Kolumnen_Miststück der Woche III/25/Teil 1

Wann ist ein Mann ein Mann?

Unser "Miststück der Woche" feiert wieder einmal Jubliäum. Manfred Prescher hat lange überlegt - und für das 225. "Miststück" das Naheliegendste ausgesucht: er kürt die 50 Lieder*, die das Mannsein in all seinen Facetten besonders gut beschreiben. Es folgen die Plätze 50-41.    18.03.2013

Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?

In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.

 

* Zur Jubiläumsausgabe: Selbstverständlich ist die Auswahl subjektiv und unvollständig. Und ebenso selbstverständlich stammen diese Songs ausschließlich von Männern. Schließlich verstehen wir uns doch am besten. Frauen können vielleicht noch was lernen - aber zumindest lernen sie tolle Songs kennen.

 

Ach, Männer ... Seit uns seinerzeit die Rippe entwendet wurde, sind wir irgendwie unvollständig. Psychologen mit Freudscher Färbung meinen, daß unsere andere Hälfte weiblich ist. Die läuft meist ohne uns durch die Gegend, geht shoppen, auf Wellness-Wochenenden oder ihrem Tagwerk nach. Und abgesehen davon, daß diese weibliche Hälfte besser aussieht, ist sie uns in vielen Dingen Lichtjahre voraus. Wer einmal versucht hat, sich gleichzeitig die Haare zu fönen, dabei zu telefonieren und den Inhalt des "Tatort" mitzubekommen, der weiß, wovon ich spreche. "Für Frauen ist das kein Problem", singt Max Raabe und irrt sich nicht.

Aber man sollte sich nicht täuschen, Männer sind ebenso vielschichtig und vielseitig wie die Damen - man sieht es uns nur nicht so an. Wir sind Helden, Memmen, Versager, Verführer, Liebhaber, Streuner, Lügner, Arbeitstiere, Romantiker, Poeten, Gurus, Elefanten im Porzellanladen, Gauner, Weicheier, Einzelkämpfer, Väter, Partner, Priester, Teufelchen, Angsthasen, Rüpel, Trotzkisten, Gentlemen, Bosse oder Elitesoldaten. Manchmal sind wir auch gleich mehreres auf einmal; auf jeden Fall ließe sich die Liste noch ewig fortsetzen.

Und das tue ich jetzt mit 50 Liedern, die beschreiben, wie wir Männer sind, sein wollen oder könnten.

 

(Illustrationen: Jörg Vogeltanz)


Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER


Manfred Prescher

50. The Beach Boys: When I Grew Up (To Be A Man)

1965; Album: "Today!"

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Viel hängt von der Erziehung ab - und damit zwangsweise von den Müttern. Die scheinen oft ein Interesse zu haben, uns so hinzutrimmen, daß wir für Frauen untragbar sind. Über diese Zeit des Heranwachsens philosophieren die Beach Boys sehr schwungvoll und erfolgreich. Das Lied kam in den USA in die Top 10.

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49. Prince: If I Was Your Girlfriend

1987; Album: "Sign 'O' The Times"

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Weinerlicher geht es kaum mehr: Der Mann versteckt sein Geschlecht, indem er es zwischen den Beinen einklemmt. Er signalisiert ihr, daß er als Weichei in der Lage ist, die Geheimnisse der Frau zu verstehen. Natürlich ist Prince ein verdammter Lügner, aber der Song ist klasse.

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48. Chuck Berry: Brown Eyed Handsome Man

1956; Album: "After School Sessions"

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Nein, "handsome" heißt nicht "handzahm". In Berrys Rock´n´Roll-Klassiker geht es eher um männliches Selbstbewußtsein. Der Typ weiß, daß er verdammt gut aussieht und die Ladies auf ihn abfahren wie der Gregor Schlierenzauer von der Großschanze. Damit kann man beim anderen Geschlecht aber auch Angst hervorrufen. Das Lied wurde verdammt oft gecovert, unter anderem von Buddy Holly und Johnny Cash.

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47. Gorillaz: Clint Eastwood

2001; Album: "Gorillaz"

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Im Song geht es nicht direkt um den harten Typ Mann, den Hollywood-Superstar Eastwood meist verkörpert. Vielmehr stehen hier das Versagen und das gleichzeitige Sich-Arrangieren mit der negativen Gesamtsituation im Mittelpunkt. Das Lied ist die ideale Ergänzung zu Becks Hymne "Loser": Es beschreibt den männlichen Spaß, den Untergang zu inszenieren. In jedem Kerl steckt ein Nero ...

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46. Hot Chocolate: Man To Man

1976; Album: "Man To Man"

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Ein Mann verliert eine Frau an einen anderen Kerl - und statt sich um die Lady zu bemühen oder gegen den Widersacher zu kämpfen, gibt er klein bei. Der Song ist kitschig, weinerlich und sehr künstlich. Eine Beziehungsoper, die aber doch zu Herzen geht.

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45. David Bowie: The Man Who Sold The World

1970; Album: "The Man Who Sold The World"

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Das Stück ist von einem Gedicht des Poeten William Hughes Mearns beeinflußt. Die Refrainzeilen zeigen einen machtbewußten Mann, einen, der ebensogut Banker-Heuschrecke werden könnte: "Oh, nicht ich/Ich verliere niemals die Kontrolle/Du stehst vor dem Mann, der die Welt verkauft hat".

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44. Bill Haley: Thirteen Women (And Only One Man In Town)

1954; Single: "(We´re Gonna) Rock Around The Clock"

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Nein, Haley besingt keine sexuellen Allmachtsphantasien; er beschreibt vielmehr das Szenario nach einem Atomkrieg. Hier ist er Beschützer, Liebhaber und Ehemann für 13 Frauen. Da ist das Scheitern zwangsläufig inbegriffen.

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43. Queen: Good Old-Fashioned Lover Boy

1976; Album: "A Day At The Races"

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Im Gegensatz beispielsweise zu  "We Are The Champions", das übertriebenen männlichen Siegeswillen zeigt, setzt sich hier ein klassischer Verführer in Szene. Dazu singt Freddy Mercury lasziv-verhalten und berührt den Flügel auf altmodische Weise. Ach, man müßte Klavierspielen können ...

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42. Sammy Davis, Jr.: The Candy Man

1972; Album: "Now"

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Ursprünglich wurde das Lied für den 1971er-Film  "Charlie und die Schokoladenfabrik" geschrieben, doch erst Davis, Jr. machte es zum Hit. Es geht um den Süßholzraspler in uns Männern ... manchmal bekommen Frauen davon Bauchweh.

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41. The Velvet Underground: I´m Waiting For The Man

1967; Album: The Velvet Underground & Nico"

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Manche Männer wollen etwas verkaufen, andere sind süchtig - in dieser Drogenhymne geht es um einen Kerl, der irgendwo in Harlem auf seinen Dealer wartet. Und 26 Dollar sind für Heroin reserviert. Der Zuhörer kriegt auf beklemmende Weise die Lust auf Selbstzerstörung mit. Denn eine männliche Maxime ist ja, daß Angebot und Nachfrage sich die Waage halten müssen.

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