Akzente_Release der Nr. 8 von "Rokko’s Adventures"

Underground Parties

Am 9. Dezember 2010 erscheint die neue Ausgabe jener "unabhängigen, überparteilichen sowie übermenschlichen Publikation", die eines der wenigen lesenswerten Printmedien deutscher Sprache darstellt. Das wird gefeiert. Der EVOLVER rät: Gehen Sie hin!    02.12.2010

(Wir überlassen das Wort ROKKO:)

 

Diesmal beginnen wir im Kellergeschoß, mit einem Abstieg in die Wiener Kanalisation, wo unseren eigenen Spuren nachgegangen wird, bis sie sich in Rauch auflösen. Es folgt ein Interview mit einem Wiener Exorzisten, der selten detaillierte Einblicke in die Welt der Teufelsaustreibung gibt, die heutzutage sehr wohl noch stattfindet, auch in Österreich.

Dr. Nachtstrom, die wandelnde Bibliothek der Abseitigkeiten, hat nun endgültig mit den Beatles abgerechnet. Jörg Vogeltanz schuf zur Illustration Bilder, die eigentlich ins Museum gehören. Literat und Pilot Jürgen Ploog schrieb einen Text für uns. Er ist eine der wenigen wahrlichen und essentiellen Größen der (literarischen) Gegenkultur, hat DIE Zeitschrift des Underground mit Jörg Fauser und Carl Weissner gegründet - Gasolin 23 - und mit ihnen allen zusammengearbeitet: Burroughs, Warhol, Bukowski. Reicht dem Mann eine Zigarre!

Mathias Cmolik berichtet von seinem früheren Arbeitsleben, das nach einem bis an die Grenze absonderlichen Film klingt - das Band lief mit. Raumschiff Engelmayr, den andere besser als Bulbul-Fredl kennen, ließ dazu eines seiner vielen Hendln durch ein Zaunloch ins Heft schlüpfen. Der Filmemacher Klaus Lemke, der einige der schönsten Momente deutscher Filmgeschichte schuf und schon vor Jahrzehnten die Straße zu seiner Heimat erklärte, erzählt über Leben und Schaffen.

Apropos Film: Tanja Wögerbauer holt die verborgene Lebensgeschichte von Jean-Claude Lesage an die Oberfläche, die extrem eindringlich von einer inzestuösen Besessenheit erzählt.

Thomas Fröhlich wagte sich ins Profondo Rosso, das Herz des Italo-Horrorfilms, und liefert seine Logbucheinträge ab. Jürgen Marschal befaßt sich mit den Pozzern, die sich nichts mehr wünschen, als sich endlich mit Aids zu infizieren. Friedrich Dolezal erzählt seine Geschichte vom Aufwachsen in den Händen des Staates, über Bordelleigentümerei, spektakuläre Coups und zahlreiche Gefängnisaufenthalte. Daniel Krcál sprach in seiner Serie "Paranoia Chroniken" mit der umstrittenen Wissenschaftlerin Claudia von Werlhof und unterhielt sich außerdem mit den beiden Musikerinnen Baby Dee und Little Annie. Stefan Kushima lud gleichzeitig zum Interview ein und verweigerte das Gespräch.

Weiters im Porträt: Die famose Liverpooler Combo Barberos, die Galerie Pache, Dirty Beaches und das paranoide Multiversum der Steel Pans.
 

Zu dieser Ausgabe gibt es zwei Release-Shows in Wien:
 

9. Dezember 2010 im fluc: The Striggles, Hella Comet, Heifetz, Ader Rebell

 

The Striggles waren für einige die Überraschung des Jahres, als sie die geballte Ladung deftig gewürzten Schweinerocks mit Cpt. Beefheart'schen Zerhäckslungen und weiß der Henker welchem Hexenkraut in offene Ohren reindrückten, bis die Masse das Hirn von innen stimulierte und uns in Zustände kommen ließ, von denen wir gar nicht gewusst haben, dass wir sie begehren! Die Allstar-Combo besteht aus Robert Lepenik (Fetish 69, Melville), Slobodan Kajkut (Kajkyt), Gottfried Krienzer (Code Inconnu) und Martin Plass. Und wenn es grade passt, dann schmeißt sich auch noch Klaus Nomi ans Mikro. No sappalot.

