Kolumnen_Der Misanthrop: BWLer
BWLer
Kaum haben widerliche Möchtegern-Jung-Yuppies die Betriebswirtschaft fertigstudiert, zücken sie auch schon den Rotstift. Benjamin Denes ist dagegen. Was sonst? 30.06.2003
Diesmal muß es raus. Bis zur 21. Folge der Kolumne hat es gedauert, aber nun ist endlich Schluß! Zu widerlich, zu quälend sind die fortwährenden Begegnungen mit diesen Blaubehemdeten, Gelbkrawattierten, Mittelgescheitelten, Dünnmetallisch-Bebrillten, schmatzend Hustenbonbonlutschenden und Coup?-Fahrenden. Ganz recht, es geht um Jung-Manager, Marketing-Assistenten sowie Unternehmensberater - und solche, die aus Gründen der Verblendung und Einfalt einen dieser abartigen Berufe ergreifen wollen.
Misanthropen müßten solche Typen eigentlich mögen - schließlich rationalisieren sie andere Menschen weg. Ja, möchte man meinen! Doch tatsächlich sind all jene, deren Stellen von den Erbsenzählern und fleischgewordenen Rotstiften gestrichen werden, die von ihnen zum Einzelgespräch bestellt werden und kluge Ratschläge über die "soziale Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts" erhalten, liebenswertere Menschen als die ausgelernten, parasitären BWLer. Diese chronisch postpubertären, pickligen, krampfhaft um "Machismo" bemühten Möchtegern-Manager-des-Jahres haben sich für das Studium der Betriebswirtschaftslehre entschieden, "weil Jura oder Medizin mich nicht interessiert haben". Und Geisteswissenschaftler können sie überhaupt nicht leiden: "Wir wollen Antworten, aber die stellen ja dauernd nur Fragen!"
Dabei sollten sich BWLer ruhig selbst mehr Fragen stellen, beispielsweise nach ihren erbärmlichen sprachlichen Fähigkeiten, ihrer mangelnden Individualität und dem Geschmack ihrer Kleiderwahl und nach der eigenen Allgemeinbildung. Diese fragwürdigen Charaktere, deren Schlafzimmer wohl mit Westerwelle- oder Gates-Postern bepflastert sind, sind der lachhaften Ansicht, daß drei Semester Rechnungswesen und die beiden großen Scheine in Marketing und Wirtschaftsrecht schon ausreichen, um aus ihnen respektable Wirtschaftsbosse zu machen.
Gerade in ihrem Lebensalltag scheitern sie jedoch an den einfachsten Management-Anforderungen: Sind Sie schon einmal in der Mensa des wirtschaftswissenschaftlichen Institutes einer Universität in Ihrer Nähe Schlange gestanden? Nein. Nun denn, der Misanthrop hatte dieses zweifelhafte Vergnügen bereits und litt dabei unter der Unerfahrenheit einer BWLerin hinsichtlich der Beilagenkalkulation ("Heißt das, Reis und Nudeln sind inbegriffen?") sowie unter dem ausgesprochen schwachen Logistik-Conceptioning eines Trottels mit "Handelsblatt"-Shirt, dessen maßlos überfülltes Tablett umkippte und für unansehnliche Saucenflecken auf seinem rosafarbenen Hemd sorgte.
Misanthropen schätzen die Väter des Manchester-Kapitalismus oder einen Henry Ford, mögen aber jene Abziehbilder von Neoliberalen nicht ausstehen, die im Sommer scharenweise in die Biergärten städtischer Parkanlagen einziehen, um ihre unterentwickelte W(G)elt(d)anschauung zu publizieren. Also, meine Herrschaften: Rationalisiert euch selber weg! Ihr erspart der Welt damit eine Menge.
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