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Zur 250. Jubiläumsausgabe läßt uns Manfred Prescher einen Blick ins Gehäuse seines iPods werfen und schreibt über die ersten 20 Lieder, die das Gerät von selber aus seiner persönlichen Wertschöpfungskette herausfiltert. Entdecken Sie hier die Plätze 11 bis 20. 09.09.2013
Manche Dinge ändern sich einfach nie: Du wachst morgens auf - und noch bevor sich das Hirn einschaltet, singst du, daß du nur noch die Welt retten mußt oder daß Geld guat brenna tuat. Widerstand ist absolut zwecklos, das Miststück setzt sich in dir fest. Begleitet dich ins Bad, zum Frühstück und in den Job. Manchmal freust du dich, weil dir zufällig ein alter Bekannter durch die Denkmurmel stromert, manchmal ist es dir schlicht peinlich. Wer will schon gern über sieben Brücken gehen oder von Jürgen Drews in den Tag geleitet werden?
In dieser Kolumne geht es um hinterhältige und fiese Lieder, die sich in dir festsetzen.
Manfred Prescher ist rechtschaffen erschöpft. Das ist natürlich kein Wunder, wenn er Tag und Nacht an eure Geschmackshygiene denkt und sich dauernd wie ein real existierender Spider-Man zu eurer Rettung aufschwingt. Bekanntermaßen ist aber "the evil always and everywhere" (EAV), weshalb kein positives Ende in Sicht ist. Dafür hier die Plätze 1 bis 10 der Jubiläumsausgabe.
Beim nächsten Shuffle-Durchgang könnte die Playlist natürlich ganz anders aussehen, aber so ist das Leben. Nächste Woche geht es hier wieder "normal" weiter - und zwar tatsächlich mit Nine Inch Nails. Bis dahin haltet die Ohren steif und bewegt euer Pelvis.
Redaktioneller Hinweis: Lesen Sie auch Manfred Preschers E-Book für die Ewigkeit: Verdammtes Miststück! Die ersten 200 Pop-Kolumnen aus dem EVOLVER
11. The Highwaymen: "The Road Goes On Forever"
... and the party never ends. Diese vier Männer wußten, wovon sie da sangen. Gemeinsam haben Johnny Cash, Waylon Jennings, Willie Nelson und Kris Kristofferson schon mehr Straßen gesehen als alle EVOLVER-Leser zusammen.
12. Slim Gaillard: "Selling Out"
Gaillard ist einer der Paradiesvögel des Swing. Für den Soundtrack zu "Absolute Beginners" steuerte er seinerzeit einen echten Partykracher bei und zeigte den vergleichsweise jüngeren Kollegen von Sade Adu über Ray Davies bis David Bowie, wie man auf der Tanzfläche stilvoll eine Energiewende nach der anderen zelebriert.
13. Hazel O´Connor: "Will You"
Und noch ein Stück aus einem Film. Die Punk-Schmonzette "Breaking Glass" ist heute zu Recht vergessen, doch der Soundtrack ist überlieferungswürdig. Besonders die traurige Hymne "Will You", in der Hazel O´Connor hofft, aus dem angefangenen Abend würde eine Liebesbeziehung werden. Sehr ergreifend.
14. Senator Everett McKinley: "Wild Thing"
Wer dieser Senator ist und wo er regiert, läßt sich nicht sagen. Aber seine Version des Troggs-Hits "Wild Thing" sollte eigentlich seit ihrer Entstehung 1967 Kult sein. Die besungene Lady ist so wenig wild, daß McKinley während des Singens einschläft - und das ist großartig: "Wild thing - gähn - I think - äh - gähn - I love you."
15. David Lynch: "The Ballad Of Hollis Brown"
Niemand singt Dylan wie Dylan? Höchstens vielleicht der Regisseur David Lynch ("Blue Velvet", "Mullholland Drive"). Der interpretiert auf seiner neuen CD "The Big Dream" so drauflos, daß sich ein echter Onkel Bob herauskristallisiert.
16. Seasick Steve: "Over You"
Blues ist sehr modern, vor allem, wenn ihn der Oberzausel Seasick Steve auf seinen selbstgebauten Sperrholzgitarren spielt. Der Mann ist virtuos und klingt so frisch, daß man merkt, der kann immer kraftvoll zubeißen. Gerade bei einem Schlußmach-Lied wie "Over You" ...
17. Harry Nilsson: "Coconut"
Gerade eben kam eine Werkschau des hochbegabten, aber leider vergessenen und früh verstorbenen Songwriters raus. Hört da ruhig mal rein, "Coconut" findet ihr dort auch. Dieser Partyshaker des John-Lennon-Freundes wurde stilgerecht in Tarantinos "Reservoir Dogs" eingesetzt. Macht aber auch am heimischen Pool richtig Spaß.
