Portishead - Third
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Universal (GB 2008)
Elf Jahre gehen selbst an dem beschaulichen Ort Portishead in North Somerset nicht spurlos vorüber. Auch das gleichnamige Projekt von Geoff Barrow, Adrian Utley und Beth Gibbons hat sich in der Zeit seit dem 1997er-Album "Portishead" logischerweise weiterentwickelt - und zwar drastisch. Vom intelligenten TripHop und dem Bristol-Style ist nicht mehr viel übrig, wärmere Tracks im Stile von "All Mine" oder "Glory Box" sucht man auf "Third" vergebens. Die Liebe zum Krautrock ist zwar noch zu spüren, wird aber von einer dominanten Maschinenkälte überlagert, und der fehlt die Kraftwerksche Fortschrittsgläubigkeit.
Beth Gibbons öffnet Pandoras Büchse und warnt mit unheilschwangerer Stimme vor der Zukunft, die sicher genauso unberechenbar ist wie das neue Portishead-Album. Ausnahme ist der positive Kontrapunkt "Deep Water", dessen wohliger Ansatz schon mit den ersten gespenstisch-verstörenden Tönen von "Machine Gun" verjagt wird. Der sperrige Elektrobeat-Song wurde als Single ausgekoppelt, weil er sich der Vereinnahmung durch die Groove-Jünger verschließt. Die kommen wiederum am ehesten bei "Magic Doors" auf ihre Kosten.
Portisheads Kunst bestand schon vor einem Jahrzehnt darin, Spannungen konsequent auf- und abzubauen. Aktuell gehen sie damit bis an die Schmerzgrenze und schaffen so ein Sound-Gemälde von überdimensionaler Größe. Der Bogen reicht vom hektischen Nervenzusammenbruch von "Nylon Smile" bis zum ozeantiefen "The Rip" und dem finalen Ruhepol "Threads". Das Album ist so gigantisch wie Langs "Metropolis" und ähnlich pessimistisch. Fragt sich, wie die Welt in weiteren elf Jahren aussehen wird ...
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