Kolumnen_Miststück der Woche, Pt. 25

As time goes by

Jubiläumsausgabe und Update: Manfred Prescher wollte wissen, wie es seinen Verflossenen ergangen ist - und liefert ein Resümee seiner bisherigen "Miststücke".    25.04.2006

Was bisher geschah: Seit 24 Wochen wird im EVOLVER Miststück an Miststück gereiht. Es herrschte - und herrscht - ja auch kein Mangel an Nummern, die sich derart penetrant in die Gehörgänge fräsen. Vor der Zukunft darf einem also getrost bange sein. Es warten noch viele Nervensägen und Tonterroristen darauf, ausführlich abgehandelt zu werden - schon nächste Woche wird es um einen besonders heimtückischen Fall gehen.

Vorher wollen wir jedoch kurz innehalten, in Ruhe auf die bisher besprochenen Schandtaten der Musikindustrie zurückblicken und im Kaffeesatz lesen, wie es mit den Interpreten der bisherigen Miststücke weitergehen wird.

 

Man kennt das ja: Langsam quält man sich aus dem Bett - und noch ehe man sich damit beschäftigen kann, mit Schwung und Elan in den Tag einzugreifen, wird man schon überrollt. Unter der Dusche, beim Rasieren, beim Frühstücken, im Auto: Immer hat man dieses eine Lied auf den Lippen, summt es vor sich hin, nervt damit die Umgebung. Dabei weiß man nicht mal, wie es dieses Miststück von Song überhaupt geschafft hat, die Geschmackskontrollen zu überwinden. In dieser Kolumne geht es um solch perfide Lieder.


Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER


Manfred Prescher

Miststück Nr. 1: Madonna - H-Musik


Stolz ist nun wirklich nicht angebracht, denn das war absolut vorauszusehen: Die von langer Hexenhand geplante Vermischung gut abgehangener Pop-Zutaten aus verschiedenen Epochen wurde tatsächlich ein Nummer-1-Hit. Ein echter Prophet hätte allerdings zusätzlich vorausgesagt, daß "Hung Up", diese Mixtur aus 80er-Jahre-Aerobic-Beat, House-Groove und bewährter Abba-Hookline, sich Woche um Woche auf der Pole-Position halten werde, denn genauso kam es. Madonna hat die Zutaten bewußt gewählt und fein dosiert, dagegen war kein Heilkraut gewachsen. Nebenbei hat sie eine neue Musik-Kategorie erfunden, die H-Musik. In der Giftküche bis zur Keimlosigkeit ultrahocherhitzt, wurde die Haltbarkeit des einfachen Popsongs erheblich verlängert. Das liegt natürlich an Abba und dem längst auf Ewigkeit zum Allgemeingut gewordenen "Gimme Gimme". Madonnas Erfolgsrezept, ein eigentümlicher Mix aus bewährter Melodie und leicht verdaulichem neuen Zeugs, würde immer und immer wieder funktionieren. Aber bei Madonna weiß man ja nie. Wird sie nun demnächst zeitgemäßen HipHop-Beat von Outkast mit "Yellow Submarine" von den Beatles vermischen? Und wenn nicht sie es macht, wer kommt dann auf diese infernalische Idee? Ich tippe auf Cher, die könnte bei der Gelegenheit beweisen, daß auch sie noch in ihre Trimm-dich-Klamotten von 1980 paßt.

 

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Miststück Nr. 2: The Rolling Stones - Grandpa klaut