18. Can: "Spoon"
So kann moderner Ambient-Sound klingen. Dabei stammt der Song von 1972. Die innovative Band um Holger Czukay und Jaki Liebezeit schrieb ihn für den TV-Film "Das Messer" und landete sogar einen Hit damit.
19. Helge Schneider: "Sommer, Sonne, Kaktus!"
Darüber habe ich ja jüngst schon fast alles gesagt. Aber eines muß man hier und heute feststellen: Immer wieder wird geschrieben, daß Helge der deutsche Tom Waits sei. Wahrscheinlich ist es eher andersrum. Aber egal, Schneider ist sowieso viel viel mehr. In guten Momenten ist er gleichzeitig Waits, Hans Arp, Lennon-McCartney, Paco de Lucia - und saukomisch.
20. Georg Ringsgwandl: "Nicht reden mit ihr"
Ringsgwandl bringt es auf den Punkt: Er singt von einem Mann, der mit den Zeugen Jehovas, mit dem bescheuerten Nachbarn oder dem Besen spricht - weil er es mit "ihr" nicht kann. Daran sind schon Beziehungen zugrundegegangen. Was dieser lebenserfahrene alte Hund auch weiß.
Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die 17. Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Ina Müller.
Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die 16. Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Deine Freunde.
Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die 15. Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Ava Vegas.
Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die sechste Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Elvis Costello.
Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die fünfte Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Lana Del Rey.
Nach dem "Miststück der Woche" kommen die "Fundamentalteilchen". Lesen Sie jetzt die vierte Ausgabe von Manfred Preschers musikalischem Walkürenritt für die Ewigkeit - feat. Charlotte Brandi & Dirk von Lowtzow.
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Und hier die Fortsetzung meiner aktuellen iPod-Playlist, Plätze 11-20:
11. The Loved One - Observations (von der "Some Bizzare"-Compilation)
12. The Idle Race - Victim of Circumstance
13. Killing Floor - Fred McDowell
14. David Bowie - Golden Years
15. John Campbell - Ain´t Afraid of Midnight (Live)
16. Blue Cheer - Come And Get It
17. Brian Ferry & Roxy Music - Dance Away
18. Sir Mix-a-lot - Testarossa
19. Killing Joke - Mathematics of Chaos
20. Jimi Hendrix - Still Raining, Still Dreaming
Können Sie daraus ein Psychogramm des Geräts erstellen, Herr Prescher? Ich bitte Sie. Höflichst.
Danke, der Doc
PS: Und als Nr. 21 ein absoluter Lieblingssong:
Thomas Dolby - She Blinded Me With Science
Er meint es gut heute, der iPod!
also, wenn schon geschmackspolizei, dann aber hier einmal meine ultimativ zu sehende und nicht zu hinterfragende :-) momentane playlist no.1 (more assured) MEINES iPods (übrigens der vorläufig einzige apple-müll in meiner nahen umgebung)
1. moonage daydream (new mix) - david bowie
2. tape song - the kills
3. alles ist vergessen - erstes wiener heimorgelorchester
4. roland, i feel you - get well soon
5. technical difficulties - r. stevie moore
6. summer - linnea olsson
7. a dustland fairytale - the killers
8. man from reno - scott walker
9. love is lost - david bowie
10. god from the machine - santigold
11. das leichteste der welt - gisbert zu knyphausen
12. aftermore - rameau (unreleased)
13. one - cocaitte (from the PANTHERION soundtrack)
14. gray death - xiu xiu
15. yours truly, 2095 - electric light orchestra
16. baby's on fire - brian eno
17. bela lugosi's dead - bauhaus
18. sorry - the hangovers
19. unmarked helicopters - soul coughing
20. another no one - suede
21. my violent heart - nine inch nails
22. heute drah i mi ham - wolfgang ambros
23. it's you, only you (mein schmerz) - lene lovich
Guter Herr Vogeltanz!
Es redet doch kein Mensch über Geschmackspolizei - ist ja alles nur ein Informationsaustausch, zu dem uns unsere Maschinenherrscher aufgefordert haben. In diesem Sinne: interessante Musikauswahl, durchaus mit postmoderner "Ironie" angereichert; aber wo Lene Lovich ist, kann nichts wirklich falsch sein. Außerdem: Der iPad irrt ja auch nicht, so wie alle Apple-Geräte (im Vergleich zu toten Dosen und langweiligen Linuxen) der Unfehlbarkeit nahekommen. Wenn Sie einmal groß sind, kriegen Sie auch welche ...
HAHAHAHAAAAAA! (das schaurige Lachen verhallt in den Tiefen der Gewölbe).
Alles Liebe,
Ihr Doc