannung keinen Augenblick nach. Der lakonisch-distanzierte Erzählstil und schwarze Humor Manchettes unterstreichen so manch grausliches Detail der Handlung und die radikalen Ansichten des Autors. Man kann Manchettes Geschichten genial oder scheußlich finden. Unbestritten ist, daß sie einen nie kalt lassen.

Tanja Korn