Charlie Huston - Stadt aus Blut
ØØØØ
(Already Dead)
Heyne/Random House (München 2007)
Der Verfasser der "Prügelknaben"-Trilogie konnte seine Gewaltdarstellungen mit russischen Gangstern und Auftragsmördern scheinbar nicht zur Genüge ausreizen. Deshalb hetzt er uns jetzt Zombies und Vampire auf den Hals. 31.05.2007
Die Möglichkeiten eines Killers aus Fleisch und Blut sind ja doch eher beschränkt: Er kann seine Opfer erschießen, erstechen, erschlagen und vielleicht ab und zu einmal in Säure auflösen. Den Geschöpfen der Nacht nimmt der Leser von Horrorbüchern hingegen so gut wie jede Mordart ab.
Wenn zum Beispiel - wie in Charlie Hustons jüngstem Werk "Stadt aus Blut" - Zombies die Schädel von Junkies spalten und deren Gehirne schlürfen oder junge Mädchen von Vampiren zur Ader gelassen werden, stehen dem Schriftsteller alle Wege des Grauens offen, um solche Phantasien wortgewaltig umzusetzen. Laut Huston war dies auch einer der Gründe, vom Thriller- ins Horrorfach überzuwechseln:
Once you´ve introduced a vampire as your protagonist you have a shitload of freedom. People are either going to go with you or not.
Freunde harter Pulp-Literatur werden der Hauptfigur Joe Pitt definitiv auf ihren Streifzügen durchs nächtliche Manhattan folgen, weil es dort für den abgehalfterten Blutsauger von Welt allerlei zu erledigen gibt. Schließlich gehört ganz Manhattan den Vampyren, die in der nächtlichen Parallelwelt von den Menschen unbemerkt vor sich hin dürsten. Schuld an ihrem Gusto ist jedoch kein transsylvanischer Humbug, sondern ein Virus namens Vyrus, der sie dazu treibt, Lebenssaft zu trinken. Damit es dabei möglichst "friedlich" zugeht, haben sich die untoten Schluckspechte die Stadt in Bezirke aufgeteilt, um den Clans (White Wolf läßt grüßen) die Koexistenz zu ermöglichen. Da wären:
- die Koalition: Die mitgliedsstärkste Gruppierung hat gute Verbindungen zu mächtigen Menschen und sich das Ziel gesetzt, alle Vampyre zu vereinen und weiterhin geheim zu operieren.
- die Society: Die Zugehörigen dieses Clubs wären am liebsten wieder Menschen und möchten in die Gesellschaft der "normalen Welt" eingegliedert werden, was selbstverständlich diametral zu den Zielen der Koalition steht und somit zu einem Zustand des "Kalten Krieges" zwischen den beiden Clans führte.
- die Enklave: Hier handelt es sich um nichts anderes als eine fanatische Sekte von Vampyren, die ohne Blut auszukommen versuchen, bis sie in eine andere Bewußtseinsebene übertreten können.
- der Hood:Schwarze und Vampyre lateinamerikanischer Herkunft vereinen sich im Hood zu einer aufrührerischen Gemeinschaft, die ab und zu für Ärger sorgt.
Kurzum: Same shit, different species ...
Nur wenigen privilegierten Freiberuflern ist es gestattet, sich als mordende Ich-AG zwischen den abgesteckten Territorien zu bewegen. Joe Pitt ist einer davon. Er lebt einen vermeintlich freien Tod, muß er doch die Drecksjobs für die Anführer der Clans erledigen. Sein aktueller Auftrag: Er soll die Tochter einer reichen Verbündeten der Koalition finden, da sich das junge Menschenwesen mit Junkies herumtreibt und Gefahr läuft, von einer neuen Krankheit befallen zu werden. Unter den Drogensüchtigen geistert nämlich ein Bakterium umher, das die Befallenen zu Zombies macht - die wiederum andere Menschen anstecken, indem sie diese beißen und halb verspeisen. So macht Joe sich auf den Weg, trifft viele denkwürdige Gestalten und stößt auf eine abartige Geschichte, die menschlicher gar nicht sein könnte.
Dafür, daß sich der Allrounder Charlie Huston, der neben seinen Romanen und Drehbüchern auch noch Texte für Marvel-Comics verfaßt, nach eigenen Angaben nicht im Horrorgenre beheimatet fühlt, schreibt er exzellente Schauergeschichten. Neben der Unterwelt Manhattans - deren Bewohner den Menschen klarerweise ziemlich ähnlich sind, waren sie doch einst ebenfalls Angehörige des sterblichen Geschlechts - schildert der Autor eine spannende Kriminalgeschichte, die sich aktueller Themen wie Kindesmißbrauch und AIDS auf ebenso selbstverständliche Art und Weise bedient wie der Schilderung des New Yorker Straßennetzes. Nebenbei trifft der Leser in "Stadt aus Blut" auf viele interessante Charaktere, von denen man in diesem Buch gar nicht genug erfahren kann.
Aber das macht nichts. Immerhin ist die die Joe-Pitt–Reihe auf mindestens fünf Stück konzipiert, und so darf man sich getrost auf den nächsten Band freuen, der in Amerika bereits unter dem Titel "No Dominion" erschienen ist.
Charlie Huston - Stadt aus Blut
ØØØØ
(Already Dead)
Heyne/Random House (München 2007)
Bei Sabrina Reiter hat sich der Einfluß des großen Bruders durchaus positiv ausgewirkt. Der EVOLVER unterhielt sich mit Österreichs erster Scream-Queen. Teil zwei: über die Anfänge als Schauspielerin, ihre Lieblings-Horrorfilme und den Hang zur Komödie.
The first rule of Chuck: you talk about Chuck. Seine Bücher erreichen zwar nicht alle die Genialität von "Fight Club" - aber besser als das meiste auf dem internationalen Literaturmarkt sind sie trotzdem noch. Und das ist Grund genug für den EVOLVER, das bisherige Schaffen eines seiner Helden etwas ausführlicher zu betrachten.
Während die Buchempfehlungen in allen Medien derzeit weihnachtlich andächtig ausfallen, sucht EVOLVER noch einmal die dunkle Seite der Trash-Literatur auf und warnt: Für stille oder gar heilige Nächte ist dieser Titel garantiert nicht geeignet.
Mit "In drei Tagen bist du tot" drehte Andreas Prochaska nicht nur einen gelungenen Horrorstreifen, sondern auch den meistbesuchten österreichischen Film 2006. Und weil sich das Publikum für gelungene heimische Unterhaltung sehr wohl ins Kino begibt, startet in Kürze das Sequel. Der EVOLVER traf Hauptdarstellerin Sabrina Reiter und sprach mit ihr über die Fortsetzung.
... und zwar ohne Ende. Während es sich beim Titel des Andersonschen Ölfilms jedoch eher um eine leere Drohung handelt, fliegen in der neuen "Dschungelbuch"-Adaption à la Stallone gehörig die Fetzen.
Im zweiten Teil seiner Blutsauger-Reihe begibt sich der amerikanische Noir-Autor mit Joe Pitt in ein neues Territorium der nächtlichen Parallelwelt New Yorks: Er soll eine Droge finden, die die Untoten nur allzu lebendig macht ...
Kommentare_