Kolumnen_Der Misanthrop: Anthroposophen
Anthroposophen
Der Nachbarsjunge ist einer von ihnen: Er tanzt seinen Namen und spielt noch dazu Cello. Wie gemein und ignorant vom Misanthropen, die Waldorf-Schüler aufs Korn zu nehmen! 22.12.2003
Manchmal muß sich selbst eine unaufdringliche Publikation wie die, in der diese meinungsäußernde Kolumne erscheint, bei einigen Leserinnen und Lesern sehr unbeliebt machen. Doch die Marktforschung hat es unmißverständlich belegt: Die heute beschriebene und naturgemäß sofort aufs brutalste angegriffene Bevölkerungsgruppe ist auch unter unseren Lesern zu finden. Es handelt sich um aktive und ehemalige Besucher von Waldorf-Schulen. Diese Leute sind unglaublich sensible und verwöhnte Weichlinge und somit das Tabuthema jedes Fitneßstudio-Besuchers, aber auch aller mit Rohrstock und Latein großgewordenen Humanisten (wie beispielsweise des Autors dieser Zeilen). Wenn man sie anschreit, verstehen sie einen extrem schlicht und einfach nicht: "Warum bist Du nur so haßerfüllt?" jammern sie dann nur mehr, mit weitaufgerissenen und unverständigen Augen.
Misanthropen können nicht mit anderen Menschen. Sie ertragen sie nur selten und mögen sie fast nie. Sie haben zwar gelernt, sich mit der Umwelt zu arrangieren, entwickeln dabei aber faustgroße Magengeschwüre. Anthroposophen, die künstlich zu sinnlosem Idealismus herangezogenen Absolventen dieser Waldschulen, sind das vom lieben Gott als Gleichgewicht geschaffene Gegenteil von Misanthropen. Sie mögen sich selbst, ohne deshalb gleich Narzißten sein zu müssen. Sie lösen Probleme singend und tanzen dazu ihren eigenen Namen. (Hat man je übleren Blödsinn vernommen?!) Sie verabscheuen Rang- und Hackordnungen und sehen in Fußballtabellen alle Teams auf dem ersten Platz, weil ja jeder Mensch angeblich gleich viel wert ist, egal in welcher Lebensdisziplin. Gleichzeitig möchten sie nicht viel - wichtig ist ihnen fast ausschließlich, in aller Ruhe geliebt zu werden und sich künstlerisch ausdrücken zu dürfen. Da ist es aber recht dumm für die Waldorf-Absolventen, daß Schauspiel, Musik, Schreiben und Malen, also die kreativen Disziplinen, auch bei vielen konventionell unterrichteten Arbeitnehmern mit mehr Talent als Nettigkeit hoch im Kurs stehen. Und im Haifischbecken erweisen sich die meisten Waldorfianer dann als schleichende Kuschelpiranhas, die doch nur liebgehabt werden wollen und dafür über Leichen ihrer "menschlich wertvollen", aber nichtsdestotrotz vernichteten Konkurrenten gehen.
Summerhill, Anthroposophie und alle weiteren Formen schon im Ansatz gescheiterter antiautoritärer Erziehung schlagen dem Misanthropen auf den Magen. Er will, daß seine Gesprächspartner wenigstens fünf Minuten lang seine Tiraden ertragen, bevor sie sich die Ohren zuhalten, heulen und wegrennen. Um eine in diesem Sinne erfolgreiche Kommunikation auch künftig gewährleisten zu können, schreibt der Autor dieser Zeilen derzeit an einem Lehrwerk der autoritären Erziehungswissenschaft: "Mit dem Rohrstock zur Algebra - und 100 weitere Rezepte für traumatisierendes Unterrichten!"
Da kann man den Steiner-Schülern wohl nur noch eines wünschen: Viel Qual beim Lesen!
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