Sanctum (3D)
ØØ
Sanctum
USA/AUS 2011
108 Min.
Regie: Alister Grierson
Darsteller: Richard Roxburgh, Ioan Gruffudd, Rhys Wakefield u.a.
Links:
Unterwasserwelten haben es James Cameron seit "The Abyss" angetan, weshalb dieser Thriller über Höhlentaucher - natürlich in 3D - ganz in das Schema des Königs der Welt paßt. Allerdings geht die Rechnung des Films nicht auf. 18.04.2011
Kurz nachdem alle Charaktere eingeführt wurden, spricht tatsächlich eine der Figuren die denkenswerte Worte: "Was kann beim Höhlentauchen schon schiefgehen?".
Wie sich herausstellt, eine Menge, sonst wäre "Sanctum" nicht zustandegekommen.
Am 4. Dezember 1988 war Andrew Wight, einer der späteren Drehbuchautoren, mit 14 anderen Leuten Höhlentauchen in der australischen Nullarbor-Wüste. Als ein Sturm aufzog, stürzte der Eingang ein, und die Gruppe konnte erst nach zwei Tagen von den australischen Behörden gerettet werden. Weil das aber nicht spektakulär genug für einen Hollywood-Thriller ist, werden die Einsätze in "Sanctum" erhöht - natürlich mit dem neuen Accessoire des 3D.
Daß Cameron, der selbsterklärte "König der Welt", hinter dem Film steht, verwundert nicht. Bereits in "The Abyss" wagte er den Sprung ins kalte Wasser und kombinierte seine Faszination für dessen Welten im letzten Jahrzehnt auch in 3D-IMAX-Dokumentationen wie "Die Geister der Titanic". Wie sich jedoch zeigt, verheißt ein "James Cameron presents" über dem Plakat weder einen spannenden Film noch ein gelungenes 3D.
Denn auf beiden Feldern machten sich Regisseur Alister Grierson und sein Drehbuch- wie Produzententeam das Leben selbst unnötig schwer; und so trifft auf den fertigen Streifen das zu, was sich inzwischen über so viele Filme sagen läßt: Die Idee war nicht schlecht, aber die Umsetzung ...
Die Handlung spielt in der nur teilweise erforschten Esa’ala Höhle in Papua-Neuguinea, wo ein Forschungsteam rund um den weltbesten Höhlentaucher Frank (Richard Roxburgh) von dem Multimillionär Carl (Ioan Gruffudd) mit allerlei Technikspielzeug ausgestattet wurde. Als dieser mit seiner Freundin anreist, um einen möglichen Flußweg in den Ozean zu erforschen, schließt ein aufziehender Hurrikan die Truppe ein.
Zwei Tage bleiben ihnen, ehe die Höhle geflutet wird und sie alle ertrinken. Und weil das nicht packend genug wäre, kommen noch Neidereien zwischen Höhlenmensch Frank und Geldgeber Carl sowie der klassische Vater-Sohn-Konflikt in den Personen von Frank und seinem Sprößling Josh (Rhys Wakefield) hinzu. Einem Abzählreim folgend segnen derweil die übrigen Gruppenmitglieder nach und nach das Zeitliche.
Beim Versuch, Spannung aufzubauen, macht der Film gleich mehrere Fehler. Denn zum einen weiß jeder, der den Trailer gesehen hat, bereits, was sich abspielt und wie es ausgeht; zum anderen nimmt Grierson selbst das Filmende am Beginn vorweg.
Als wäre das nicht genug, sind die Charaktere auch derart besetzt, daß man sich denken kann, wer als nächste/r stirbt. Speziell, wenn die Figuren dann Sätze von sich geben wie: "Blende sie nicht mit der Taschenlampe!". So kommt es, daß sich schwerlich mit der Gruppe Überlebender mitfiebern läßt, wenn man längst ahnt, wer zu sterben hat und wer weiterleben darf. Daß die Dramaturgie des Films dem Schema jedes 0815-Hollywood-Thrillers folgt, tut ein übriges.
Die Simplizität folgt "Sanctum" von seinem an "Daylight" erinnernden Plot bis hin zu den Figuren. So hat man Gruffudds millionenschweren Extremsportler zuvor bereits in Gestalt von Bill Paxton in "Vertical Limit" gesehen, wie auch die dysfunktionale Vater-Sohn-Beziehung inklusive Aussöhnung auf der Zielgerade jedem Erstsemester an der Filmhochschule beigebracht wird.
Daß Grierson versucht, sich in seine Charaktere zu retten, anstatt die Szenerie zu zelebrieren, steht für die Krux des Filmes. Der stellt sich ein ums andere Mal selbst ein Bein - wenn sich beispielsweise eine Figur entscheiden muß, ob sie einen Taucheranzug anzieht oder lieber die Mechanismen eines Kreislauftauchgerätes lernt - beides gleichzeitig scheint unerfindlicherweise unmöglich.
Das andere Problem ist der 3D-Effekt, der ja marktschreierisch im deutschen Verleihtitel auftaucht. Er kommt speziell zu Beginn des Films zur Geltung, wenn Carl und Freundin in Papa-Neuguinea eintreffen, sich durch einen vielbesuchten Markt zwängen und schließlich, in bester "Avatar"-Manier, mit einem Helikopter durch den Dschungel rauschen.
Wenn dann die Kamera einen ersten Tauchgang begleitet und es wirkt, als würde der ganze Kinosaal geflutet, glaubt man in der Tat, das beste 3D seit Camerons Comeback-Film zu sehen zu kriegen.
Die Freude ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn der Rest spielt sich hauptsächlich in der düsteren Enge der Esa’ala Höhle ab. Die Tiefe des Effektes geht hierbei ebenso verloren wie das bißchen Helligkeit, das 3D seit jeher aufsaugt.
Bei all dem Brimborium, vom unnützen visuellen Effekt über die klischeehaften Figuren und das langsame Sterben der Beteiligten, wundert man sich fast, daß die Macher nicht auch noch Haiangriffe in den Tiefen der Höhle integriert haben. Schließlich hätten sie dadurch Spannung und tolle Dreidimensionalität erzeugen können - und sehr viel unplausibler als der Rest wäre es auch nicht geworden.
Ein Tauch-Thriller als 3D-Event fällt bei "Sanctum" gewissermaßen ins Wasser. Immerhin gibt es ein paar Szenen, die ahnen lassen, über welche Stärken Camerons "Avatar"-Sequel (das sich ja auch um Unterseeisches drehen soll) verfügen könnte, wenn es mehr Raum für Licht und Tiefe offenläßt. Bis dahin mag Griersons Zweitwerk als Blaupause für einen Film verstanden werden, dem "Sanctum" ... nun ja: nicht das Wasser reichen kann.
Sanctum (3D)
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