Kino_Film-Tips März 2014

Die Sendung ohne Maus

Die Oscars sind verliehen, die Aufregung ist vorbei - und wir haben in unserer März-Vorschau nur einen Film drin, der tatsächlich eine der gutmenschlichen Wichtigmacherstatuen gekriegt hat. Allein das bürgt für Qualität.    03.03.2014

EVOLVER-Redaktion

Saving Mr. Banks

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Filmstart: 6. März

 

Eines sei gleich vorweg festgehalten: Natürlich schönt dieser Film die Vorgeschichte des Disney-Musicals "Mary Poppins" - und ja, natürlich zeichnet Tom Hanks hier kein realistisches Bild des zwielichtigen Unterhaltungstycoons Walt Disney. Ist auch klar, schließlich handelt es sich hier um eine Disney-Produktion. Als solche ist "Saving Mr. Banks" aber eines der sympathischsten Erzeugnisse, das das Maushaus seit Jahren auf den Markt geworfen hat. Es geht, kurz gefaßt, um die hier reichlich kratzbürstig gezeichnete australische Kinderbuchautorin Pamela Lynwood Travers, die die Rechte an ihrem erfolgreichen Kindermädchen-Märchen "Mary Poppins" partout nicht an Disney verkaufen möchte, und um den alten Onkel Walt, der den Stoff unbedingt verfilmen (lassen) will. "No musical, no cartoon!" gibt die resolute P. L. Travers den Disney-Leuten beim ersten Meeting als Linie vor, und wer den (gerade wiederveröffentlichten) "Mary Poppins"-Film kennt, ahnt bereits, welche Verhandlungshürden da zu nehmen waren. In den fast an Screwball-Comedies seliger Zeiten erinnernden Wortgefechten zwischen Hanks/Disney und Emma Thompson/Travers liegt denn auch der Hauptreiz dieser Komödie. Allein die Szene, in der die Disney-Leute der Autorin den späteren "Poppins"-Hauptdarsteller Dick van Dyke als "einen unserer Größten" anpreisen, worauf die pikierte Dame nur nach Luft schnappt und Namen wie Laurence Olivier und Alec Guinness in die Debatte wirft, ist im Grunde schon die Kinokarte wert. Leider hat der Film auch einen zweiten Handlungsstrang, der auf die unerfreuliche Jugend von P. L. Travers eingeht; das soll dem Ganzen mehr Tiefe verleihen, hält im Grunde aber nur unnötig auf. Trotzdem unbedingt sehnenswert, vor allem in der hier unverzichtbaren Originalfassung! (HL)

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300: Rise of an Empire

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Filmstart: 7. März

 

Die Sequelitis nimmt kein Ende. Zack Snyders erfolgreiche Comic-Verfilmung "300" war zwar bereits vor acht Jahren ein Kino- und DVD-Hit, doch die Produzenten scharrten schon die ganze Zeit in den Startlöchern, um mit einem Nachfolger - der optisch und SFX-technisch noch mehr bietet als Teil 1 - ein paar weitere hundert Millionen Dollar zu verdienen. Jetzt ist "300: Rise of an Empire" (für deutsche Titel macht man sich gar keine Mühe mehr) da und bringt genau das, was es versprochen hat. Snyder ist zwar nur mehr Produzent und hat sich mit Noam Murro einen erfolgversprechenden (= billigen) jungen Regisseur geholt, doch ansonsten ist alles beim alten: gestählte Körper mit Schwulenporno-Ästhetik, blutspritzende Schlachtenszenen, Falschfarben und eine historisch völlig unhaltbare Handlung. Also Popcorn - und das mögen wir doch. Übrigens ist der Streifen eigentlich keine Fortsetzung, sondern erzählt einen Parallel-Plot zu Teil eins: Der Angriff der Perser fand nämlich nicht nur auf den Thermopylen statt, sondern auch in der Seeschlacht von Artemisium, in der sich auch die Athener und andere Griechen (nicht nur die supercoolen Spartaner) als heldenhaft erweisen durften. Nebenbei sehen wir den Aufstieg des persischen Herrschers Xerxes (Rodrigo Santoro) zum Göttkönig, die großartige Eva Green als seine Feldherrin Artemisia und Lena Headey ("Game of Thrones") als Gorgo, die Königin von Sparta. Die Comic-Vorlage zum Film ist zwar noch nicht fertig, aber dieses Werk ist uns eigentlich schon Comic genug. Trotzdem war´s beim ersten Mal irgendwie schöner ... (PH)

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Die Bücherdiebin

(The Book Thief)

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Filmstart: 14. März

 

