Akzente_Oscars 2009/Live
Die längste Nacht
And the Oscar goes to: Der EVOLVER berichtete erstmals in seiner Geschichte live von den Academy Awards. Lesen Sie das Protokoll einer launigen, wenn auch überraschungsarmen Nacht. 23.02.2009
23:04 Bevor´s in zwei Stunden losgeht (zumindest mit der Vorberichterstattung), sei zum Zeitvertreib an dieser Stelle auf die gerade in ORF 2 laufende und sehr amüsante Filmzensur-Doku "This Film Is Not Yet Rated" hingewiesen. Heißt auf deutsch "Zensur unter der Gürtellinie" oder ähnlich blöd.
00:08 Hier lassen sich übrigens die Prognosen nachlesen, auf die man mich in einigen Stunden festnageln kann. Und hier gibt´s (inoffiziell) den Ablauf des Abends - bis dreiviertelsechs wird´s also schon dauern. Apropos: Müllstierln bei MPAA-Bewertern wäre auch eines meiner liebsten Hobbies.
00:58 So, auf PRO7 stimmt man sich wohl schon ein - und man hofft dort natürlich auf viele deutsche Oscars (yeah, as if ...). Das meint zumindest der moderierende Blondinenwitz. Und der schlimme Steven Gätjen bleibt einem auch heuer nicht erspart. Daß er Penelope Cruz anschleimen wird, hat er indirekt ja schon angedroht. Ein dicker Deutscher namens Elmar Biebl (offenbar einer dieser unsäglichen Golden-Globe-Wichtigtuer) oder so setzt auf Mickey Rourke. Und um das deutsche Nationalgedöns zu komplettieren, wird jetzt auch noch an den schrecklichen "Baader-Meinhof-Komplex" erinnert. Zeit für ORF 1.
01:05 Hier wird zwar auch patriotisch gefärbt schwadroniert - aber die Academy-Awards-erprobten Herren Ruzowitzky und Sauper bringen das irgendwie sympathischer rüber. Und alle fragen sich: "Wo ist Götz Spielmann gerade?" Das wüßten wir auch gern. Hoffentlich findet er hin.
01:26 Gätjen ist wieder da. Mit ALLEN deutschen Hoffnungen. Die Mama vom Moritz schläft schon, meint er. Und Gätjen fragt wie ein Einser. Jetlag, wer hätte daran schon gedacht? Ein ganz Großer des investigativen Journalismus. Uli Edel ist vielleicht der neue Uwe Boll. Der alte sowieso. Um Himmels Willen, jetzt auch noch Heidi Klum. Kann leider immer noch nicht sprechen, ist aber schon eine Expertin in Sachen Mode. Da sind sich alle sicher. Und das mit "Slumdog Millionaire" kann sie auch total gut nachvollziehen. Muß eine harte Kindheit gewesen sein - in den Slums von Bergisch Gladbach.
01:51 Pitt und Jolie tun das, was sie immer tun: gut ausschauen. Gätjen tut auch, was er immer tut: über Deutschland reden und keinen Plan haben. Jetzt sabbert er auch noch Danny Boyle an - ja, er konnte "Slumdog Millionaire" förmlich "riechen". Das hat er wirklich gesagt. Endlich hat er jetzt Penelope dran. Die ist eher peinlich berührt - oder ist es das Kleid, das ihr die Luft abklemmt?
02:00 Jetzt offizielle Pre-Show. Kate Winslet "looks marvellous". Stimmt. Und sie winselt heute sicher auch noch. So oder so. Josh Brolin hat gar seltsamen Bartwuchs - oder ein Kleintier im Gesicht? Sarah Jessica Parker hat ein dralles Dekolleté, neue Haare und ihren kleinen Bruder mitgebracht.
02:09 Horwath schimpft über die Jolie, lobt Pitt. Dabei ist grad der - ganz ehrlich - die größte Schwachstelle in "Benjamin Button". Wieder Red Carpet: Danny Boyle und eine indische Großfamilie. Putzig. Mickey Rourke hat seine Hundstage hinter sich. So und so. Jetzt dürfte es gleich losgehen. In echt. Zuvor noch: funny Jack Black. Und die wunderbare Marisa Tomei, bekleideter als in ihren letzten beiden Filmen. Jetzt auch noch die Apatow/Rogen-Posse - halbschlagfertig. Horwath schwärmt von Richard Jenkins. Zu Recht. Jetzt geht´s aber wirklich los.
02:30 Die Schau beginnt. Hugh Jackman startet mit einigen müden (gesungenen) Gags. Es wird leider immer schlimmer: fader Broadway-Schabernack. "Mal was anderes"! Kann man nicht noch schnell Jon Stewart anrufen? Denn: Das war wohl gar nix. Findet auch Herr Reiterer. Und der weiß Bescheid.
02:42 Jetzt geht´s ans Eingemachte: "Best Actress In A Supporting Role". Recht "persönlich" präsentiert von ehemaligen Preisträgerinnen (Swinton, Huston, Goldberg mit lustigem Insider-Joke). Ob´s was wird für die Cruz?
