Vicky Cristina Barcelona
ØØØØ 1/2
USA/Spanien 2008
96 Min.
Regie: Woody Allen
Darsteller: Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Javier Bardem u. a.
Woody Allen, wie man ihn kennt und manchmal auch liebt: In seiner neuen Komödie erzählt der Stadtneurotiker von Liebe, Sex und Menschen - in seiner gewohnt treffenden und amüsant-ironischen Art. 04.12.2008
Einmal mehr beschäftigt sich Woody Allen mit einem seiner Lieblingsthemen: der Liebe. Schauplatz ist diesmal die spanische Stadt Barcelona mit ihren traumhaften Sehenswürdigkeiten, die sogar Allens Lieblingsmetropole New York in den Schatten stellt. Der neue Film "Vicky Cristina Barcelona" ist nicht nur eine amüsante Komödie über Liebe und Sex, sondern auch eine Hommage an die wunderschönen Dörfer, den guten Wein und die pulsierende Landschaft und Kultur Kataloniens.
An diesem Bilderbuchort verbringen die beiden amerikanischen Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) ihren Sommer, der sich (zumindest für Vicky) ganz anders entwickelt als ursprünglich gedacht. Zwar weiß Cristina nicht genau, was sie will und ist dementsprechend offen für alles und jeden (vor allem in sexueller Hinsicht); Vicky jedoch möchte nur für ihre Magisterarbeit recherchieren und freut sich auf ihr zukünftiges, geregeltes Vorstadtleben mit ihrem Verlobten Doug (Chris Messina). Doch wie so oft kommt alles anders.
Auf einer Vernissage entdeckt Cristina den spanischen Maler Juan Antonio (Javier Bardem), der seinerseits von der Sinnlichkeit der zwei Amerikanerinnen derart begeistert ist, daß er sie spontan zu einem Wochenende in Oviedo mit Sightseeing, gutem Essen und Sex einlädt. Vicky ist natürlich maßlos empört, doch Cristina überredet ihre Freundin, und so brechen die drei auf. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf ...
Wie kein anderer versteht es Woody Allen, in seinen Filmen mit der Liebe umzugehen. Das beweist er auch in dieser sympathischen Komödie. Die Figuren, die im ersten Moment wie Archetypen erscheinen, voller Klischees und typischer Eigenschaften, entpuppen sich erst auf den zweiten Blick als subtile, vielfältige Charaktere, wie sie im wahren Leben nicht selten vorkommen. Doch Allen setzt scheinbar alles daran, seinen Film wie ein Märchen der modernen Welt zu zeichnen: die schöne Landschaft, spanische Gitarrenklänge, ein traumhafter Sommer und attraktive Darsteller täuschen für einen Augenblick über die dahinter versteckten ironischen Auseinandersetzungen mit dem ewigen Thema hinweg.
Nicht selten zeigt die Handlung Momente voller Zynismus, aber auch solche blinder Romantik. Doch niemals wirkt "Vicky Cristina Barcelona" gewöhnlich. Im Gegenteil: Die Komödie fesselt von Anfang an und macht mit jeder Szene Appetit auf mehr. Daß die gesamte Handlung von einer Stimme aus dem Off begleitet wird, die über alles und jeden Bescheid zu wissen scheint und sich als Experte für Liebe und Sex versteht, macht den Film noch interessanter. Schließlich legt Allen es scheinbar darauf an, "Vicky Cristina Barcelona" wie eine Lehrstunde in Sachen Romantik aussehen zu lassen. Damit legt er einen Schleier der Ironie über sein Werk, der sich durch die märchenhafte Ausstrahlung des Films nur verstärkt. Die Figuren und ihre Handlungsweisen sind nämlich - bewegt man sich von der Oberfläche weg - ausgesprochen realitätsnah; Allen überrascht einmal mehr mit seiner treffenden Kenntnis über die menschlichen Funktionsweisen.
Deshalb bleibt er einer der wenigen Regisseure, die sich dem - in Hollywood langweilig gewordenen - Thema Liebe widmen können, ohne Langeweile zu erzeugen oder in Normalität und Konvention abzudriften. Dies mag durch die Auswahl seiner Schauspieler noch verstärkt werden. Allen arbeitet liebend gern mit Scarlett Johansson zusammen, die in "Vicky Cristina" nicht zum ersten Mal zeigt, was sie drauf hat. Javier Bardem, Darsteller des bizarren Bösewichts in "No Country For Old Men", ist als Latin-Lover Juan Antonio nicht minder überzeugend. Die restliche Besetzung, bestehend aus (großen) Namen wie Rebecca Hall oder Penélope Cruz, trägt ebenso "Mitschuld" an diesem Film, bei dem man lang suchen müßte, um einen Mangel zu entdecken.
Vicky Cristina Barcelona
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