Normalerweise werden die Rolling Stones beklaut. Mit "Look What The Cat Dragged In" drehten sie den Spieß allerdings um und schrammelten frech im Stil von Franz Ferdinand auf der Klampfe. Mick Jagger versuchte auch noch, den Ober-Stone außen vorzulassen und wie Alex Kapranos zu klingen. Nötig haben die greisen Rocker das natürlich nicht; meist genügt das eigene umfangreiche Werk, um daraus zu zitieren. Hin und wieder wird das Moderne eingebaut, siehe "Miss You" (Disco) oder nun eben Franz Ferdinand. Wobei sich trefflich darüber streiten läßt, ob dieses Zitat nicht auf Umwegen auch wieder zu den Stones führt. Eine musikalisch-historische Kreisbewegung? Zumindest aber führt es in die Zeit, als Jagger und Co. noch jung und cool waren. Jetzt, 2006, sind sie alt und irgendwie doch immer noch cool, in ihrer unermesslichen fossilen Resistenz. Die Zukunft wird ohne die herausgestreckte Zunge und den Bluesrock der Stones sowieso nicht denkbar sein - egal, ob sie mit 80 noch auf der Bühne stehen oder das Tagesgeschäft den Enkeln und Urenkeln überlassen werden. Was man sich aber irgendwie auch nicht vorstellen kann.

 

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Miststück 3: Rammstein - Sensibelchen


"Stirb nicht vor mir" war der Versuch, von der Kraftmeierei früherer Songs etwas Abstand zu gewinnen. Wenigstens hörte es sich auf dem Album "Rosenrot" genauso an. Zwischen Haß-Klischee oder Schwulenfeindlichkeit fiel das Lied richtig auf. Das lag natürlich auch daran, daß Texas-Sängerin Sharleen Spiteri eine neue Klangfarbe in die dunkle Rammstein-Welt brachte - die von Jennifer Rushs "The Power Of Love". Was im Kontext der Berliner Gruppe neu klang, war eigentlich nur ein weiteres Spiel mit Klischees. Der Unterschied zu anderen, früheren Rammstein-Songs war aber, daß dieser niemanden mehr provozierte. Mit diesem Umstand hat die Band auf jeden Fall zu kämpfen, denn selbst "Mann gegen Mann" erzeugt nicht mal mehr den Hauch von Entrüstung im Blätterwald. Man hat sich an Rammstein gewöhnt. Die Band tut daher das einzig Richtige: sie nimmt eine Aus-Zeit. Meiner Einschätzung nach werden sich Rammstein während der Pause in heiße Luft auflösen.

 

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Miststück 4: Kate Bush - Esoterische Klänge


Es war das einzige Mal, daß ein ganzes Doppelalbum zum Miststück wurde: "Aerial" von Kate Bush. Die englische Fee kam mit einer Sammlung ungewöhnlicher Stücke zurück, die eigentlich nur deshalb ungewöhnlich wirkten, weil sie selbst so lange weg gewesen war, daß sie und ihre ätherischen Sounds fast in Vergessenheit geraten waren. "Aerial" läßt sich komplett durchhören und eignet sich zur Beschallung von Massagen oder Wellness-Orgien. Auf die Texte hört in diesen Wohlfühlmomenten sowieso keiner - und das ist gut so. Besonders, wenn Kate sich selbst, ihren Sohn Bertie und den Gottvater zu einer neuen Dreifaltigkeit verschmelzen läßt. Wenn Kate Bush wieder mehr als zehn Jahre bis zur nächsten Platte verstreichen läßt, kann man auch den verbalen Nonsens ertragen - und bei den esoterischen Klingelklangeleien kommt es ebenfalls auf die richtige Dosis an. Bleibt zu hoffen, daß die Zauber-Babooshka nicht allzuoft aus ihrem Märchenwald zurück in die Zivilisation findet.

 

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Miststück 5: Babyshamles - Raubbau


"Fuck Forever" war die Hymne, mit der Pete Doherty das Zeitalter der Libertines endgültig ad acta legte - und die Babyshambles das Licht der UK-Charts erblickten. Gezielte Skandale rund um die Veröffentlichung der Single und des dazugehörigen Albums "Down In Albion" sowie die heftigen Schnee-Abenteuer mit Kate Moss, die sogar bei Harald Schmidt zum Scherzstandard wurden, sorgten dafür, daß Dohertys Berühmtheit wuchs. Dabei sind die Babyshambles nicht außergewöhnlich, sondern eine normale, ganz okaye Schrummelband. Pete Doherty ist ein genialer Selbstdarsteller, der seine künstlerische Mittelmäßigkeit perfekt zu kaschieren weiß. Das wird sich spätestens dann herausstellen, wenn sich die "Sun" nicht mehr für ihn interessiert. Vielleicht kommt alles aber auch ganz anders - und Doherty ist doch einer wie Jim Morrison. Erfahren werden wir´s wohl erst, wenn er sich endgültig ruiniert haben wird. Wie lange das noch dauern kann? Nun, wie es so schön heißt: "Only the good die young."

