Musik_CD-Tips KW 10/08

Mit der Rockferry ins Bauhaus

Der alte Sack und das Mädchen - von unterschiedlicheren Biographien kann man nicht zu wunderbaren Platten kommen. Dazu gibt´s die Rückkehr der Düstermänner.    07.03.2008

Manfred Prescher

Duffy - Rockferry

ØØØØ

Universal (GB 2008)

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Eigentlich heißt sie ja Amy mit Vornamen - aber den läßt Duffy weg, weil sie sowieso schon über Gebühr mit der Winehouseschen in einen musikalischen Topf geschmissen wird. So ganz falsch ist das freilich nicht, da die junge Waliserin eine sehr soulige Stimme hat und schon von daher an das Grammy-Luder erinnert. In England wird Duffy außerdem auch mit Dusty Springfield verglichen, was eine noch größere Hausnummer für eine junge Künstlerin ist. Das liegt zum einen daran, daß die Journaille immer eine passende Schublade findet (oder sich eine unpassende zurechtzimmert), zum anderen aber auch am Retro-Sound, den ihr James-Blunt-Producer Jimmy Hogwarth verpaßt hat.

Das Ergebnis changiert dann zwischen den beiden Singles hin und her: Mal geht´s wie bei "Rockferry" mehr in Richtung Lulu oder Gene Pitney, mal wandert Duffy, wie im Überhit "Mercy", ganz eindeutig auf den Pfaden der Supremes oder der Vandellas. Das ist alles in allem sehr, sehr nett, etwa in "Hanging On Too Long", das den ganzen Motown-Schmelz ins Hier und Jetzt transportiert, oder im finalen "Distant Dreamer" - nur innovativ ist es natürlich keineswegs. Aber das war auch die andere Amy nicht ...

Links:

Van Morrison - Keep It Simple

ØØØØ 1/2

Universal (GB 2008)

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Es sind schon die Kardinalfragen: Wozu brauchen wir alte Säcke wie den fast 63jährigen Nordiren Van Morrison? Und wozu sind Blues-Platten heutzutage noch gut? Sollten wir uns nicht auf unsere mitteleuropäischen Stärken konzentrieren und was Eigenes auf die Reihe kriegen? Abgesehen davon, daß sich Neuerungen und altes Zeug nicht ausschließen, sind kaum Tendenzen in eine zukunftsweisende Richtung zu erkennen. Und was ist "neu" eigentlich? Da in jedem Sound auch die Spurenelemente von Vergangenem, also die Evolution, zu hören sind, ist es gut, daß es Country, Rock´n´Roll oder auch Blues gibt. Wenn der dann auch noch authentisch ist, umso besser. Schließlich gibt´s nix Schlimmeres und Altbacken-viertklassigeres als deutsche Hardrocker oder österreichische Rockabillys.

Womit wir bei Van Morrison wären: Dessen Gesamtwerk strotzt nämlich vor sehr unterschiedlichen Stilrichtungen, die er nicht immer gut hinbekam. "Keep It Simple" ist ein großes, bluesiges Album, das ihn endlich auch wieder als Sänger zeigt. Die Knödel im Hals sind weg, die Anspannung, irgendwie Jazz, Country oder Hippie-Gedudel machen zu müssen, ist passé. Stattdessen gibt´s lockere Coolness, Soul und Feeling in elf wirklich guten Liedern. "How Can A Poor Boy" oder "Don´t Go To Nightclubs Anymore" sind die Gipfel in diesem Song-Massiv. Und die beiden Eingangsfragen lassen sich - zumindest in diesem speziellen Fall - mit "Weil´s kaum einer besser hinbekommt" und "Weil Blues immer noch modern klingen kann" beantworten.

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Bauhaus - Go Away White

ØØØ

Cooking Vinyl/Indigo (GB 2008)

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Es ist schon merkwürdig: Immer mehr eigentlich längst vergessene Recken aus den späten 70er und frühen 80er Jahren kommen zurück: Nick Lowe, Duran Duran oder auch die B 52´s, die mit einem neuen Album am Start stehen. Auch die 1978 gegründeten Industrial-Gothic-Waver von Bauhaus sind - wahrscheinlich als Vertreter der mausetoten Joy Division - wieder da. Peter Murphy und seine Kumpane tun so, als seien seit "Ziggy Stardust", "Bela Lugosi´s Dead", "Telegram Sam" oder meinetwegen auch seit "She´s In Parties" von 1991 nicht mal Wochen vergangen.

Erstaunlicherweise funktioniert "Go Away White", was auch daran liegt, daß etwa Interpol momentan dafür sorgen, daß die dunklen Werte des Pop recht erfolgreich im kollektiven Gehör verankert bleiben. Wer aber einst mit Bauhaus pubertierte, wird natürlich bemerken, daß "Zikir" eine Kopie von "Bela Lugosi" ist und daß Bauhaus mit "Too Much 21st Century" erneut ihre Liebe zu David Bowie heraushängen lassen. Das Comeback von Bauhaus ist natürlich - wie die meisten dieser Wiederauferstehungen - ziemlich sinnlos, geht aber in Ordnung. Was noch kommt, ist allerdings auch klar: eine Reunion der Talking Heads.

Links:

Kommentare_

Jürgen - 29.10.2009 : 10.33
Netter Artikel, aber chronologisch falsch. She´s in Parties aus dem Jahr 1983 - im gleichen Jahr lösten Bauhaus sich auf bis 1998....

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