Hector Berlioz - Benvenuto Cellini
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hänssler CLASSIC (D 2006)
Bruce Ford, Laura Claycomb, Ralf Lukas, Franz Hawlata
MDR Rundfunkchor Leipzig
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR/Sir Roger Norrington
Wenn gute Musiker in der Wiener Oper selten bis gar nicht auftreten, heißt das nicht, daß sie schlecht sind, sondern zeigt vielmehr die provinzielle Selbstüberschätzung einer "Kulturnation". Den Beweis liefert diese Veröffentlichung. 16.04.2007
Nicht nur Wien oder Berlin sind musikalisch die vermeintlichen Nabel der Welt - auch anderswo gibt es hervorragende Musiker. 2003 führten das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und sein Chefdirigent Sir Roger Norrington dem Wiener Publikum anläßlich eines Gastspiels im Wiener Konzerthaus eindrucksvoll vor, wie große Oper klingen kann und soll. In einer konzertanten Aufführung spielte das superbe Ensemble die Berlioz-Oper "Benvenuto Cellini", ein musikalisch hochinteressantes und beeindruckendes Werk (was man von seiner Handlung nicht sagen kann). Nun haben Musikfreunde die Gelegenheit, diese Sternstunde auf einer Live-CD nochmals zu erleben.
Das Label hänssler CLASSIC aus Baden-Württemberg hat es zur Freude der Hörer riskiert, die leider nur selten gespielte Oper auf Tonträger herauszubringen. Interessanterweise erschien das Werk vor etwa einem halben Jahr auch bei Virgin Classics, doch der Live-Mitschnitt mit Norrington übertrifft nicht nur die Virgin-Variante, sondern auch alle bis dato erschienenen.
Sir Roger Norrington kommt als Dirigent zwar eigentlich aus der Originalklang-Ecke, ist aber einer der ganz wenigen (wie John Eliot Gardiner), die nicht auf den Harnoncourtschen Mainstream-Zug aufgesprungen sind. Der Brite hat sich von der Originalklangbewegung fast gänzlich befreit und wurde zu einem umso besseren Interpreten von Klassik und Romantik, was er bei diesem "Cellini" eindrucksvoll beweist.
Die Oper ist von der Handlung her ein sperriges, fast kitschiges Werk: eine melodramatische Liebesgeschichte über den Goldschmied Benvenuto Cellini und seine Angebetete Teresa, natürlich inklusive bösem Rivalen und beruhigendem "Happy-End". Viel interessanter als die Story ist jedoch die Musik: Die Oper trumpft mit einem (typisch für Berlioz) riesigen Orchester, einem ebensolchen Chor und vielen Solisten auf. Die Hauptrollen Cellini und Teresa sind hochvirtuos komponiert - vor allem die Tenorpartie ist eine echte Herausforderung. Bruce Ford als Goldschmied Cellini und Laura Claycomb als seine Geliebte Teresa sind die Rollen wie auf den Leib geschrieben; großartig, wie sie jede Schwierigkeit ohne Mühen meistern. Die restliche Besetzung steht den Protagonisten um nichts nach, wobei Franz Hawlata als Dienstherr Giacomo Balducci hervorsticht.
Berlioz hat sich übrigens von einem Italienaufenthalt zu dieser Komposition inspirieren lassen und Melodien der Oper kunstvoll mehrfach verwertet - einerseits in seiner symphonischen Dichtung "Harold en Italie", andererseits in der Konzertouvertüre "Carneval Romain".
Unter der Leitung von Sir Roger Norrington brillieren das SWR-Orchester und der MDR-Rundfunkchor Leipzig. Die gestaltende Hand des Maestros führt durch mehr als zwei Stunden brillanter Opernmusik; besser kann man sich sowas gar nicht wünschen!
Hector Berlioz - Benvenuto Cellini
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hänssler CLASSIC (D 2006)
Bruce Ford, Laura Claycomb, Ralf Lukas, Franz Hawlata
MDR Rundfunkchor Leipzig
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR/Sir Roger Norrington
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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