 

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Miststück 6: Eminem - Wörtersee


Eigentlich war alles wie immer: Eminem rappte speziell für sein Töchterchen und pendelte zwischen harschen Tönen und Tränendrüse hin und her. Dieses Mäandern mißglückte allerdings, weil es wirkte, als sei er gerade dabei, die Zeit nach seinem Ableben zu planen - was ihn auch gleich um Jahrzehnte altern ließ. Hätte sich das Stück nur auf dem "Best Of"-Album versteckt, wäre es nicht aufgefallen, aber er mußte es (quasi als Fortsetzung zu "Mockingbird") halt als Single veröffentlichen. Daß er immer noch anders kann, beweist der aktuelle US-Hit "Shake That", der auf hohem Spaßniveau mit Sexklischees spielt und dabei wirklich keines vergißt. Wie es mit Eminem weitergehen wird, ist also fraglich. Entweder wird er die Heulsuse mit den meisten Tattoos - oder er schafft den Sprung zum Dylan der Neuzeit. Die dichterische Qualität hat er, Phasen massiver intellektueller Schräglagen hatte er auch. Die Zeichen stehen immer noch günstig.

 

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Miststück 7: Die Toten Hosen - Sitzpunker


"Wann kommt die Zeit für einen letzten Kuß?" fragte Campino beim Auftritt im Wiener Burgtheater. Wahrscheinlich bald, wenn man dem Kalauer des leicht ergrauten Ex-Punkers glauben kann: Er drohte den Fans, daß Hosen-Konzerte in Zukunft immer im Sitzen abgehalten werden. Dann ist´s also bald vorbei mit den Sprüngen in die Menschenmenge, dem flotten Über-die-Bühne-Tigern - und damit mit den Toten Hosen. Es steht aber zu vermuten, daß Campino den Spruch nicht ernst gemeint hat und sich mit Kaloderma, Rheumasalbe und Nordic Walking auf die nächste Tournee vorbereitet.

 

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Miststück 8: "Last Christmas" und andere Weihnachtslieder


Natürlich wird es dieses Jahr neue Weihnachtslieder geben, natürlich werden aber auch wieder die alten Bekannten durch die Fußgängerzonen schwappen und von den Radiostationen wie Plätzchenteig breit gewalzt werden. Natürlich wird "White Christmas" dabei sein, aber es wird noch viel Schlimmeres geben: Lennons "Happy X-Mas (War Is Over)" zum Beispiel. Und "Merry X-Mas Everybody" von Slade wird auch 2006 dafür sorgen, daß Weihnachten zum Schunkeln da ist. Schließlich wird auch wieder das unvermeidliche "Last Christmas" ertönen, das natürlich - wie jedes Jahr - in den Charts auftauchen wird. Das alles ist so sicher wie das "Gehet hin in Frieden" am Ende der Christmette.

 

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Miststück 9: The Kaiser Chiefs - Soulbrüder


Der gute Zweck heiligt die Mittel – und damit auch "I Heard It Though The Grapevine". Daß die Kaiser Chiefs für den Benefiz-Sampler "Help - A Day In The Life" ausgerechnet diesen oft und schlecht gecoverten Gassenhauer aus der Detroiter Motown-Schmiede (Hitsville, USA) aufnahmen, hätte nicht sein müssen. Aber die Chiefs bekamen das so charmant hin, daß man einfach mitsummen mußte. Um die Kaiser Chiefs muß einem daher auch nicht bange sein. Das neue, im August erscheinende Album besteht sicher wieder zu 100 Prozent aus Songs, vor denen es kein Entrinnen geben wird. Die Halbwertszeit dürfte erneut recht kurz sein, aber das geht in Ordnung.