Hella Comet ist schon vor über zehn Jahren in Graz gelandet, doch legte mit "Celebrate Your Loss" (Pumpkin Records/Schnapsidee Records) erst Anfang 2010 das Debütalbum vor. Damit rollt die Gruppe den Post-Rock neu auf, ohne ihn zu zerstören. Voluminöse Noise-Flächen erfüllen mit vollstem Druck den ganzen Raum, vom Boden bis zum Plafond. Dazu peitscht Schlagzeuger Maex die Pferde nach vorne, während Lea diese mächtige Szenerie in das breite Spektrum ihrer Stimme einhüllt.

Das Duo Heifetz ist immer offen für Neues, jede ihrer Veröffentlichungen klingt anders. Von Grindcore über Traktormusik und Ambient bis hin zum John Cage-Tribute lässt sich in ihrem Katalog alles finden. Im Kern besteht Heifetz aus Arrrna Conda aka Herr 2 an der Gitarre und Dr. Wu aka Herr 2, seines Zeichens Schlagzeuger. Doch nach Lust und Laune werden Harfenspieler, Saxofonisten, Rapper oder schwere Maschinengeräte hinzugefügt. Heifetz growlen, zirkulieren, verschachteln, zerpflücken und entzücken in den verschiedensten Sprachen des Wahnsinns. Was an diesem Abend passiert? Es gibt nur einen Weg, das rauszufinden.

Mit einer reduzierten Masse von dem, was man Ur-Energie nennen könnte, werden monumentale Klangmassen herum geschoben. Als Anhaltspunkte möge die Brutalität früher Melvins oder von Mutter dienen. Die Musik von Ader Rebell beschränkt sich auf die Essenz und schmeckt wie gut abgehangenenes Fleisch. Über die zähe Instrumentalmasse aus Gitarre, Schlagzeug und Bass windet sich die beinahe opernhafte Stimme von Franz Cavagno. Markus Krispel, Bassist der Band, der u. a. auch mit Action Beat und Licht spielt(e): "Die Musik klingt sehr ausgegoren, stimmig, lange bewährt über Jahre. Jeder Schnörkel ist weg, die Zeit zeigt, was übrig bleibt."

 

17. Dezember 2010 im brut/Konzerthaus: HGich.T

 

Die Hamburger Künstlergruppe wurde mit ihren Videos, bei denen u.a. ein abgenutzter Goa-Charakter eine Odyssee durch drogengeschwängerte Zentralnervensysteme meistert, zu einem Massenphänomen im Internet, der bald reale Effekte hatte und sämtliche Pressestellen zu Begeisterungsstürmen hinriß.

Zu Begeisterungstürmen - und zu absoluter Verwunderung. Denn die Frage, die bis heute noch niemand klären konnte, lautet: Was verdammt noch mal ist das? Ein avantgardistisches Goa-Scharmützel? Ein post-dadaistischer Weltentstehungsmythos? Oder doch die letzte, apokalyptische Äußerung einer explodierenden Spaßgesellschaft? Ihre Shows sind energetische Wahnsinnsschübe, bei denen das Publikum auf sich selbst aufpassen muß. Und hinterher sieht es schlimmer aus als nach einem gängigen Rockkonzert. HGich.T sind die Zukunft der Zukunft - und die ist in ihren Extremlagen genauso lustig wie verstörend.

 

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EVOLVER-Redaktion

Rokko’s Adventures No. 8


Erscheinungstermin: 9. 12. 2010

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