02:47 Tatsächlich! Ein guter Auftakt, wenn auch keine Überraschung. Nun geht das spanische Temperament durch. Simpatico somehow.
02:52 "Original Screenplay": Steve Martin und Tina "30 Rock" Fey präsentieren. Gutes Paar. "In Bruges" wär´ ein gewagter Sieger. Es wird sich wohl nicht ausgehen.
Und: es ging sich nicht aus.
02:59 Und gleich noch "Adapted Screenplay". Dürfte eine erste kleine Vorentscheidung sein für die wichtigen Kategorien. Also: "Slumdog" or not?
In der Tat. Richtungsweisend?
03:03 "Animated Feature Film". Das wird "WALL-E". Eine Bank. Super-Einspielfilmchen by the way. Und wer gewinnt? Yep, der Favorit. Kleiner Tip-Zwischenstand: 4 von 4 richtig bis jetzt.
03:12 Im ORF wird immer noch dem Script des "Wahl-Wieners" Peter Morgan nachgeweint. Well, whatever. "Best Art Direction" geht an "Benjamin Button", "Best Make-up" auch.
03:32 Ben Stiller als Joaquin Phoenix; der großartigste Moment bisher. "Slumdog" holt sich "Best Cinematography". Darüber läßt sich sicher streiten ...
03:45 Ein Einspieler in "Pineapple Express"-Mode. Sehr groß! Hat ein wenig was von Beavis & Butthead. Auch Horwath führt zu Recht ins Treffen, daß Komödien bei den Oscars tendenziell zu kurz kommen. Und der Veit verschlägt es dabei auch gleich die Sprache ...
04:02 "Best Supporting Actor": Horwath spricht an, daß hier jeder Nominierte (Hoffman! Shannon!!) Großes geleistet hat. In der Tat. An Heath Ledger wird trotzdem kein Weg vorbeiführen. Taschentücher bereithalten!
Jetzt hält der Ledger-Vater die Dankesrede. Emotional highlight des Abends.
04:11 Up next: "Best Documentary Feature". "Man On Wire"? Obwohl eine Rede von Werner "Broken English" Herzog auch was hätte. Der Spitzentyp Bill Maher präsentiert.
Wie erwartet: ein weiterer Favoritensieg. Le Seiltänzer, Monsieur Petit, zeigt noch ein paar Tricks. Seltsamer Kerl.
04:25 Nebenkategoriengeplänkel mit Schmidt-Willi. "Visual Effects" geht an "Benjamin Button", "Sound Editing" an "The Dark Knight", "Sound Mixing" an "Slumdog Millionaire", "Film Editing" ebenfalls. Gleich geht´s weiter mit Jerry Lewis, dem "total filmmaker". Der Ewig-Unterschätzte legt dann auch eine ganz souveräne Rede ab.
04:49 Musikdarbietungen straight outta score hell. Die Frage aller Fragen: Hat M.I.A. noch Babypause? Ein drolliger Inder bedankt sich fürs erste einmal artig. So ist´s recht. Danach: Noch mehr furchterbare Musik. No Maya in sight. Trotzdem der Doppelpack für "Slumdog Millionaire".
05:02 So: Jetzt geht´s für "Revanche" gleich um die Wurscht. Der Horwath rekapituliert noch mal die Nominierten - und disst gleich einmal den Eichinger-RAF-Bledsinn. Sehr schön. So: Los geht es."Waltz With Bashir", "Entre les murs" oder "Revanche"?
Oha. "Departures" gewinnt. Die erste große Überraschung, sagt mir wirklich gar nichts. Lustige Japaner freuen sich und sind hier "because of films". Auch schon wieder geil.
05:10 So, jetzt die "Memorials". Abschied von den 2008 verblichenen Großen. Gone but not forgotten: Michael Crichton, Harold Pinter, Roy Scheider, Richard Widmark, Isaac Hayes, Charlton Heston, Anthony Mingella, Sydney Pollack, Paul Newman.
05:16 So, jetzt "Best Directing" - und damit mittenhinein in die Hauptpreise. Boyle oder Fincher? Nolan wurde ja komplett vergessen. Horwath vermißt auch Charlie Kaufmann und sein Regiedebüt. Naja.
Es gewinnt Trainspotter Boyle. Wieder keine Überraschung. Es läuft alles wie auf Schienen. Gute Rede nichtsdestotrotz.
05:23 "Best Actress in A Leading Role". Holt die Winslet jetzt ihre "Extras"-Prophezeiung ein? Sogar bei der Ankündigung winselt sie ja schon ... Und nun gewinnt sie auch noch. Kann man bitte Ricky Gervais auf die Bühne holen?
05:36 "Best Actor in A Leading Role". Go, Mickey, go! Penn wird von De Niro sehr launig vorgestellt, Rourke von Kingsley sehr ehrfürchtig ("The Returning Champ"!).
Damn, das war leider nix ... Ich hätte mich nie lieber geirrt. Aber da selbst Rourke selbst Penn respektiert (was sehr selten vorkommt), soll es okay sein. Sean selbst grüßt auch noch mal seinen "Brother" Mickey.