 

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Miststück 10: The Strokes - Vergilbte Poster


"Juicebox" hätte so etwas wie die Underground-Version von Madonnas "Hung Up" sein sollen. So war der Song zumindest angelegt:die jazzige Melodie einer Krimiserie aus grauer Vorzeit und dazu Nirvana-Grunge. Funktioniert hat das wider Erwarten nicht. Die Strokes gingen im Pop-Alltag unter. Die Poster in den Mädchenzimmern sind vergilbt oder durch die Kooks ersetzt, für die Strokes hat der Absturz längst begonnen. Kurt Cobain und Henry Mancini - die Vorlagengeber für "Juicebox" - werden auch diese Band überleben.

 

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Miststück 11: Ryan Adams - Gescheiterter Eroberer


Alles schien nach Plan zu verlaufen: Ryan Adams schaffte es, seinem Songwriter-Baukasten ständig weitere, aus den üblichen Versatzstücken der Rock-, Country- und Folk-Geschichte bestehende Songs zu entlocken. Fans und Kritiker waren bei jeder Veröffentlichung aufs neue begeistert - und es schien, als könne Adams die Welt mit Molltönen und verzweifelter Stimme erobern. Mit dem Album "29" und den darauf recycelten Songideen - etwa "California Rain" - gelang das nicht. Die Rezeption war deutlich reservierter als bisher, und dem Fan schien schlicht das Geld ausgegangen zu sein. Ryan Adams wird jetzt erst einal kürzer treten; seine nächste CD wird wahrscheinlich erst im Juli herauskommen.

 

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Miststück 12: James Blunt - Mädchenschwarm


Immer noch tönt "You´re beau-u-tiful" aus den gleichgeschalteten Radios. Der Song hält die ähnlich gestrickte Nachfolge-Single weiterhin aus den Playlists fern - und das, obwohl die Deutsche Telekom ihn für ihre aktuelle Werbekampagne einsetzt. James Blunts großer Hit ist mittlerweile so nervtötend, daß man das Ding, wenn es schließlich wirklich nirgends mehr gespielt wird, immer noch im Ohr haben wird. Aber keine Angst, auch diese Phase geht vorbei. Genau wie die Zeit von James Blunt. Trotzem wird nicht alles gut, denn es wird wieder einer kommen, der mit Dackelblick, Lockenkopf und sanfter Säuselstimme den Mädchenfänger von Universal spielen darf.

 

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Miststück 13: Xavier Naidoo - Heilig, heilig


"Dieser Weg" ist gar nicht soweit, wie Xavier Naidoo uns weismachen will - zumindest nicht für den, wenn schon nicht berühmtesten, dann wenigstens heiligsten Sohn Mannheims. Denn der hat es ja schon nach ganz oben geschafft, vielleicht mit Hilfe von ganz oben. Denn siehe, im Badischen wurde ein Kindlein geboren, das wieder Glauben unter die von Haß, Neid und oberflächlichem Gewinnstreben zerfressene Menschheit bringen soll. Ob nun Naidoo wirklich der Pop-Messias ist, der er zu sein vorgibt, ist fraglich. Wenn ja, wäre das ein Grund, dem Glauben für immer abzuschwören, weil er es nicht gut mit seinen Schäfchen meinen kann. Da das Ganze eindeutig ins Metaphysische abdriftet, halten wir uns lieber an die Realität: Das Xaverle wird sicher noch ganz viele heilige Lieder singen. Amen.

 

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Miststück 14: Beyoncé - Mausgraues Kätzchen


Der Kelch ging an uns vorüber: Beyoncés Titelstück zum mißglückten Remake von Blake Edwards´ "Der rosarote Panther" floppte. Wie der Film. Das belegt zumindest, daß sich das alte Europa nicht von jeder amerikanischen Dumpfbackigkeit beeindrucken läßt. Der Hüpfmaus-Beat blieb den Hummer-Truck-Fahrern vorbehalten, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, Deutsche und Österreicher hätten doch Geschmack. Aber dann kam Bob Sinclair - und alles war wieder wie immer.

