Kino_Roter Drache

Mit viel Leib und wenig Seele

Michael Manns Original hieß bei uns einmal "Blutmond" - und hatte zweifelsohne mit Brian Cox den besseren Dr. Lecter zu bieten. Das hinderte die Hollywood-Maschinisten aber keineswegs daran, nach Oscar- und Kassenerfolg ein Remake in die Welt zu setzen.    31.10.2002

Immer wieder gern: Filme, die beim Betrachter die Frage aufwerfen, was denn das jetzt soll und wo genau der Sinn liegt. Filme wie "Roter Drache". Ridley Scotts "Schweigen der Lämmer"-Sequel "Hannibal" war in Kreativbelangen zwar verdörrter Fleischstrudel, funktionierte aber am box office derart gut, daß 2002 aus natürlich rein künstlerischen Gesichtspunkten der erste Teil der Lecter-Trilogie (nach "Manhunter", 1986) ein zweites Mal abgedreht werden mußte. Selbstredend diesmal mit Anthony Hopkins selbst als unser aller Lieblingsfleischfresser Dr. Hannibal Lecter und auch sonst noch mit reichlich Star-Auflauf obendrauf. Story? Ach, ja, Story!

Ex-FBI-Agent Will Graham läßt sich zur Unterbrechung seines Vorruhestands überreden, um seinen ehemaligen Kollegen bei der Ergreifung eines Serienkillers, der "Zahnfee", beratend zur Hand zu gehen - und bald stellt sich heraus, daß eben dieser im weggesperrten Hannibal the Cannibal einen geistesverwandten Korrespondenzpartner gefunden zu haben scheint. Also auf in die Katakomben!

Hätte auch gut gehen können, tut´s aber nicht. Sichtlich unterfordert mühen sich Sonderklasseschausteller wie Norton und Fiennes durch einen holzschnittartig inszenierten Thriller, dem es so ziemlich an allen Qualitäten mangelt, die "Lämmer" zum Meisterwerk machten: keine Atmosphäre, kein Knistern und leider auch keine Spur von den infamen Psychospielchen zwischen den Protagonisten. Nur mittendrin Hopkins als manisch delirierende Blutwurst. Ein Ärgernis.

Christoph Prenner

Roter Drache

ØØØ

(Red Dragon)


USA 2002

124 Min.
dt. Fassung und engl. OF
Regie: Brett Ratner
Darsteller: Edward Norton, Anthony Hopkins, Ralph Fiennes u. a.

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