Print_Helmut W. Mommers - Der Atem Gottes

Rosige Aussichten

Wie die Welt von morgen aussehen könnte, verrät diese SF-Anthologie deutschsprachiger Autoren. Mit dabei: Malte S. Sembten, Michael Marrak und viele andere.    17.01.2005

"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah´?". Ein Spruch, der auch auf die Autoren der deutschsprachigen Phantastikszene zutrifft. Herausgeber Helmuth W. Mommers hat einige der bekanntesten Vertreter - sowie auch ein paar noch unbekannte Lichtlein - in dieser Kurzgeschichtenanthologie versammelt, um dem geneigten Leser die Möglichkeit zu bieten, sich mit deren Zukunftsvisionen zu beschäftigen.

Den Auftakt bildet Andreas "Das Jesus Video" Eschbach mit seiner witzigen und originellen Erzählung "Quantenmüll", in der ein paar findige Geister aus Versehen eine Methode zur Müllentsorgung entdecken, die ihnen noch Jahrzehnte später Kopfzerbrechen bereiten soll. Es folgt Thorsten Küpers Geschichte "Der Atem Gottes", in der es um eine futuristische Manifestation von religiösem Wahn geht; danach zieht Herbert W. Franke sanftere Saiten auf und offeriert eine köstliche Theorie zum Thema Liebe - und was es mit ihr in Wirklichkeit auf sich hat.

Auch der Österreicher Andreas Gruber ist mit "Parkers letzter Auftrag" vertreten, einer rasanten Story rund um die Superreichen der Welt und ihre medizinische Versorgung. Nicht fehlen darf natürlich Malte S. Sembten (wer jemals das grausige Vergnügen hatte, seine Short-Story "Der Hautbiograph vom Grosvenor Square" zu lesen, wird seinen Namen garantiert nicht mehr so schnell vergessen), der mit "Jagdausflug" eine nette Erzählung abliefert, die zum Schmunzeln anregt und auf dem "mächtigsten Mann der Welt" herumhackt, wenngleich der Schluß dann doch etwas billig erscheint ...

Es folgen noch zwölf weitere Beiträge (von Myra Çakan, Marcus Hammerschmitt, Jörg Isenberg u. a.), die zwar nicht immer die von ihren Kollegen vorgegebene Meßlatte erreichen, aber dennoch zu unterhalten wissen. Den Abschluß bildet schließlich ein kurzes Porträt über den Maler Julio Viera, aus dessen Feder die Cover-Illustration stammt.

Fazit: Eine gelungene Zusammenstellung, die Gelegenheit bietet über den allgemein bekannten hohlbeinschen Tellerrand hinauszublicken und erneut belegt (falls es jemand immer noch nicht weiß), daß es auch im deutschsprachigem Genreraum einige talentierte Geister gibt, die uns etwas zu erzählen haben. Und - was noch wichtiger ist - es auch können.

Jürgen Fichtinger

Myra Çakan im EVOLVER-Gespräch


Düstere Aussichten

Für den Überraschungserfolg "When The Music´s Over" wurde der deutsche SF-Shooting-Star Myra Çakan für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert. Mit "Downtown Blues" legt sie jetzt ihr neuestes Werk vor. Jürgen Fichtinger nahm dies zum Anlaß, die visionäre Autorin zu interviewen.

 

Links:

Marcus Hammerschmitt im EVOLVER

Der Opal


(D 2000, Argument Verlag)

Myra Çakan ist nicht mehr alleine - denn mit Marcus Hammerschmitt wird die deutsche SF-Szene um einen neuen Vorzeigephantasten bereichert. Schuld daran ist nur sein "Opal".

 

 

Links:

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