Quelle: OPA (Obskure Presseagentur)
Redakteur: Reinhard Ebner
Der neue Palahniuk soll bei einigen Lesern für heftige Übelkeit gesorgt haben. Während es sich dabei wohl um ein PR-Gerücht handelt, wird anderswo letale Lektüre entwickelt.
23.06.2006
Es ist nicht lange her, da galt es nicht nur als uncool, sondern als geradezu unanständig, sich mit einem Buch in der Hand sehen zu lassen. Freizeitforscher sagten gar das Ende der Buchkultur voraus - in einer Adrenalin-gesättigten Erlebnis- und Fun-Gesellschaft sei für unspektakuläre papierene Vergnügungen kein Platz mehr.
Das hat sich geändert, seit der US-amerikanische Hardcore-Schreiberling Chuck Palahniuk in die Tasten haut. Damit scheint ein gemeinsamer Nenner gefunden, auf den sich viele einigen können, vom Intellektuello bis zu den Hohlköpfen von Limp Bizkit (eigentlich heißt es in "Livin´ it up" ja: "I seen the 'Fight Club' about 28 times", aber immerhin - quasi eine Literaturverfilmung!). Was für den niederösterreichischen Landeshäuptling Pröll sein Winnetou, das ist für andere Schmalspurindianer ihr Palahniuk.
Damit das Gore- und Schock-Potential des Autors ja nicht in Vergessenheit gerät, betreibt man in den USA zur Zeit Verlagsmarketing der etwas anderen Art. Das - wie man vermuten darf - gezielt gestreute Gerücht: Bei den ersten Lesungen aus dem Neuling "Haunted" (erscheint im August unter dem Titel "Die Kolonie" im Verlag Random House/Manhattan) seien Zuhörer spontan in Ohnmacht gefallen. Direkter Anlaß dazu sei die im Buch enthaltene Erzählung "Guts" gewesen, bei der es um eher unfreiwillige Gaumenfreuden geht; genossen wird der eigene Darm.
"Das gehört zur Show", meint dazu ein Insider, der nicht namentlich genannt werden möchte. "Claqueure und Einpeitscher sind out. Heute mischt man Studenten unters Publikum, die sich bei bestimmten Buchpassagen übergeben oder bewußtlos werden sollen." Der Stundenlohn beträgt läppische 10 Euro. "Für die Studenten ist das kein Problem. Wer zuviel verdient, verliert sonst die Familienbeihilfe."
Der Wiener Literaturhistoriker Felix Krull meint in der Großstadtlegende vom komatösen Bücherwurm ein bekanntes Muster wiederzuerkennen: "Seit es Literatur gibt, versucht man, diese an den Mann und die Frau zu bringen, indem man die Wirkungen übertreibt, die sie auslöst. Das geht bis in die orale Epoche zurück." Schon zu Zeiten von Homers "Ilias" wurde von kollektiven Kotzorgien unter der Zuhörerschaft bei der Beschreibung des Schlachtengetümmels berichtet. Shakespeares "King Lear" soll bei seiner Erstaufführung zu Blutsturz und unstillbarem Nasenbluten geführt haben. Krull: "Shakespeare und sein Herausforderer unter Englands Dramatikern, Christopher Marlowe, hatten eine Wette am Laufen, wer mit seinen Stücken die größte Sauerei unter den Zusehern veranstalten könne." Shakespeare gewann - was Marlowe, der alte Raufbold, jedoch nicht mehr miterlebte.
Inwiefern die Shakespearesche Sauerei authentisch oder vorgetäuscht war, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Andere Werke der Weltliteratur erwiesen sich auf die Zuhörer tatsächlich als ebenso wirkungs- wie folgenreich: Von mit ihren eigenen Exkrementen beschmutzten Männern und Frauen, die verwirrt und nackt durch die Gänge der Irrenanstalt Charenton taumeln, etwa wurde nach der Lesung der "120 Tage von Sodom" des Marquis de Sade berichtet.
Auch das US-Verteidigungsministerium hat jetzt das militärische Potential scharf gemachten Lesefutters erkannt. Gerüchten zufolge wurde ein Buch entwickelt, das den Leser oder Hörer auf der Stelle tötet. Der Auslandsgeheimdienst soll dieses an Fidel Castro und Mahmud Ahmadi-Nejad verschickt haben - unglücklicherweise wurden dabei die Übersetzungen vertauscht.
Quelle: OPA (Obskure Presseagentur)
Redakteur: Reinhard Ebner
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