05:47 So, letzter Durchgang. "Best Motion Picture". Wird wohl "Slumdog Millionaire". Oder?
Yeah. No alarms, no surprises. Mit beängstigender Präzision hat sich auch der letzte Tip bewahrheitet. Da hätte der ausharrende Autor dieser Zeilen wohl viel Geld verdienen können.
Wie auch immer: Herzlichen Dank (vor allem Ihnen, Herr Reiterer) fürs Wachbleiben und Mitlesen. Bis zum nächsten Jahr!
Kommentare_
Für Auskenner!
http://www.vanityfair.de/articles/kultur/film/oscar-2009/2009/02/20/13794
9 von 10 richtig. Fucking Shirley Temple.
Die MPAA verhindert nüllstierln ganz einfach damit, dass niemand weiß wer sie sind. Das ist so eine Mischung bible belt und besorgerter Christen mit einem Faible für Doppelnull-Aufträge. Ich könnt ja Sachen aus Amerika erzählen. Stand ja mit der Ida grad noch vor dem Kodak und traf dort Spiderman. Der findet's auch arg.
Auf RTL läuft Van Helsing, Stephens Sommers vom Evolver verkanntest Meisterwerk.
Und womit? Mit Recht!
schwache show, stimmt.
Ich hielt Hugh Jackmann bis vor 15 Minuten für eigentlich einen coolen Aussie. Schwacher Hampelmann Auftritt jetzt.
Richtiger Tipp vom EVOLVER. Hier weiß man halt, wo der Hammer hängt. Und dieser süße Akkzent der Frau Cruz. Und ich dachte mir, denn hat sie sich nur für Vanilla Sky antrainiert. Sie ist das unglücklichste Mädchen, dass jemals einen Martini hielt. Oder so ähnlich...
2 mal benjamin button. das reicht jetzt auch. sonst muss ich wieder weinen.
Ben Stiller! Der is supa!
was war das für ein song jetzt? i have done it before, i can do it once more...
the hives meinst? mir verschwimmt auch schon alles so ...
Die Japana?
Sehr schöner Bericht auf orf.at
Weitere Oscars gingen an Penelope Cruz und - postum - an "Slumdog Millionär".
http://orf.at/090223-35333/index.html
Da sind frühmorgens offenbar Alkopop-Praktikanten an der Tastatur.
Wer weiß was die schon alles wissen vom "Slumdog"? Neue Erkenntnisse eventuell?
Das gilt nicht. Die hat schon geheult, bevor sie den Preis bekam.
45 Sekunden. Mir kommt das jetzt mindestens wie 3 Minuten vor. Schluchz und ich danke det Mutter des Lehrlings der Art Company. Huh. Oh God. Jetzt Pitt?
no way. rourke oder penn.
Gerechtigkeit zum Abschluss bitte. Wenn nicht Rourke, dann Penn.
homo loving sense of guns. :-)
Wie gut, daß man schlafengegangen ist. Eine höchst berechenbare Nacht, auf allen Seite genau die zu erwartende Berichterstattung, und wie immer trifft´s die Falschen. Amerikanische Entertainment-Events werden immer mehr wie Microsoft-Betriebssysteme: fad und eine Folge endloser Fehlentscheidungen.
Holocaust-Rührstück nach einer ensetzlich langweiligen Romanvorlage? Eh kloa. Schwuler Stadtrat, der einem Attentat zum Opfer fiel (das übrigens nicht das Geringste mit seiner Homosexualität zu tun hatte)? Na, was denn?! Indische Slum-Pornographie mit Underdog-Geschichte? Muß sein.
Früher hätte man für diese Auswahl die üblichen Verdächtigen - also das linksliberale Hollywood/Academy-Establishment - verantwortlich gemacht; heute würden auch überwuzelte Hausfrauen (und nebenberufliche Reiki-Masseusen) aus aller Welt genauso entscheiden wie diese Ewig-Vorgestrigen.
Und damit sind auch die Oscar-Preisträger 2009 wieder einmal das, womit man gerechnet hat: Filme, die sich ein normaler Mensch nicht anschauen muß ...
Gehn's, Sie waren ja net amal dabei. Was verzählens's da für Sachen. Z'mittag aufstehen dabei aber tags zuvor schlafen gangen sein. Hamma scho gern.
Herr Reiterer, auch schon wieder da?
Und ja, es ist leider wahr: Die Filme, die man persönlich gern gewinnen hätte sehen (The Dark Knight, The Wrestler, Benjamin Button) sind sehr durch den Rost gefallen. Der Microsoft-Vergleich sitzt ...
Ja, fleißig in Graz. ad Microsoft Vergleich: Hier kann sich jeder sein OS aussuchen. Viele, die schlecht über Windows reden, sind für OSX dann oft halt zu bled. So hat jeder den Start Bildschirm, den er sich verdient.
Stimmt absolut. Wer sich mit Windows einläßt, hat auch nix Besseres verdient als die Oscar-Nacht, am besten gleich im blöden ORF. Paßt alles perfekt zusammen ...