Ein seltsamer, irgendwie klebriger Film über ein nicht gerade selten behandeltes Thema: die NS-Zeit. Die titelgebende Bücherdiebin ist eine neunjährige Deutsche, die vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von regimekritischen Adoptiveltern aufgenommen wird und dort, ermutigt durch die Bekanntschaft mit einem in der Wohnung versteckt gehaltenen jungen Juden, zur Verbrennung bestimmte Bücher an sich nimmt und liest. Das Ganze ist als amerikanisch-deutsche Koproduktion unübersehbar in Babelsberger Studiobauten angesiedelt und kommt so betulich-steril daher, daß selbst vergleichbare Konsens-Titel wie "Die Vorleserin" dagegen anmuten wie rasende Übungen in entfesseltem Naturalismus. Trotz teils erstklassiger Darsteller (Geoffrey Rush und Emily Watson als Elternpaar) gewinnt keine Figur plastische Konturen, alles bleibt flaches Gleichnis vor kulissenhaftem Hintergrund. Den künstlerischen Todesstoß versetzt diesem Film aber sein einziger "origineller" Einfall: Erzählt wird das Geschehen nämlich von einer allwissenden raunenden Männerstimme, die sich zuletzt als ... der Tod himself herausstellt. Und das ist dann angesichts des realen Sterbens in jenen Tagen letztlich nur noch obszön. (HL)

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Im August in Osage County

(August: Osage County)

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Filmstart: 7. März

 

Nach seiner Uraufführung in Chicago und einer Zwischenstation am New Yorker Broadway gastierte das tragikomische Bühnenstück "Im August in Osage County" an vielen renommierten Spielstätten rund um den Globus. Da war eine Kinoumsetzung letztlich nur eine Frage der Zeit. Immerhin verfaßte Autor Tracy Letts (bekannt für seinen texanischen Film noir "Killer Joe") gleich auch das Drehbuch des Films, der nun mit großer Starbesetzung ins Oscar-Rennen geschickt wurde. Auch wenn dabei nur zwei Nominierungen heraussprangen - Meryl Streep ging als "Beste Hauptdarstellerin", Julia Roberts als "Beste Nebendarstellerin" ins Rennen -, liefert die im tiefsten Oklahoma angesiedelte Geschichte einen durchaus spannenden Einblick in die dunklen Ecken einer dysfunktionalen Familie. Letts interessiert sich für unsere (Lebens-)Lügen und Geheimnisse, für versteckte Machtspiele und die durchaus amüsanten Mißverständnisse, in die nicht nur der nach dem Selbstmord des Vaters tief verunsicherte Weston-Clan tappt. Es ist ein bitterböser Blick auf das etwas andere Amerika und zugleich eine Reise, die auf einen Ort und nur wenige Tage konzentriert ist. Trotz mancher etwas in die Länge gezogener Szenen, denen man ihre Bühnenvergangenheit deutlich anmerkt, reüssiert "Im August in Osage County" als erstklassiges Schauspielkino. (MWe)

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Her

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Filmstart: 28. März

 

Romantische Komödien müssen ja nicht wirklich sein. Und Oscarfilme schon gar nicht. Andererseits ist Regisseur Spike Jonze (der für das Drehbuch zu "Her" die goldene Statue kassiert hat) nicht nur ein Idol der stumpfsinnigen und geschmacksfernen "Generation Ironie" sowie Mitglied der New Yorker Sofia-Coppola-Mafia (Motto: Gebt auch häßlichen Menschen eine Chance!), sondern hat teilweise wirklich skurril-witzige Ideen. So wie in diesem Streifen eben, wo sich Hauptdarsteller Joaquin Phoenix als hauptberuficher Liebesbriefscheiber und introvertierter, kurz vor der Scheidung stehender Mensch in eine Künstliche Intelligenz - im Original gesprochen von (no na) Scarlett Johansson - verliebt. Das funktioniert solange, bis die AIs sich zusammentun und ins Weltall verabschieden. Und dann wird doch noch alles gut ... irgendwie halt. Muß man als FM4-Hörer und/oder jemand, der echte Science Fiction nur vom Hörensagen kennt, unbedingt gesehen haben, kann man sich aber auch als normaler Mensch anschauen. (PH)

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Außerdem im Lichtspieltheater


Wer das exzentrische Universum Wes Andersons vermißt, darf aufatmen und einen Kurzurlaub im Grand Budapest Hotel buchen. Wem die stetig anwachsende Flut an mehr oder weniger brauchbaren Superheldenverfilmungen noch nicht zum Hals raushängt, der wird auch am zweiten Abenteuer von Captain America, The Return of the First Avenger, seine Freude haben. Was sich die Verantwortlichen hinter dem Blutsaugerblödsinn Vampire Academy gedacht haben, läßt sich bestimmt am Display eines Taschenrechners ablesen. Wozu mit Those Who Go - Those Who Stay wieder ein eher nutzloser österreichischer Beitrag in die Kinos statt direkt ins TV-Spätabendprogramm kommt, weiß wahrscheinlich kein Mensch. Warum schauen Sie sich stattdessen nicht lieber gleich Felix Herngrens Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand oder zur Not die Taken-on-a-plane-Variation Non-Stop an?

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