Kolumnen_Unerwünschte Nebenwirkungen

Schrottwert

Dr. Trash empfiehlt: Hören Sie auf den österreichischen Kabarettisten und SF-Autor Leo Lukas. Der Doc hat es auch getan - und wurde dafür mit zwei Auftritten in der größten Zukunftsromanserie aller Zeiten belohnt. Mittlerweile (zwei Jahre nach Erscheinen dieser Kolumne im Druck) hält "Perry Rhodan" etwa bei Band 2415 und ist nach wie vor lesenswert.    28.11.2007

Es gibt Augenblicke, da darf man guten Gewissens stolz sein und sich selbst ein bißchen loben, ohne daß man deswegen gleich zu stinken anfängt. Ein solcher Augenblick ereignete sich vor einigen Monaten im Leben Ihres unermüdlichen Korrespondenten, der sich plötzlich als handelnde Figur in einem Band der monumentalen Science-Fiction-Romanserie Perry Rhodan wiederfand. Nicht als Dr. Trash zwar, sondern als Dr. Schrott, aber soviel dichterische Freiheit sei erlaubt.

Naturgemäß sei Ihnen an dieser Stelle nicht verraten, in welchem Rhodan-Abenteuer (also, eigentlich waren´s ja zwei) dieser Gastauftritt stattfand - beschaffen sie sich lieber die hundert und ein paar zerquetschten Bände seit Nr. 2200 und vertiefen Sie sich in die Lektüre. Als dezenter Hinweis könnte dienen, daß das Vorkommen des Dr. Schrott in unmittelbarem Zusammenhang mit der nicht mehr aufzuhaltenden Austriafizierung der Serie steht, aber alles Weitere würde hier wirklich zu weit führen ...

Jedenfalls: Da werden Erinnerungen wach! Der Doc weiß noch genau, wie er einst die Rhodan-Heftln stapelweise hortete, unterm Bett in seinem Jugendzimmer, jeweils in Hunderterstößen und in den meisten Fällen gebraucht in einer der verruchten Romantauschzentralen ergattert, die es in dieser gesegneten Zeit praktisch noch in jeder Gasse gab.

Doch die Jugend wich, der junge Doc wollte weg von zu Hause - und beim Umzug wanderten die Hefte um wenig Geld zurück in die Tauschzentrale (die übrigens nebenbei eine Habsburg-Wäscherei war, falls die noch wer kennt). Spätere Versuche, wieder in die Handlung einzusteigen, scheiterten an den Handlungssträngen der Serie, die bald genauso kryptisch waren wie die Namen ihrer Protagonisten unaussprechlich. Erst seit etwa zwei Jahren geben die Autoren auch Neu- und Wiedereinsteigern eine Chance, back to the roots sozusagen.

Perry ist jedoch auch ein Meister im Zweit- bis Viertverwerten alter Stoffe. Da gibt es dritte und fünfte Auflagen der Heftromane, edle Hardcover-Ausgaben, E-Books, Sammelkartenspiele, exklusive Taschenbuchzyklen bei Heyne, Hörspiele usw. usf. ad infinitum. Ganz besonders freut sich der Doc aber über die "Neuauflage" des liebsten, weil letzten PR-Zyklus aus seiner Jugendzeit, der jetzt in Form neun dickleibiger Bände (alle im Verlag Pabel-Moewig) neu herausgebracht wird. Der Schwarm erzählte 100 Hefte lang - und jetzt in geraffter Form - die Geschichte einer galaktischen Bedrohung: Ein Gebilde aus unzähligen Sonnensystemen taucht plötzlich auf und zieht durch die Milchstraße, um deren Bewohner zu verdummen.

Da werden nicht nur Erinnerungen wach. Denn der Doc weiß: Der Schwarm war längst da. Mit Erfolg.

Dr. Trash

Dr. Trash empfiehlt


erscheint in gedruckter Form in der höchst empfehlenswerten österreichischen Literaturzeitschrift "Buchkultur" - für Menschen, die beim Lesen noch nicht die Lippen bewegen müssen - und wird zeitversetzt Web-exklusiv im EVOLVER veröffentlicht. 

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