 

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Miststück 15: The Arctic Monkeys - Hype-Äffchen


Das nächste große Ding aus dem Mutterland des Pop-Hype: Die Arctic Monkeys verkauften von ihrem Debüt mehr Platten als die Beatles, Oasis und Franz Ferdinand zusammen – zumindest, wenn man dem "Melody Maker" Glauben schenkt. Läßt man den mit gezielten Falschmeldungen (etwa einer riesigen, über das Internet entstandenen Fan-Gemeinde) inszenierten Rummel um die Jungs außer acht, bleibt eine ordentliche Band mit gefälligen Songs wie "When The Sun Goes Down" - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was die Affen wirklich drauf haben, werden sie mit dem zweiten Album beweisen müssen. Warten wir also ab.

 

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Miststück 16: Joaquin Phoenix - Hello, I´m Johnny Cash


Eigentlich kein echtes Miststück - Joaquin macht immerhin für einen Schauspieler auch gesanglich eine gute Figur. Daß er dabei nicht an die Magie des Brummbären Johnny Cash herankommen konnte, war ihm sicher von vorneherein klar. Er wird´s sicher nicht wieder tun; es sei denn, die späten Jahre der Cash-Bio werden auch noch verfilmt. Zuvor wird Hollywood noch andere halbwegs tragische Künstlerlebensläufe (natürlich mit Happy-End!) verfilmen. Hank Williams ginge also nicht, aber Frank Sinatra oder Otis Redding vielleicht ...

 

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Miststück 17: Adam Green - Witzbold


Dieses Mal sieht es so aus, als wäre ich der einzige, der erneut dem Charme des kessen Bubis erlegen ist. Die Single "Nat 'King' Cole und auch das Album "Jacket Full Of Danger" gingen ziemlich unter. Das hätte ich nicht gedacht, wo Adam doch soooo süß ist. Aber die Single war wohl etwas zu sperrig. Mit der nächsten CD wird sich dann entscheiden, ob Adam Green ein Großer oder wieder in der Versenkung verschwinden wird. Ich hoffe, er schafft es - und gibt uns noch mehr Songs wie "C-Birds" oder "Pay The Toll".

 

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Miststück 18: Rosenstolz - Wir sind´s


Ich habe dem Berliner Duo natürlich unrecht getan, als ich ihr "Ich bin Ich" mit der "Du bist Deutschland"-Kampagne gleichsetzte. Es wäre ja schön, wenn´s so wäre. Dann wäre der Christopher Street Day nämlich Nationalfeiertag und Edith Piafs "Milord" die Hymne. Rosenstolz machen deutsche Chansons - und mir ist allemal lieber, die Menschen stehen auf AnNA R. und Peter Plate. Sie könnten schließlich auch Herrn Engler und Pur hören ...

 

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Miststück 19: Van Morrison - Irischer Cowboy


Auf seinem Country-Album vergreift sich Tausendsassa Morrison an "Your Cheatin´ Heart" von Hank Williams. Das war zwar nicht wirklich nötig, aber interessiert das Van "The Man" überhaupt? Der Mann hat sich schon in den verschiedensten Stilrichtungen versucht und - das muß man ihm lassen - auch oft genug Großes abgeliefert. Seine Ausflüge in die Gegend von Nashville geraten allerdings insgesamt durchwachsen. Weil er das weiß, ist der Ehrgeiz geweckt, und er wird in einigen Jahren ein drittes Mal den Stetson aufsetzen und die alten Country-Songs interpretieren. Vorher wird er - vermute ich mal - ein Soul-Album, eines mit tibetanischen Hirtenklängen und eines mit Flamenco-Standards veröffentlichen. Das hätte Klasse: Der dickliche Morrison tanzt im Video mit feurigen Spanierinnen. Da denke ich glatt an das Bild vom Elefanten, der durch den Porzellanladen stampft.

 

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Miststück 20: Morrissey - Schmerzeleid


Was Morrissey in Zukunft machen wird, ist klar: Er wird an der Welt verzweifeln und uns das in zu typischen Morrissey-Melodien gesungenen, sich wiederholenden Worten mitteilen. Wenn er das wieder so gut hinbekommt wie bei "You Have Killed Me" suhlen wir uns gern mit ihm in seinem Schlammbecken des Selbstmitleides. Genug Platz ist da ja.

