Billy Bragg - Mr. Love And Justice
ØØØØ
Anti/Indigo (GB 2008)
1957 war ein merkwürdiges Jahr: Der Rock´n´Roll hatte sich vorüber- und weitgehend im Marketing-Rummel aufgelöst. Und während sich das Volk hierzulande hinter Nierentischen verschanzte und mit Freddy von der großen weiten Welt träumte, machte Sinatra einige seiner besten Aufnahmen und feierte mit dem Rat Pack seine glamourösen Exzesse. Auf der Insel seiner Majestät Cliff Richard kam in jenem Jahr ein Mann zur Welt, der in den 80er Jahren das gute Gewissen des Pop verkörpern sollte: Billy Bragg. Als Gründer des Red-Wedge-Movements unterstützte er die Bergarbeiterbewegung, agierte gegen Atomstrom, Apartheid und alle Kriege dieser Welt. Ein Beatles-Cover brachte den Songwriter sogar an die Spitze der Charts, wo er eigentlich mit "Levi Stubbs´ Tears", der Hymne an den Four-Tops-Sänger, hingehört hätte.
Seit einigen Jahren ist Bragg wieder da, mit guten bis sehr guten Alben - zu denen auch das neue Werk gehört. Besonders empfehlenswert ist die "Deluxe Edition", die neben den Aufnahmen mit kompletter Band auch noch größtenteils sehr intensive Solo-Versionen der Songs enthält. Die Stücke sind typisch für Bragg, wirken fast ein wenig anachronistisch und dadurch schon wieder modern. "O Freedom", "Farm Boy" oder "I Almost Kill You" würden auch auf Frühwerke wie "Brewing Up With Billy Bragg" oder "Worker´s Playtime" passen.
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