Musik_Judas Priest - Metalogy

Breaking the law!

"Here comes the Metal Meltdown/Run for your lives/Can´t stop the Metal Meltdown/No-one survives" - die Geschichte eines der einflußreichsten Metal-Acts in einer Box.    14.09.2004

Schon die Aufmachung der Box sagt vieles: Lederimitat, rundherum mit Nieten verziert - ein massives Stück, das ohne Zweifel "Heavy Fucking Metal!" schreit! Das allein reicht wohl, um jedem Metalhead einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen. Kitsch hin oder her (solch reaktionäres Schachteldenken ist sowieso nur für Leute, die sich immer noch einbilden, daß Style käuflich wäre), es ist nun einmal so: Die Vergangenheit des Heavy Metal kleidete sich in schwarzes Leder, Nietenarmbänder, Stahlstiefelspitzen und Ketten - zumindest ein essentieller Teil der Genre-Historie namens Judas Priest.

Judas Priest. Ja, auch dieser Name donnert "Heavy Fucking Metal!" Aus Großbritannien stammen die Herrschaften, die sich Anfang der 1970er um K. K. Downing und Ian Hill formierten. Kurz vor dem ersten Album kam dann noch Singt-so-hoch-daß-die-Luft-schon-sehr-dünn-ist-Sänger Rob Halford mit an Bord, und fertig war der Kern der legendären Schwermetal-Kombo. Irgendwann dazwischen, so von 1995 bis 2003, gab Rob das Mikrophon an Ripper Owen ab, aber außer einem schlechten Film mit Mark Wahlberg in der Rolle von Ripper schlug das keine wirklich hohen Wellen. Judas Priest ohne Rob sind halt doch nicht Judas Priest.

Wie dem auch sei - aus England kam ja Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre auch das, was Kenner als "New Wave of British Metal" bezeichneten. Kurz zusammengefaßt: Erst gab´s Screamin´ Lord Sutch und Black Sabbath und Deep Purple und so weiter, doch die wurden dann langweilig (nicht wirklich, aber so klingt es eindrücklicher), und dann kamen junge Leute, die dem Metal einen kräftigen Tritt in den Arsch gaben. Richtig geraten: Judas Priest! Und wie machten sie das? Mit dem Album "British Steel" aus dem Jahr 1980.

Die Revolution fing damit an, daß die Jungs zwei Lead-Gitarren einsetzten. Es ist einfach unfaßbar legendär, wenn sich bei ein und demselben Solo die beiden Gitarren Hals an Hals, Tonleiter um Tonleiter, emporwinden und die Noten wie aus einer Gatling-Gun geschossen kommen. Und wenn das dem einen oder anderen jetzt völlig normal vorkommt, für ihn eh schon Standard ist - tja, damals kannte sowas eben kein Mensch. Und das war noch längst nicht alles. Auch die Geschwindigkeit wurde damals heftig angezogen. Judas Priest stampften nicht durch den Sumpf wie Black Sabbath, sondern rasten mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Autobahn dahin. Als Draufgabe brachten sie eine ordentliche Show mit: alles in schwarzem Leder eben, mit Nieten und Ketten, dazu noch ein bißchen Feuerwerk und manchmal auch eine echte Harley auf der Bühne. So macht das Rocken Freude!

 

Da wir jetzt alle ungefähr wissen, wer Judas Priest sind, weiter zu "Metalogy": vier CDs - die "limited edition" enthält auch eine DVD -, auf denen das gesamte Schaffensspektrum der Band bis zum heutigen Tag abgedeckt wird; schön chronologisch, alles feinstens remastered und mit einigen wirklich genialen, unveröffentlichten und raren Live-Tracks veredelt. Die Kollektion führt von den seichten JP-Anfängen über einen kurzen Anflug von Prog-Rock und ihre Meilensteine des British Metal bis hin zur Neuzeit. Alles ist dabei und alles ist gut ... mehr oder weniger. Es wird wohl für jeden Hörer Teile geben, die weniger ansprechend sind, aber das ist dann wohl eher individueller Geschmack als schlampige Arbeit der Zusammensteller. Denn da hatte die Band selbst, inklusive Rob Halford, die Finger im Spiel.

Besondere Erwähnung muß auf jeden Fall auch das schön gestaltete Booklet finden. Es ist nicht nur fein anzusehen und durchzublättern, sondern kann auch mit Liner-Notes von den Band-Mitgliedern höchstpersönlich aufwarten. Darin beschreiben sie ihre Jugendzeit, ihren Drang, Musik zu machen, und die Fallen des Ruhms. Und dort steht auch drin, warum sich Judas Priest gleich zu Beginn von den damals äußerst populären Sword & Sorcery- und Dungeons & Demons-Inhalten der anderen Hardrock- und Heavy-Metal-Gruppen distanzierten - weil sie nämlich außer viel Rauch und Regen und Stahl nichts zu Gesicht bekamen. Also schrieben sie Lieder über weltvernichtende Metallmonster, nukleare Megakriege, Lederrebellentum und ähnliches. Das könnte erklären, warum sie bei so vielen verschiedenen Subkulturen Anklang fanden. Ob Mod, Rocker, New Waver oder sonstwas - die britische Jugend hielt Judas Priest hoch. Womit? Mit Recht!

Und deswegen, und noch aus ein paar hundert anderen Gründen, ist "Metalogy" eine gute Idee. Streicheln Sie diese kleine Lederbox jede Nacht vor dem Schlafengehen und polieren Sie ihre Hundehalsbandnieten. Heavy Metal forever!

:: werwolf ::

Nuri Nurbachsch

Judas Priest – Metalogy

ØØØØØ


Legacy/Columbia/Sony (USA 2004)

 

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