 

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Miststück 21: Prince - Selbstreferentielles System


Damit das klar ist: Ich gönne Prince, daß er endlich mal wieder mit Karacho auf Platz 1 der US-Charts landet; ich gönne ihm auch, daß etliche Kritiker meinen, sie müßten das Album "3121" über den grünen Klee loben, es als Meilenstein bezeichnen, der mindestens an Werke wie "Sign ´O´ The Times" heranreicht. Bei Licht betrachtet tut es genau das natürlich nicht. Denn Prince kopiert sich selbst, sucht in seiner glorreichen Vergangenheit nach der zündenden Idee für das Hier und Jetzt. Was dabei herauskommt, ist ein lahmes Werk. Selbst das Kreisen ums eigene Ego konnte er früher besser. Die Single "Black Sweat" belegt, daß er auch den James Brownschen Groove nicht mehr wirklich knackig bringt. Wer wissen will, wie Prince die Funk-Bombe zündet, sollte nach Bootlegs seiner legendären After-Show-Auftritte aus den 80ern suchen. Am besten wäre es allerdings, wenn sich der Meister selbst einmal diese genialen Mitschnitte anhörte. Denn: Wenn schon selbstreferentiell, dann mit präziser Wucht.

 

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Miststück 22: Nina Hagen - Swing low


Nina Hagen singt Sinatra: "Serenade In Blue" zu gepflegtem Big-Band-Sound. Ist ihr die Farbe Pink plötzlich zu langweilig? Oder warum versucht sie nun schon zum zweiten Mal, auf den Spuren von Robbie Williams zu wandeln? Ich weiß es nicht, will´s auch gar nicht wissen. In der Zukunft ist Nina Hagen natürlich noch allerlei grober musikalischer Unfug zuzutrauen, aber es ist doch tröstlich zu wissen, daß wir alle älter werden.

 

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Miststück 23: Stephan Remmler - 1 = 3


Trio wird es nicht wieder geben. Das ist sicher gut so, da sich das Rad der Zeit nicht so einfach zurückdrehen läßt. Außerdem kann Remmler ganz gut von den alten Songs, vor allem natürlich von "Da Da Da" leben. Ab und zu packt ihn aber doch die Lust - und er macht das, was er am besten kann: Trio-Songs. "Frauen sind böse" ist so einer. Der bleibt im Ohr, obwohl man ihn zunächst richtig bescheuert findet. Was er natürlich auch ist, aber auf der Remmler-Ebene. Stephan sitzt derweil auf seiner Hazienda am Mittelmeer und freut sich darüber, daß er es wieder einmal geschafft hat, einen Geniestreich in albernen Dummheiten zu verstecken (oder umgekehrt). Charmant. Wirklich wahr. Meine Prognose: Alle Jubeljahre mal wird uns Remmler überfallen und immer dann auftauchen, wenn wir am wenigsten mit ihm rechnen. Plötzlich kommt er aus dem Hinterhalt und ist da, da, da.

 

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Miststück 24: Kelly Clarkson - Super Trooper


Deutschland sucht den Superstar, Österreich sucht ihn, die USA auch. Der Unterschied ist, daß ihn die Amis gleich für alle gefunden haben. Ginge es der hiesigen Musikindustrie nicht um jeden Cent, der sich aus Teenie-Geldbeuteln pressen läßt, dann könnte sie sich die Suche glatt sparen und auch auf Kelly Clarkson setzen. Die Texanerin verkauft mittlerweile so viele Platten, daß sie wirklich als Superstar bezeichnet werden muß. Den Gipfel der Popularität erreichte sie mit einem unglaublich klebrigen Stück musikalischen Kunsthonigs: "Because Of You". Sie ist so erfolgreich, daß sie von der Industrie nicht so einfach fallengelassen werden kann. Obwohl, das dachte ich damals bei Lou Bega auch. Und was ist aus ihm geworden? Kelly Clarkson hat aber schon zwei erfolgreiche Alben veröffentlicht, sie wird die neue Celine Dion. Und das ist schlimm genug ...

 

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