Georg Friedrich Händel - Theodora
ØØØØ
Oratorium in drei Teilen
Theater an der Wien
Le Concert Spirituel/Hervé Niquet
Besetzung: Sandrine Piau, Patricia Bardon Lawrence Zazzo, James Gilchrist, Nathan Berg
Konzert am 21. März 2012
Der EVOLVER-Klassikexperte besuchte die zweite Aufführung der lang erwarteten "Hoffmann"-Serie und erlebte, wie eine erstklassige Regie und wenigstens die Hälfte der Hauptrollen-Besetzung diese Aufführung rettete. Ein paar Tage zuvor wurde mit Händels Oratorium "Theodora" wieder ein geniales Werk der Barockzeit ebenso genial aufgeführt. 02.04.2012
Die Saison 2011/12 im Theater an der Wien war bei den konzertanten Aufführungen vor allem den Werken der Barockkomponisten Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel gewidmet. Dabei mußte man bemerken, daß die beiden Komponisten nicht wirklich immer Werke von Weltklasse verfaßt haben - wobei (vor allem operntechnisch) Händel eindeutig besser abschneidet.
Mit Händels dreiteiligen Oratorium "Theodora", das neun Jahre vor seinem Tod im Jahre 1750 uraufgeführt wurde, konnte man nun eines seiner besten Werke hören. Die Interpretation des französischen Ensembles Le Concert Spirituel unter Hervé Niquet ließ das großartige Stück in voller Pracht erblühen. Dank des wunderbaren Chors und der ebenbürtigen Instrumentalisten konnte Niquet in den knapp drei Stunden ein echtes Händel-Fest präsentieren. Herausragend bei den Solisten waren der Tenor James Gilchrist und der profunde Baß von Nathan Berg. Daß die Damen niveaumäßig nicht so mithalten konnten, war schade. Doch nach der eigenartigen Aufführung von Händels Ariodante konnte man hier immerhin wieder ein Werk des Komponisten in voller Schönheit hören.
Ganz anders verhielt es sich mit der szenischen Produktion von Jaques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen". Auf dem Papier war eine tolle Aufführung zu erwarten, unterm Strich war das Gebotene zwar szenisch brillant, aber stimmlich und musikalisch mehr als durchwachsen. Wenn nicht wenigstens Aris Argiris als Bösewicht, Andreas Conrad als Frantz etc. und Angel Blue als Giulietta mit vollem Einsatz brilliert hätten, hätte aus der Aufführung ein glattes Desaster werden können.
Das fing schon bei den Wiener Symphonikern, dem Schoenberg-Chor und dem Dirigenten Riccardo Frizza an. Dem Italiener ist Offenbachs Flair anscheinend so fremd wie einem Norweger der Flamenco. Und unter den Musikern der Symphoniker war offenbar keiner, der je unter dem Parade-Franosen Georges Prêtre gespielt hat, der in Sachen Offenbach mehr als genug Lehrstücke hören ließ. Meistens klang Frizzas Dirigat wenig subtil und häufig spannungslos. Den Vogel abgeschossen hat der Piccoloflötist, der bei den Schlüssen der Akte zwei und drei so gepfiffen hat, daß man sich fast die Ohren zuhalten mußte. Und die "Barcarole" wurde von der Piccolo und der Querflöte so schräg gespielt, daß man sich darauf freute, daß sie vorbei war. Wo die beiden Flöten musikalische "Farbtupfer" liefern sollten, war es nicht nur peinlich laut, sondern vom Piccolo sogar kräftig distoniert! Daß der Arnold-Schoenberg-Chor schon bessere Opernvorstellungen erlebt hat, war in dieser verkorksten Aufführung auch nur mehr wie eine Prise zuviel Salz in der Suppe.
Der Tenor Kurt Streit, der im Theater an der Wien vor allem in Werken Mozarts triumphiert, war hier fast eine Karikatur seiner selbst. Wenigstens schaffte er es mit seiner Intelligenz und Musikalität, einigermaßen interessant "über die Bühne" zu kommen. Seine Stimme ist in Wirklichkeit der Rolle niemals gewachsen; schon ab einem G fängt er mit eigenartigen Registerwechseln an und klingt dann nur mehr häßlich und unschön - zumindestens das bißchen, was man hören kann. Hier mußte der EVOLVER-Klassikexperte auch seine Erinnungen an Plácido Domingo, Alfredo Kraus und Nicolai Gedda ausblenden, die er live in dieser Rolle erleben durfte.
Die Damen Roxana Constantinescu als Muse, Juanita Lascarro als Antonia und Mari Eriksmoen als Olympia hatten eines gemeinsam: Ihre Stimmen klangen mehr oder minder fahl und brüchig; berührende Momente waren fast nicht zu hören.
Versöhnlich stimmte wenigstens die "Apotheose" am Schluß des fünften Aktes, die wirklich hervorragend gebracht wurde; damit war ein Hoffnungsschimmer am Horizont zu hören, der für die Hoffmann-Serie ab 4. Juli etwas Besseres erwarten läßt.
Georg Friedrich Händel - Theodora
ØØØØ
Oratorium in drei Teilen
Theater an der Wien
Le Concert Spirituel/Hervé Niquet
Besetzung: Sandrine Piau, Patricia Bardon Lawrence Zazzo, James Gilchrist, Nathan Berg
Konzert am 21. März 2012
Jaques Offenbach - Hoffmanns Erzählungen
ØØ 1/2
Oper in fünf Akten
Theater an der Wien
Wiener Symphoniker/Riccardo Frizza
Arnold Schoenberg Chor
Regie: William Friedkin
Besetzung: Kurt Streit, Aris Argiris, Angel Blue, Juanita Lascarro u.a.
Premiere: 19. März 2012
Reprisen: 23., 25., 27., 29. März und 2. April 2012
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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