Slayer/Slipknot Live
ØØØØ 1/2
Unholy Alliance Tour
Messehalle Dresden, 25. September 2004
Auf dem Papier liest sich die Paarung wie ein Traum: Slayer und Slipknot kommen mit Hatebreed als "Unholy Alliance" auf gemeinsame Deutschland-Tournee. Der EVOLVER war dort. 04.10.2004
Da spielen also zwei Metal-Bands, die jeweils auf ihre Art die Geschichte der harten Musik nachhaltig beeinflußt haben und sich bis auf ein paar moderne Elemente auf der einen Seite und Gitarrensoli auf der anderen eigentlich nur durch die Generationsfrage in Bezug auf die Fans wirklich unterscheiden.
Und in der Realität? Da lief alles wie geplant: Das Musikereignis in der Messehalle in Dresden wirkte zunächst wie ein Treffen großer und kleiner Brüder. Die sichtbare Grenze verlief irgendwo zwischen Slipknot-Kids in Baggy-Hosen und Slayer-Fans mit Vollbart und Bierbauch - aber auch dazwischen war alles an Normalos und sonstigen Verrückten vertreten. Schlechte Stimmung oder gar Streit gab´s dennoch nicht; die durchwegs gute Musik schien alle wieder zu einer großen Familie vereinen - egal, ob die eine Band einen DJ hat oder die andere keine Lust, zwei Schritte auf der Bühne zu machen.
Hatebreed mußten in die Rolle des Anheizers schlüpfen, die sie eigentlich gar nicht verdient hätten. Schon nach 30 Minuten war Schluß für die Band, die einen respektablen Gig lieferte und den zahlreichen Fans beider am Abend vertretenen Fraktionen zum ersten Moshpit verhalf.
Die Begrüßung für Slipknot fiel erwartungsgemäß furios aus, war doch ein Großteil der Fans sichtbar wegen ihnen nach Dresden gekommen. Die neun Verrückten, die dort auf der Bühne wild herumhüpften, gaben dementsprechend auch von Beginn an alles an Power und wußten vor allem (und im Gegensatz zu den nachfolgenden Slayer) auch, wie man optisch eine gute Figur macht. Ob man nun die drei für Percussion zuständigen Band-Mitglieder im Intro zur Kurzversion des sehr beeindruckenden "Iowa" oder den Gitarrenhünen Mick Thompson betrachtete - man kam nicht umhin, mit den Augen an ihnen hängenzubleiben. Nach einem guten Start mit überwiegend härterem Material ("The Blister Exists" und "Three Nil") ließen es Slipknot anschließend etwas langsamer angehen und boten eine durchgehend gelungene Mischung aus ihren drei Platten, wobei man die Songs wohl vor allem in Bezug auf den Mitsingfaktor ausgewählt hatte ("Pulse of the Maggots", "Heretic Anthem"). Frontmaske Corey Taylor bedankte sich dann noch artig bei den deutschen Fans, die der Band ja schon immer die Treue gehalten hätten, ließ die Leute in die Hocke gehen, damit sie beim "Jumpdafuckup" in "Spit It Out" kollektiv aufspringen konnten, und versuchte kurz gesagt alles, um das Konzert zu einem Erlebnis zu machen. Zur Zugabe gab´s noch ein Best-of-Programm mit "People=Shit", "Wait+Bleed" und "Surfacing". Alles in allem lieferten die Herren ein solides Konzert über eineinhalb Stunden, das aber schon ein klein wenig zu routiniert und einstudiert rüberkam. Vielleicht sollte man über eine etwas weniger auf Nummer sicher gehende Setlist nachdenken.
Lobenswert war dabei vor allem die zurückhaltende Anerkennung der Old-School-Fans, die brav mit stiller Zustimmung in den hinteren Reihen warteten, während Slipknot ihre Show spielten, um dann mit den sich ebenso verhaltenden NuMetal-Kiddies die Plätze zu tauschen. Die befürchteten "Slayer! Slayer!"-Rufe zwischen den Songs oder gar Buhrufe für Slipknot blieben gänzlich aus. So sollte das laufen.
Knapp 15 Minuten später betraten dann mit einem furiosen Auftakt aus "Disciple", "War Ensemble" und "Mandatory Suicide" die Metal-Götter Slayer die Bühne, von der aus sie in den nächsten eineinhalb Stunden den sowieso schon recht erschöpften Zuschauern den Rest geben sollten. Zwar waren im Gegensatz zu den hyperaktiven Slippies damit die bewegungstechnischen Aktivitäten auf der Bühne fürs erste beendet; die Band legte aber dennoch dennoch deutliche Spielfreude an den Tag, die vor allem an Kerry Kings fast permanentem Headbanging festzumachen war, bedankte sich öfters ausführlich bei den Fans und legte vor allem ein musikalisches Metal-Brett der Extraklasse hin, das bis auf einen kurzen Moment bei "Angel of Death" auch Sound-technisch einwandfrei und äußerst druckvoll aus den Boxen erklang. Schön waren auch die regelmäßigen Ansagen von Tom Araya, in denen vom üblichen amerikanischen Patriotismus (bis auf eine kurze Begrüßung von "Old Europe") keine Spur zu finden war.
Im Verlauf des Gigs wurde klar, warum Slayer diesen gar nicht versauen hätten könnten, selbst wenn sie es gewollt hätten - denn das scheinbar endlose Repertoire an Klassikern, die man hier nach der Reihe zu hören bekam und die den vorderen Teil der Halle in ein Meer fliegender Haarschöpfe verwandelten, sprach für sich: Nacheinander intonierte die Band kraftvolle Versionen von "Seasons in the Abyss", "Hell Awaits" und "South of Heaven", um dann nach einigen Songs mit ein paar Tonproblemen zum abschließenden "Raining Blood" (inklusive "echtem" Blutregen für die Band) alle Kräfte zu bündeln und anschließend den Gig zu beenden. Zugaben wurden keine gespielt - wie hätten Slayer das auch noch toppen sollen?
Unterm Strich bleibt folgendes Urteil: mehr als dreieinhalb Stunden volles Metal-Programm mit zum allergrößten Teil gutem Sound, kurze Umbaupausen, gute Stimmung und drei Bands, die zum Auftakt ihrer kurzen Deutschland-Tour ihr Bestes gaben, wobei Slipknot in Sachen Show überlegen waren, Slayer hingegen durch die präzise und solide Umsetzung von musikalischer Qualität überzeugten und wieder einmal demonstrierten, daß sie noch immer die stärkste amerikanische Metal-Band sind. Alle Gruppen erfüllten zwar im Endeffekt nur die Erwartungen - doch wenn der Standard so hoch liegt, dann wollen wir bitte gern mehr davon.
Slayer/Slipknot Live
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